Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2002Politik,
leicht gemacht
Demokratie ist eine Kunst,
die erklärt sein will
FRIEDEMANN BEDÜRFTIG u.a.: Politik ganz easy, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2002. 108 Seiten, 11,95 Euro.
Stichtag ist der 21. September. Wer bis dahin 18 wird, darf darüber mitbestimmen, wer der nächste Bundeskanzler wird. Allen, die erst in vier Jahren oder acht Jahren wählen dürfen, erklärt ein Buch des Ravensburger Buchverlags derweil die Politik. „Politik ganz easy” heißt es und will Jugendliche ermutigen, sich mit der Politik zu beschäftigen.
Das Buch unternimmt einen informativen Streifzug durch das politische System in Deutschland. Die Autoren Friedemann Bedürftig, Markus Schmid und Hans-Otto Wiebus beginnen mit den Grundsätzen der freien Wahl, erklären die Aufgaben von Bundestag und Bundesrat, Bundeskanzler, Kabinett und Bundespräsident. Ein Blick bis zurück ins 10.Jahrhundert dient dazu, verschiedene Regierungsformen vorzustellen.
Einige Politikbereiche werden intensiv beleuchtet, Umweltpolitik zum Beispiel und Rechtsradikalismus – die Auswahl verrät den pädagogischen Impetus der Autoren. Steuern und Staatsfinanzen sind ein Thema, und ein sehr ausführliches Kapitel ist den Parteien gewidmet. Dort erfährt man auch, wie diese sich finanzieren – oder zumindest, wie sie es tun sollten, wenn sie sich tatsächlich an die Gesetze halten würden.
Einer Gefahr sind die Autoren leider gelegentlich erlegen: Im Interesse der Einfachheit beschreiben sie ein wünschenswertes Ideal und verfehlen dabei manchmal knapp die meist kompliziertere Realität. Dass Nachricht und Meinung in einer Zeitung voneinander getrennt werden sollten, ist klar. Dass das nicht überall der Fall ist, allerdings auch.
„Politik ganz easy” – der Titel soll jugendlich wirken. Die Präsentation vor allem kann nicht halten, was der Titel verspricht. Denn eine altbackene Sprache und der oft belehrende, manchmal in den Duktus eines Lexikons abgleitende Ton schmälern die Lust am Lesen und damit auch die Chancen, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen: Jugendliche für Politik zu interessieren. Das Buch wird bei bei Patentanten ein beliebtes Geschenk werden. Weil es daherkommt wie ein Schulbuch, dürfte sich das Geburtstagskind nur mäßig darüber freuen.
FLORIAN EDER
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
leicht gemacht
Demokratie ist eine Kunst,
die erklärt sein will
FRIEDEMANN BEDÜRFTIG u.a.: Politik ganz easy, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2002. 108 Seiten, 11,95 Euro.
Stichtag ist der 21. September. Wer bis dahin 18 wird, darf darüber mitbestimmen, wer der nächste Bundeskanzler wird. Allen, die erst in vier Jahren oder acht Jahren wählen dürfen, erklärt ein Buch des Ravensburger Buchverlags derweil die Politik. „Politik ganz easy” heißt es und will Jugendliche ermutigen, sich mit der Politik zu beschäftigen.
Das Buch unternimmt einen informativen Streifzug durch das politische System in Deutschland. Die Autoren Friedemann Bedürftig, Markus Schmid und Hans-Otto Wiebus beginnen mit den Grundsätzen der freien Wahl, erklären die Aufgaben von Bundestag und Bundesrat, Bundeskanzler, Kabinett und Bundespräsident. Ein Blick bis zurück ins 10.Jahrhundert dient dazu, verschiedene Regierungsformen vorzustellen.
Einige Politikbereiche werden intensiv beleuchtet, Umweltpolitik zum Beispiel und Rechtsradikalismus – die Auswahl verrät den pädagogischen Impetus der Autoren. Steuern und Staatsfinanzen sind ein Thema, und ein sehr ausführliches Kapitel ist den Parteien gewidmet. Dort erfährt man auch, wie diese sich finanzieren – oder zumindest, wie sie es tun sollten, wenn sie sich tatsächlich an die Gesetze halten würden.
Einer Gefahr sind die Autoren leider gelegentlich erlegen: Im Interesse der Einfachheit beschreiben sie ein wünschenswertes Ideal und verfehlen dabei manchmal knapp die meist kompliziertere Realität. Dass Nachricht und Meinung in einer Zeitung voneinander getrennt werden sollten, ist klar. Dass das nicht überall der Fall ist, allerdings auch.
„Politik ganz easy” – der Titel soll jugendlich wirken. Die Präsentation vor allem kann nicht halten, was der Titel verspricht. Denn eine altbackene Sprache und der oft belehrende, manchmal in den Duktus eines Lexikons abgleitende Ton schmälern die Lust am Lesen und damit auch die Chancen, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen: Jugendliche für Politik zu interessieren. Das Buch wird bei bei Patentanten ein beliebtes Geschenk werden. Weil es daherkommt wie ein Schulbuch, dürfte sich das Geburtstagskind nur mäßig darüber freuen.
FLORIAN EDER
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das Autorengespann Friedemann Bedürftig, Markus Schmid und Hans-Otto Wiebus, haben sich das Ziel gesetzt, die Jugend für Politik zu interessieren, dem steht so einiges entgegen stellt der Rezensent Florian Eder fest: Zum einen ist die politische Mit-Entscheidung manchmal erst im Alter von zweiundzwanzig Jahren gefragt, zum anderen beschreiben die Autoren ein Ideal und nicht die "kompliziertere Realität", und das geschieht in einer "altbackenen Sprache", stimulierend "wie ein Schulbuch". Auch wenn kaum ein wichtiges Thema ausgelassen werde und Politik von den Grundsätzen der freien Wahl, über die Aufgaben von Bundestag und Bundesrat bis zu den Gefahren Umwelt und Rechtsradikalismus "ausführlich" erklärt werde, sieht der Rezensent das Buch doch im Bücherregal verstauben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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