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Eine grundlegende und umfassende Einführung in die modernen Strömungen der politischen Philosophie: Utilitarismus, Liberalismus, Libertarismus, Marxismus, Kommunitarismus und Feminismus.
"Auch für den mit der Thematik Vertrauten ist Kymlickas Buch eine wahre Fundgrube von scharfsinnigen, überraschenden und teilweise brillant vorgetragenen Gedankengängen." Frankfurter Rundschau
"Er zieht die präzise Argumentation einer schönen Formulierung vor und erzielt gerade durch diesen Verzicht eine beeindruckende Eleganz der Darstellung." Frankfurter
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Produktbeschreibung
Statt früher 51,00 Euro jetzt nur noch 21,50.

Eine grundlegende und umfassende Einführung in die modernen Strömungen der politischen Philosophie: Utilitarismus, Liberalismus, Libertarismus, Marxismus, Kommunitarismus und Feminismus.

"Auch für den mit der Thematik Vertrauten ist Kymlickas Buch eine wahre Fundgrube von scharfsinnigen, überraschenden und teilweise brillant vorgetragenen Gedankengängen."
Frankfurter Rundschau

"Er zieht die präzise Argumentation einer schönen Formulierung vor und erzielt gerade durch diesen Verzicht eine beeindruckende Eleganz der Darstellung."
Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Eine so engagierte, auf so umsichtige Art radikale Einführung in die politische Philosophie der Gegenwart ist ein seltener Glücksfall." Rolf Wiggershaus, Tages Anzeiger
Autorenporträt
Will Kymlicka ist Professor für Philosophie an der Queen's University in Kingston (Ontario). Nach der Promotion an der britischen Oxford University 1987 lehrte er an den Universitäten von Princeton, Toronto und Ottawa.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.1996

Suche nach der gerechten Gesellschaft
Eine Einführung in die politische Philosophie

Will Kymlicka: Politische Philosophie heute. Eine Einführung. Aus dem Englischen von Hermann Vetter. Reihe "Theorie und Gesellschaft", Band 35. Campus Verlag, Frankfurt am Main und New York 1996. 297 Seiten, 98,- Mark.

Politische Theorien sind Versuche, Antworten auf die Frage nach der Möglichkeit einer gerechten Gesellschaft zu finden. In einem zu Recht vielbeachteten Werk (Bürgerrechte ernst genommen, Frankfurt 1984) hat Ronald Dworkin dargelegt, daß die Grundlage fast aller dieser Theorien das Prinzip der Gleichheit ist. Will Kymlicka hat diese Überlegung, der er zustimmt, als Ausgangspunkt für seine einführende Darstellung der modernen politischen Philosophie gewählt. In der Tat überzeugt Dworkins Argument: Auf der einen Seite steht die (verschieden verstandene) Gleichheit als erstes Ordnungsprinzip - wie bei Hobbes, Locke und vielen anderen -, auf der anderen Seite ist eine Ordnung vorstellbar, die auf diese Annahme verzichtet. Hier spannt sich ein Bogen von Edmund Burke über die Restauration und Romantik zu (einigen) Kommunitaristen unserer Tage. Die Begriffe Gleichheit und Gerechtigkeit sind fraglos die Ausgangspunkte moderner politischer Philosophie.

Will Kymlicka stellt in seiner Einführung in die gegenwärtige politische Philosophie in einer Reihe von abgeschlossenen, aber doch aufeinander aufbauenden Essays die wichtigsten Stränge der gegenwärtigen politischen Theorie dar. Er beginnt mit dem Utilitarismus als der in der (amerikanischen) Gesellschaft vorherrschenden politischen Moral. Im Anschluß unterscheidet er zwei Spielarten des Liberalismus, die sich gegen den Utilitarismus wenden: John Rawls' und Ronald Dworkins Arbeiten zu einer Theorie der liberalen Gleichheit und die als "Libertarismus" bezeichnete Variante Robert Nozicks. Eine Darstellung des zeitgenössischen marxistischen Denkens und zwei Kapitel zur Theorie des Kommunitarismus und des Feminismus beschließen den Band.

Kymlickas Sympathie gehört zweifelsohne einer Form des sozialen Liberalismus - eine solche Parteinahme bringt vor allem eine kritische Sicht auf den Kommunitarismus mit sich. Die eigenartige Faszination, die der Kommunitarismus dieser Tage ausübt, beruht auf einem Unbehagen, das erklärt wird als die Folge der liberalen, spezifisch neuzeitlichen Politik. Der Mensch wird in dieser Theorie - wenn auch nur in einem theoretischen Modell - aus seinem sozialen Zusammenhang herausgelöst, das zoon politikon mutiert zu einem asozialen, recht ungeselligen Wesen, das vernünftig und emotionslos seine Interessen verfolgt und seine Gewinne maximiert. Von Thomas Hobbes zu John Locke, von Adam Smith zu James Madison wurde dieser Aspekt als Ausgangspunkt für die Begründung einer politischen Ordnung gewählt. Allerdings übersehen die Kritiker des Liberalismus, daß dies ein Modell, keine Beschreibung der Realität ist. Der Kommunitarismus wählt mithin den falschen Gegner: Der Prozeß der Säkularisierung und Individualisierung war nicht Folge einer politischen Theorie, sondern die politische Theorie nahm sich der Veränderungen an und suchte nach Begründungen. Recht eigentlich trifft die kommunitaristische Kritik nur die radikalste Spielart des Liberalismus - die in dieser Einführung als Libertarismus benannte Theorie.

