Die vorliegende Untersuchung sollte die Frage beantworten, inwieweit offene Fragestellungen zum Thema "Steuern" im Mathematikunterricht Reflexionen über soziale Verhältnisse zulassen und ob man damit auch etwas über Mathematik lernt. Auch sollte der Einfluss mathematischer Darstellungsmethoden für die SchülerInnen anhand von bestehenden und selbst erfundenen Lohnsteuermodellen nachvollziehbar gemacht werden. Die Empfindungen für "Gerechtigkeit" und "Ehrlichkeit" nahmen hier eine zentrale Rolle ein. Um das Reflexionspotenzial von SchülerInnen analysieren zu können, wurde darauf geachtet, dass möglichst viele Reflexionen über soziale Belange und die Rolle der Mathematik von den SchülerInnen selbst stammen. Dies machte eine deutliche Zurückhaltung des Lehrenden notwendig. Das Unterrichtsprojekt liefert interessante Resultate bezüglich der Rolle eines planenden, aber auf weiten Strecken passiv agierenden Lehrenden, des Stellenwerts und der Rechtfertigung von Sozialreflexion für den Mathematikunterricht wie auch des Erfolgs offener Fragestellungen. Weiters lässt es Spekulationen über Irritation durch Provokation zur Steigerung der Reflexionstiefe zu.