Versteht man vormoderne Politik in erster Linie als Ausübung von Macht, durch die Herrschaft etabliert und verstetigt, soziale Zustände festgelegt und gesellschaftliche Hierarchien stabilisiert werden, so hat eine solche Politik stets mit Konflikten zu rechnen. Deshalb darf sich Macht nicht verausgaben, etwa durch Kriege, sondern muss sich symbolisch, etwa im Zeremoniell, in der politischen Rhetorik, in der Kunst oder allgemein in der visuellen Kommunikation repräsentieren. Auf diesem Feld politischen Agierens lassen sich unterschiedliche Politikstile identifizieren. Politikstil ist nicht nur, so wie jeder Stil, eine Interpretationskategorie, sondern beschreibt eine historische Ausdrucksabsicht. Politikstile bilden sich als performative Antworten auf gesellschaftliche Problemlagen unter den verschiedenen sozialen Akteuren heraus. Durch Politikstile werden Mehrdeutigkeiten des politischen Handelns auf wiederkehrende und damit wiedererkennbare Verhaltens- und Darstellungsweisen reduziert bzw. als solche verdeutlicht. Der Band versammelt Beiträge einer interdisziplinären Tagung, die im Juni 2015 in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung und am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München stattfand. Er rekonstruiert die Intentionen politisch konstituierter Herrschaft und die Modi ihrer ästhetischen (Selbst-)Darstellung ebenso wie die kommunikativen Mechanismen, die bei der Durchsetzung politischer wie künstlerischer Interessen zum Einsatz kamen. Gefragt wird nach den Interferenzen und Konkurrenzen des Politischen wie des Künstlerischen. Neben Überlegungen zum Konzept des Politikstils versammelt der Band exemplarische Fallstudien zu Bildern, Texten, Interaktionen und Akteuren, die Aufschlüsse über das frühneuzeitliche Politik-, Symbol-, Zeichen- und Kunstverständnis geben.