In jüngster Zeit hat "Versöhnung" als Bestandteil politischer Rhetorik eine Hochkonjunktur erfahren. Nach Terroranschlägen, Bürgerkriegen und politischen Systemwechseln, im Übergang von einem Zustand der Rechtlosigkeit zu Rechtsstaat und Demokratie stehen Gesellschaften und Staaten vor der Aufgabe des "post-conflict-peace-building". Sie schließt ein, angemessene Formen der Aufarbeitung schuldbelasteter Vergangenheit zu finden, die politisch-soziale (Re-)Integration ermöglichen. Ob und inwieweit politische Aussöhnung mit dem in der jüdisch-christlichen Tradition verankerten Versöhnungsgedanken korrelierbar ist, ist jedoch umstritten. Der vorliegende Band enthält Beiträge zur ethischen Grundlagenreflexion im Grenzgebiet von Theologie, Philosophie, Recht und erkundet in kontextbezogenen Fallstudien Chancen und Grenzen von Versöhnungspolitiken. Direktor des Instituts für Theologie und Frieden. Professor Dr. Hans-Richard Reuter lehrt Christliche Gesellschaftswissenschaften an der Universität Münster.