Gerüchte sind ein politisch brisantes Kommunikationsphänomen. Dramen von der Frühen Neuzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts inszenieren, reflektieren und kommentieren es auf erhellende Weise.Die politische Wirkungsmacht von Gerüchten ist ambivalent: Sie können Aufstände provozieren, aber auch von Regierungen absichtsvoll verwendet werden. Die politische Virulenz von Gerüchten ist bereits in der Frühen Neuzeit erkannt und in barocken Trauerspielen dramatisch verarbeitet worden. In einer breit angelegten Studie, die kommunikationstheoretisch orientierte Dramenanalysen mit medien-, wissens- und öffentlichkeitsgeschichtlichen Herangehensweisen verbindet, untersucht Elke Dubbels, wie Gerüchte in Dramen von der Mitte des 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts als Kommunikationsgeschehen dargestellt werden. Im Anschluss an einen systemtheoretisch inspirierten Begriff von Öffentlichkeit als »beobachteter Beobachtung« (Schlögl) werden Dramen als Reflexionsmedium politischer Öffentlichkeit erschlossen. Im Zentrum steht die Frage, wie die Stücke Gerüchte in Szene setzen und sich zu der von ihnen dargestellten Öffentlichkeit verhalten. Es zeigt sich, dass die untersuchten Dramen ihre Leser_innen nicht nur für die politische Bedeutung von Gerüchten sensibilisieren und sich von diesen abgrenzen, indem sie ihnen andere Modelle der Kommunikation gegenüberstellen. Vielmehr beteiligen sie sich zum Teil auch performativ an den gerüchtegetriebenen Meinungskämpfen, die sie darstellen.