49,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 2-4 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

In modernen, komplexen Gesellschaften wächst unsere Abhängigkeit vom Expertenwissen. Theoretiker kommender Technokratie lehrten entsprechend die Unaufhaltsamkeit der Verwandlung der Politik in Sachherrschaft. Die tatsächliche Entwicklung verläuft in entgegengesetzter Richtung. Ineins mit der Verwissenschaftlichung unserer Zivilisation gewinnt in den Prozessen politischer Willensbildung überall der Common Sense an Gewicht - bis hin zu neuen Formen der direkten Demokratie. - Wieso ist das so?
Großorganisationen öffentlichen und privaten Rechts koordinieren heute das politische und
…mehr

Produktbeschreibung
In modernen, komplexen Gesellschaften wächst unsere Abhängigkeit vom Expertenwissen. Theoretiker kommender Technokratie lehrten entsprechend die Unaufhaltsamkeit der Verwandlung der Politik in Sachherrschaft. Die tatsächliche Entwicklung verläuft in entgegengesetzter Richtung. Ineins mit der Verwissenschaftlichung unserer Zivilisation gewinnt in den Prozessen politischer Willensbildung überall der Common Sense an Gewicht - bis hin zu neuen Formen der direkten Demokratie. - Wieso ist das so?

Großorganisationen öffentlichen und privaten Rechts koordinieren heute das politische und wirtschaftliche Handeln in Räumen von kontinentaler Weite. Eine Weltgesellschaft bildet sich heraus. Zugleich nimmt aber die Zahl der Staaten nicht ab. Sie wächst vielmehr - um das Siebenfache im Osten Europas bis hinein in den Vorderen Orient seit dem Ende des Ersten Weltkriegs. Binnenstaatlich lassen sich Tendenzen der Regionalisierung und Föderalisierung beobachten. - Wie erklärt sich diese Pluralisierung der Staatenwelt just im Zeitalter der Globalisierung?

Die moderne Zivilgesellschaft entwickelt wissenschaftlich und technisch, wirtschaftlich und rechtlich Züge einer weltweiten Einheitszivilisation. Komplementär dazu laufen bis hin zu religiösen Lebensformen kulturelle Differenzierungsvorgänge ab. Die ökumenische Kooperation der Kirchen ist eine Realität. Zugleich aber bringen sich neue variantenreiche, auch bekenntnistreue Frömmigkeitsformen zur Geltung. - Wieso wächst mit der Einheit der Welt unser Interesse, uns von anderen unterschieden zu halten?

Die moderne Gesellschaft ist eine egalitäre Massengesellschaft. Dennoch driften gerade in dieser Gesellschaft die von den Individuen tatsächlich erreichten Partizipations- und Kommunikationsniveaus immer weiter auseinander, und komplementär dazu gewinnen Formen der symbolischen Repräsentanz politischer Einheit an Bedeutung. - Wieso haben die Kulturkritiker, die Vermassung und Verfall der Individualität befürchteten, unrecht behalten? In der Beantwortung dieser Fragen macht das vorliegende Buch Formen der Politik nach der Aufklärung sichtbar. Die von bedeutenden Theoretikern vorausgesagte Zukunftsunfähigkeit zentralistisch-expertokratisch regierter, gar einheitsparteilich beherrschter Systeme hat sich bestätigt. Die Lebensbedingungen hochentwickelter Gesellschaften erzwingen neue Freiheiten ihrer Selbstorganisation. Das liberale Aufklärungserbe hat sich gegen den totalitären Teil dieses Erbes erfolgreich durchgesetzt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Neun Aufsätze aus den letzen vier Jahren enthält das Buch von Hermann Lübbe, die alle ein Grundthema gemeinsam haben: Die Globalisierung führt zu einer Abwahl zentralistischer Politik und zu einem "Durchwurschteln" auf lokalen Ebenen, das sich einerseits zwangsläufig ergibt, andererseits aber einer dringenden demokratischen Organisation bedarf. So fasst Ludger Heidbrink Grundthema und -thesen von Lübbe zusammen, denen er einerseits einen gewissen Erklärungswert für das Festhalten an überlieferten Glaubens- und Wissensbeständen zuschreibt, obwohl er andererseits Lübbes Schlussfolgerungen nicht folgen mag. "Wer im Zeitalter der dezentralen Vernetzung vorrangig auf den lokalen Willen zur Selbstbestimmung setzt, auf Kommunalpolitik und Bürgerverwaltung, blendet die Notwendigkeit einer überregionalen, transnationalen Politik aus", lautet das kritische Resümee des Rezensenten.

© Perlentaucher Medien GmbH