Dieses bemerkenswerte Interview lässt eine Debatte erahnen, die trotz der großen Nähe der Protagonisten in einem sprudelnden, aber in der Kunst der "diplomatischen Vermeidung" geübten intellektuellen Milieu niemals stattgefunden hat. Ende der 1980er-Jahre, als an den amerikanischen Universitäten leidenschaftlich über die "Dekonstruktion" debattiert wurde, wandte sich Michael Sprinker in einem Brief an Jacques Derrida, um mehr über die Beziehung zwischen dessen Philosophie und dem Marxismus aber auch über seine persönliche Beziehung zuLouis Althusser zu erfahren. Derrida war seit Anfang der 1950er-Jahre, zuerst als Schüler und dann als Kollege, mit Althusser, dem berühmtesten französischen Marx-Exegeten, in Kontakt. Er erzählt diese verspätete Begegnung von "Dekonstruktion" und "Marxismus" und zeichnet dabei ein Bild des intellektuellen französischen Lebens: die Nachkriegszeit bis Mai 68 mit den prägenden Persönlichkeiten Sartre und Merleau-Ponty, von den frühen Schriften Foucaults bis zum Lacan-Seminar, von der Kapital-Lektüre von Althusser, Macherey, Balibar, Rancière und Establet bis zur Rezeption Heideggers.
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