von Klaus v. Beyme Theoriegeschichte bedurfte keiner kulturalistischen Wende, um an der Frage interessiert zu sein: in welchem kulturellen Kontext steht ein Gedankengebäude und welche bio graphischen Umstände helfen ein Werk zu erklären? Je höher das Abstraktionsniveau einer Theorie, um so irrelevanter wird diese Rekonstruktion des sozialen Backgrounds. Friedrich hat die Totalitarismustheorie trotz einiger höhergestochenen Aspirationen in Nebensätzen als deskriptive Theorie verstanden. Theorie ist eigentlich schon ein zu hoch gegriffener Terminus. Er erhält lediglich mildernde Umstände in einer Zeit, wo schon ein paar allgemeine Verlautbarungen einer Firma als die "Philosophie des Unter nehmens" vermarktet werden. Das geringe Abstraktionsniveau dieser "Theorie" und seine Eignung als Instrument im politischen Konflikt der Zeit des Kalten Krieges lassen das kritische Interesse des Autors an den Hintergrunderfahrungen und biographischen Verflechtungen verständlich werden. Er enthältsich methodischer Offenbarungseide, die sonst Habilitationsschriften überfrachten, und die ganz sicher für diese kritische, ja gelegentlich bissige Analyse nicht überflüssig gewesen wären. Das Kredo des Autors paßt zu der Einleitung eines Bandes, an dem Hans 1. Lietzmann mitgewirkt hat: "Zunächst gilt es Abschied zu neh men von den konventionellen Fragen der Wissenschaftsgeschichte: es wird nicht mehr in erster Linie nach den ,Objektbeziehungen' des Totalitarismuskonzeptes gefragt, da nach, ob und inwieweit es zur wissenschaftlichen Analyse bestimmter Regime taugt.