Die grundlegende Basis des kommunitaristischen Denkens sieht Kymlicka in dessen Wendung gegen den liberalen Individualismus und einen Staat, der sich gegenüber der Lebensgestaltung seiner Bürger neutral verhält. Kymlicka weist die kommunitaristische Forderung nach einem paternalistischen und perfektionistischen Staat mit einem überzeugenden Argument zurück: Um allgemein verbindliche Werte vorzugeben und bestimmte Lebensgestaltungen als wertvoll zu bestimmen, bedürfte es zunächst einer Einigung aller Bürger über diese Werte. Die von den Kommunitaristen ins Feld geführten Beispiele aus der Geschichte machten aber deutlich, daß gerade eine solche Einigung, wenn überhaupt, nur auf Kosten von Randgruppen erzielt werden konnte - und somit dem Gleichheitsprinzip fundamental entgegensteht.

Auch andere Konzepte werden aus dieser Grundposition heraus betrachtet. Gemessen am Kriterium der Gleichheit, gesteht Kymlicka dem utilitaristischen Denken zu, daß es eine auf das Wohl der Menschen bedachte politische Moral begründete, die die Wünsche aller Menschen als gleichwertig anerkennt. Das dieser Theorie zugrundeliegende Konzept der Gleichbehandlung bewertet er jedoch als unangemessen: Die Schwierigkeit der Utilitaristen, den "Nutzen" näher zu bestimmen und gerecht zu verteilen, zeigt, daß es hierzu einer Theorie "fairer Anteile" bedarf. Diese Theorie findet Kymlicka überzeugend nur in den Begründungen liberaler Gleichheit bei John Rawls und in der kritischen Überprüfung und Weiterentwicklung dieser Theorie bei Ronald Dworkin. Rawls wendet sich gegen den Utilitarismus, der nicht allen die gleichen Rechte und Freiheiten zu garantieren vermag, und entwickelt eine auf dem intuitiven Argument der Chancengleichheit begründete systematische Theorie. Eine egalitärere Theorie ist, Dworkin zufolge, nicht denkbar. Mit großer Kenntnis und sehr anschaulich rekonstruiert Kymlicka die darauf aufbauende Argumentation Dworkins über die Herstellung von Gleichheit.

Explizit gegen einen solchen Ausgleich und das Argument der Chancengleichheit wendet sich unter Berufung auf die Eigentumsrechte und die Wirkungsweise des freien Marktes die von Robert Nozick begründete "libertäre" Denkrichtung. In der staatlichen Steuererhebung sieht Nozick eine Verletzung grundlegender menschlicher Rechte - letztlich eine Form von Zwangsarbeit. Kymlicka erkennt zwar das Prinzip der Gleichbehandlung aller als Grundlage des Libertarismus an, spricht jedoch Nozick ab, mit dem Argument des Eigentums an der eigenen Person eine ausreichende Begründung für die Ablehnung jeglichen Ausgleichs zu liefern.

Das moderne marxistische Denken weist neben Theorien, die ähnlich der liberalen Gleichheitstheorie einen gerechten Ausgleich anstreben, zwei Strömungen auf, von denen eine sich prinzipiell gegen den Gedanken der Gerechtigkeit wendet, die andere diesen mit der Idee des Privateigentums als unvereinbar erklärt. In einer kritischen Auseinandersetzung kommt Kymlicka zu dem Ergebnis, daß diese Theorien entweder - wie der Libertarismus - eine formale Forderung des Selbsteigentums bekräftigen oder letztlich auf eine - dem sozialliberalen Denken entliehene - Begründung für sozialen Ausgleich zurückgreifen.

Kymlickas die Einführung abschließende Darstellung der feministischen Theorie beschränkt sich angesichts der Vielfalt der vertretenen Positionen auf einige wesentliche kritische Argumente, die der Feminismus gegen die prinzipiell "männliche" Prägung der demokratisch-liberalen Gerechtigkeitsauffassung beziehungsweise gegen eine als "männlich" empfundene Gerechtigkeitsethik ins Feld führt.

Die Folge der einzelnen Kapitel vermittelt eine guten Überblick, sie führt in die Thematik ein, nennt und diskutiert die wichtigsten Aspekte. Hinzu kommt, daß Will Kymlicka mit der einem angelsächsischen Autor eigenen Klarheit schreibt: Er zieht die präzise Argumentation einer schönen Formulierung vor und erzielt gerade durch diesen Verzicht eine beeindruckende Eleganz der Darstellung. Eine Einführung, die jedem an politischer Philosophie interessierten Leser, auch dem Nichtfachmann, zu empfehlen ist. DIETMAR HERZ

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