Die Pomona Britannica wurde von dem für seine Obst- und Blumenporträts berühmten Zeichner und Stecher George Brookshaw (1751 - 1823) erstmals 1812 publiziert. Eindrücklich wird der Reichtum der damals in England kultivierten Obstvarietäten - 256 Sorten von insgesamt 15 Obstarten auf herrlichen Tafeln illustriert. Die prächtig gezeichneten Früchte - Erdbeeren, Pfirsiche, Äpfel und viele andere Arten - scheinen vor dem in verschiedenen Brauntönen angelegten Hintergrund so realistisch, dass dem Betrachter sprichwörtlich das Wasser im Munde zusammen läuft. Kurze einführende Texte beschreiben Nährwert aber auch kulturhistorische Gegebenheiten jeder Obstart. Heute kennt fast jeder die Namen gängiger und beliebter Obstsorten. Aber das war nicht immer so. Obwohl bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Tausende von verschiedenen Obstsorten kultiviert wurden, wußten Gärtner und Gartenliebhaber über sie nur wenig und so entwickelte sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts eine botanische Spezialdisziplin: die sogenannte experimentelle Pomologie. Diese Lehre vom Obstbau und von den Obstsorten bildete die Vorstufe der wissenschaftlichen Pomologie, die in zahlreichen Büchern dargestellt wurde. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gipfelte die Blütezeit der pomologischen Tafelwerke in prächtigen Druckausgaben: die Pomona Britannica von George Brookshaw ist die umfangreichste und exklusivste pomologische Publikation und die kolorierten Farbdrucke zählen zu den Hochwertigsten, die je geschaffen wurden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2002Kennst Du das Land?
Ananansplantagen in Cornwall? Feigenbäume in Chelsea? Vieles blüht und gedeiht auf den grünen und angenehmen Hügeln Englands, dort, wo im Dauerregen, wenn die Tag länger werden, die Bewohner sich ihr Neues Jerusalem herbeizusingen lieben, den immergrünen Fruchtgarten mit dem wunderbarsten Obst. Eine solche Vielfalt an Annehmlichkeiten bereitet das selbsterschaffene Paradies, dass die „Sammlung der meistgeschätzten Früchte, die gegenwärtig in diesem Land angebaut werden” schon 1812 einen dicken Prachtband füllte. Die „Pomona Britannica” von George Brookshaw (1751 bis 1823) ist ein Klassiker der Buchkunst und das konzentrierte Elixier eines selbstzufriedenen Lebensgefühls voll botanisierender Geschäftigkeit, wie der englische Landadel es sich eben leisten konnte.
Die 90 Farbtafeln, die der Taschen-Verlag neu auflegt, zeigen das Obst in der Ordnung des ewigen Rhythmus der Natur: angefangen mit Erdbeeren im Frühsommer, über Johannisbeeren, Kirschen, Pflaumen, Pfirsische – mit dem delikatschrumpeligen Kanzlerpfirsich, dem Katharinen-Lackpfirsich, dem Härtling von Newington (unser Bild, von oben nach unten) – mit Ananas, Trauben, Melonen ... bis zu den Kochäpfeln im Spätherbst. Der ambitionierte Obstgarten verfügte selbstverständlich über ein Gewächshaus, oder der Gärtner war ein Mann von Optimismus.
Bereichert haben die Herausgeber die großartigen Bildtafeln mit Obstrezepten aus dem klassischen „Universal Lexicon of the Culinary Art” von 1890. Selbstverständlich geht Alkohol sehr gut mit Früchten zusammen, ebenso gut passt er zu Sahne. Und zehn bis zwölf Eier suchen nach ihren Kirschen, das gibt dann Kirsch-Pudding mit Gries.
ukü
GEORGE BROOKSHAW: Pomona Britannica. Mit Texten von Uta Pellgrü-Gagel, Werner Dressendörfer und Gotthard Brandler. Taschen Verlag, Köln 2002. 192 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Ananansplantagen in Cornwall? Feigenbäume in Chelsea? Vieles blüht und gedeiht auf den grünen und angenehmen Hügeln Englands, dort, wo im Dauerregen, wenn die Tag länger werden, die Bewohner sich ihr Neues Jerusalem herbeizusingen lieben, den immergrünen Fruchtgarten mit dem wunderbarsten Obst. Eine solche Vielfalt an Annehmlichkeiten bereitet das selbsterschaffene Paradies, dass die „Sammlung der meistgeschätzten Früchte, die gegenwärtig in diesem Land angebaut werden” schon 1812 einen dicken Prachtband füllte. Die „Pomona Britannica” von George Brookshaw (1751 bis 1823) ist ein Klassiker der Buchkunst und das konzentrierte Elixier eines selbstzufriedenen Lebensgefühls voll botanisierender Geschäftigkeit, wie der englische Landadel es sich eben leisten konnte.
Die 90 Farbtafeln, die der Taschen-Verlag neu auflegt, zeigen das Obst in der Ordnung des ewigen Rhythmus der Natur: angefangen mit Erdbeeren im Frühsommer, über Johannisbeeren, Kirschen, Pflaumen, Pfirsische – mit dem delikatschrumpeligen Kanzlerpfirsich, dem Katharinen-Lackpfirsich, dem Härtling von Newington (unser Bild, von oben nach unten) – mit Ananas, Trauben, Melonen ... bis zu den Kochäpfeln im Spätherbst. Der ambitionierte Obstgarten verfügte selbstverständlich über ein Gewächshaus, oder der Gärtner war ein Mann von Optimismus.
Bereichert haben die Herausgeber die großartigen Bildtafeln mit Obstrezepten aus dem klassischen „Universal Lexicon of the Culinary Art” von 1890. Selbstverständlich geht Alkohol sehr gut mit Früchten zusammen, ebenso gut passt er zu Sahne. Und zehn bis zwölf Eier suchen nach ihren Kirschen, das gibt dann Kirsch-Pudding mit Gries.
ukü
GEORGE BROOKSHAW: Pomona Britannica. Mit Texten von Uta Pellgrü-Gagel, Werner Dressendörfer und Gotthard Brandler. Taschen Verlag, Köln 2002. 192 Seiten, 24 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Richtig lustvoll schwärmt der Rezensent mit dem Kürzel "ukü" von diesem vor fast 200 Jahren erstmals erschienenen und jetzt neu herausgegebenen "Klassiker der Buchkunst", bei dem es um den Anbau von Obst im milden Südengland geht. Das Buch wirkt auf ihn wie das "konzentrierte Elixier eines selbstzufriedenen Lebensgefühls voll botanisierender Geschäftigkeit" und strahlt seiner Ansicht nach eine Menge Optimismus aus. Auch die "großartigen Bildtafeln" und die Rezepte zur Weiterverarbeitung des angebauten Obstes haben es dem Rezensenten angetan. Er findet große Worte für dieses Buchprojekt: Seiner Meinung nach dokumentiert es nicht weniger als ein "selbsterschaffenes Paradies".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH