Das Politische ist eine besondere Form des Verstehens und der Interpretation von Wirklichkeit - das ist die zentrale These der vorliegenden Studie. Ausgehend von der Annahme einer engen Beziehung zwischen den Grundproblemen der politischen Theorie und der Hermeneutik als einer Theorie oder Philosophie des Verstehens werden im Zuge einer vergleichenden Interpretation der Werke John Deweys und Hannah Arendts die Konturen eines genuin hermeneutischen Begriffs des Politischen herausgearbeitet. Für beide Denker ist die Praxis des politischen Verstehens, nämlich die eigentümliche Art und Weise, in der Bürger die sie umgebende gesellschaftliche Wirklichkeit erfahren und ausdeuten, die kognitive und kulturelle Grundlage politischen Handelns, von der her sich die besondere symbolische Struktur öffentlicher Räume und demokratischer "communities" erschließen lässt. Beide Werke lassen sich vor diesem Hintergrund als Entwürfe einer politischen Kulturtheorie bzw. einer "politischen Hermeneutik" verstehen, die sich allerdings hinsichtlich ihres jeweiligen Verständnisses von Kritik bzw. von der Beziehung zwischen politischer Praxis und kritischer Theorie grundlegend voneinander unterscheiden. Mit Deweys "immanenter" und Arendts "offener" Perspektive stehen sich, so die abschließende These der Studie, zwei verschiedene Grundtypen einer kritischen hermeneutischen Theorie des Politischen gegenüber.