Die klassische Sozialstruktur in Familie und Gesellschaft löst sich auf, Freundschaften werden wichtiger. Aber was ist eigentlich Freundschaft? Das Rückzugsgebiet aus einer Welt ökonomischer Zwecke und Zwänge? Oder eine neue Solidarstruktur, die alte Ordnungen wechselseitiger Hilfe ersetzt? In der Berliner Republik wimmelt es von Netzwerkern. Die Grenze zwischen Geschäftsbeziehung und Freundschaft verwischt. Wer da nicht mitmacht, braucht mit Unterstützung nicht zu rechnen. Das gilt für politische Milieus ebenso wie für die Kunstszene. Ist Freundschaft also nur ein weiteres Arbeitsfeld? Wohl kaum. Was Freundschaft sein könnte, darüber schreiben Soziologen, Philosophen, Politiker und Kulturschaffende in diesem Heft. Es geht um Liebe, gegenseitige Verwiesenheit und Angewiesenheit, aber auch um das Gegenteil: um Einsamkeit und das Bedürfnis nach Alleine-Sein. "polar" hinterfragt zudem die verschiedenen Ebenen von Beziehungen. Gibt es "befreundete Staaten"? Und was definiert das besondere Verhältnis Deutschlands etwa zu Israel, den USA oder Frankreich und Polen?