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Ein Reisebegleiter und archäologischer Führer zu Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik Pompejis. Er gibt eine Einführung in die Geschichte sowie die Bau- und Dekorationskunst der Stadt und beschreibt sieben Rundgänge durch alle Stadtviertel. Sämtliche Häuser und Tempel, Plätze und Straßen, Thermen und Gärten werden durch einen ausführlichen Text und anhand von 83 Plänen und Skizzen sowie 29 Farbabbildungen dargestellt und erklärt. So entsteht ein umfassendes und lebendiges Bild der Stadt, die seit 2000 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat. Ein Standardwerk für Pompeji-Besucher.

Produktbeschreibung
Ein Reisebegleiter und archäologischer Führer zu Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik Pompejis. Er gibt eine Einführung in die Geschichte sowie die Bau- und Dekorationskunst der Stadt und beschreibt sieben Rundgänge durch alle Stadtviertel. Sämtliche Häuser und Tempel, Plätze und Straßen, Thermen und Gärten werden durch einen ausführlichen Text und anhand von 83 Plänen und Skizzen sowie 29 Farbabbildungen dargestellt und erklärt. So entsteht ein umfassendes und lebendiges Bild der Stadt, die seit 2000 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat. Ein Standardwerk für Pompeji-Besucher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Hurra, sie lebten noch
Eine tolle Aussicht auf unsere Stadt: Pompeji glänzte länger als gedacht / Von Dieter Bartetzko

Edward Bulwer-Lyttons Roman "Die letzten Tage von Pompeji" hält vermutlich lange schon eine Spitzenstellung in der edlen und bleichen Sammlung der meistverehrten und wenigstgelesenen literarischen Klassiker. Doch Pompejis Faszinosum, das der Schriftsteller so unvergleichlich lakonisch im Titel zusammengefaßt und im Nachwort zum Dornröschensyndrom verdichtet hat, ist so wirksam wie eh und je. Jeder, der die Ausgrabungen der antiken Stadt besucht, erwartet zu finden, was Bulwer beschrieben hat - eine Stadt, in der die fliehenden Pompejaner ihr letztes Brot auf den Tischen, ihre Schätze in den Truhen und die Salböle in den Thermen zurückgelassen haben.

Um so heftiger ist für jeden Ankommenden der Schock der Erkenntnis. Wer Pompeji sieht, sieht eine grausam zerstörte und geplünderte Stadt - das Werk nicht nur der Katastrophe des August 79 nach Christus, sondern auch all derer, die seit 1728 hier gruben und zerstörten, unterstützt von der Natur, der seither so viele Bauten schutzlos preisgegeben sind. Und das Werk auch all jener Tausender, die täglich die Ruinen durchwandern, sie bestaunen, berühren und beschädigen.

Aber die ersten, die Pompeji ausraubten, waren die Überlebenden. Schon die Ausgräber des achtzehnten Jahrhunderts stellten Tunnel und Mauerdurchbrüche in den meisten Häusern fest. Rasch war klar, daß ehemalige Bewohner, wie klagende Graffiti bewiesen, aber auch Plünderer, wie lapidare Notationen von Beutestücken belegten, alle erreichbaren Bauten durchwühlt hatten. Doch entsetzt über Giftgase, die ausströmten, wann immer man auf versiegelte Räume stieß, und entmutigt von der verheerenden Zerstörung auch der Landstraßen, Häfen und Wege, habe man bald aufgegeben. So lautete bis vor wenigen Jahren das Urteil der Archäologen. Ihr Kronzeuge war der römische Dichter Statius, der im Jahr 95 beim Besuch der Golfregion eine Elegie gedichtet hatte: "Werden die künftigen Jahrhunderte glauben können, daß Städte und ihre Bewohner unter ihren Füßen begraben liegen und daß die Felder ihrer Ahnen in einem Meer von Feuer untergegangen sind, wenn erst einmal die Ernten wieder heranreifen und diese Wüste wieder grünt?"

Doch diese Wüste lebte. Das ist eine der überraschenden Erkenntnisse, die in dem neuen, von Filippo Coarelli herausgegebenen Pompeji-Band zu lesen sind. Das hoch gelegene Forum, von dem man lange schon wußte, daß von dort Statuen, Säulen, Marmor und Travertin abtransportiert worden waren, muß nach der Katastrophe so etwas wie eine Manufaktur unter freiem Himmel gewesen sein. So jedenfalls sagen es die neuen Interpretationen altbekannter Fundstücke aus Pompejis zentralem Jupitertempel. Kronzeuge ist dabei der Torso der Monumentalstatue des obersten römischen Gottes, den man vor dem Tempelpodium fand.

