»O Freunde, es gibt keinen Freund« - dieser enigmatische Satz am Anfang von Derridas Buch zitiert eine ganze Tradition philosophischer, politischer und literarischer Texte von Aristoteles über Montaigne, Nietzsche und Kant bis zu Carl Schmitt, Bataille und Blanchot. Er eröffnet jeweils eine Theorie der Freund- und Feindschaft, deren politische Implikationen Derrida herausarbeitet. In unserer Tradition, so die Hypothese des Buchs, ist die Genealogie des Politischen mit dem Paar Bruder/Freund verbunden. Der Begriff des Politischen wie der der Freundschaft greifen zurück auf einen fragwürdigen Schematismus der Abstammung: Herkunft, Geschlecht, Art, Blut, Natur und Nation. Politik der Freundschaft zielt auf einen neuen Begriff des Politischen und der Demokratie.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Was für ein Buch!", ruft Hans-Dieter Gondek zu Beginn seiner Rezension und empfiehlt zum zwei-, ja dreimaligen Lesen des Werks, das er in seiner Komplexität zutiefst bewundert. Er stellt zunächst klar, dass es sich hier nicht um eine "chronologische Geschichte" der Freundschaft oder ihres Begriffs handele, auch wenn von Aristoteles bis Blanchot die ganze Zeitreihe abgeschritten wird. Eher stellt es sich in Gondeks Rezension als eine ausgreifende, vieles streifende Assoziation dar. Als gewichtigsten Gegner, an dem sich Derrida dabei abarbeitet, nennt der Rezensent Carl Schmitt und seinen politischer Begriff von Freund- und Feindschaft. Wie andere Rezensenten vor ihm betont Gondek, dass Derridas Buch dadurch zu einer Parteinahme "für das Politische, ja die Demokratie, genauer für eine zukünftige, im Kommen begriffene Demokratie" werde. Gondek lobt auch Stefan Lorenzers "genaue" Übersetzung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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