An der Rückseite des Torso sind Spuren eines Bacchus-Reliefs zu sehen. Die traditionelle Deutung war die, daß man in den Jahren nach 62, als ein heftiges Erdbeben - der Vorbote des Vulkanausbruchs - Pompeji verheert hatte, sich mit dem abgebrochenen Jupiterkopf als Monumentalbüste begnügt habe und siebzehn Jahre nach dem Beben noch immer damit beschäftigt gewesen sei, den Körper zu einem Relief umzuarbeiten. Nun deutet alles auf das Umgekehrte hin: Das flüchtig frei geräumte Forum diente nach 79 als Bildhauerwerkstatt unter freiem Himmel, wo die Kultstatue und andere aus den Trümmern gezerrte Spolien in leicht transportable, aber erlesene Stücke umgearbeitet wurden. Weshalb aber die Arbeiten liegenblieben, ob vielleicht neuerliche Erdstöße die eifrigen Resteverwerter vertrieben, ist wieder ein neues Rätsel.

Überhaupt haben jüngere Forschungen, an denen die Autoren des Buchs beteiligt waren, Neues und Überraschendes über Pompeji herausgefunden. Die Frühgeschichte der Stadt, die bei ihrem Untergang unglaubliche sechshundert Jahre alt war, wird deutlicher. Fesselnd sind die Berichte über neu entdeckte archaische Tempel und deren Riten, die den Fortbestand primitiven Aberglaubens auch im hellenistisch und dann römisch-nüchtern geprägten Pompeji belegen. Vor allem aber ist man nun nahezu sicher, daß der Ausbruch keineswegs eine Stadt überraschte, die, wie lange Zeit angenommen, sich nur mühsam von den Folgen des Erdbebens erholte. Im Gegenteil scheint Pompeji auf das Beben mit dem Optimismus städteplanerischer Neuordnung und einem an die Wirtschaftswunderzeit gemahnenden spekulativen Elan reagiert zu haben: Die Baustellen, auf die die Spaten der Ausgräber immer wieder treffen, gelten heute als Indiz kleinerer Streubeben kurz vor der finalen Katastrophe, deren Folgen man mit bewunderswerter Zuversicht und Energie immer wieder sofort zu beheben suchte.

Einen Hauptbeweis für die Vitalität Pompejis bis zuletzt lieferte eine der jüngsten Ausgrabungen, die in Murecine, fünfzig Schritt vor dem antiken Sarno-Tor, eine Luxusherberge zutage förderte. In damals zauberhafter Lage über Pompejis Hausfluß, dem schiffbaren Sarno, und dessen Hafen gelegen, war dieses Hotel als Treffpunkt einheimischer und ausländischer Reeder und Bankiers nach dem großen Erdbeben erbaut worden. Seine fast unversehrten Fresken, darunter ein Apollozyklus und die Dioskuren, gehören zum Besten, was die Stadt und Italien an römisch-antiker Malerei besitzen. Auch in Murecine fanden sich Beweise für eine - wenn auch äußerst bescheidene - Siedlungskontinuität. Denn alle Bautrakte der Luxusherberge, die aus der Verschüttung aufragten, wurden nach der Eruption zu Bestandteilen eines Gutshofs, der, wie Statius' Gedicht andeutete, reiche Ernten erwirtschaftete.

Was die Aktualität angeht, zählt also der Absatz über Murecine zu den Glanzpunkten des Buchs. Aber es ist auch Kronzeuge der anscheinend unvermeidlichen Schönfärberei, in die fast jedes Pompeji-Buch verfällt: Mit keinem Wort wird erwähnt, daß die herrlichen Gemälde des Komforthotels seit ihrer Restaurierung in Holzverschalungen stecken und niemand weiß, wann und wo sie ausgestellt werden können. Kein Wort, daß viele der ausführlich erläuterten Kunstwerke aus Tempeln und Häusern seit der Schließung des Antiquariums von Pompeji vor vierzig Jahren in örtlichen Magazinen verstauben oder in den Heerscharen antiker Kunst im Nationalmuseum in Neapel verkümmern.

Bestechend anschaulich und immer auf dem neuesten Stand der Forschung wird über die Patriziersitze, die Villen, aber auch die Hotels und Werkstätten, die Weingärten und die Bordelle Pompejis erzählt. Daß aber eine so majestätische Anlage wie die hellenistische "Casa delle Nozze d'Argento" mit ihrem eleganten intimen Gartensalon, in dem vier oktogonale violette Säulen ein kassettiertes Tonnengewölbe stützen, seit Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt ist, wird ebenso unterschlagen wie der Einsturz der "Casa dell Labirinto", deren dabei zerstörtes Theseus-Mosaik der Band in einer wunderschönen Farbaufnahme präsentiert.

Einige - allerdings deutliche - kritische Sätze, die eingangs die skandalöse Situation dieses um sein Überleben kämpfenden Weltkulturerbes beklagen - dann bauen die Autoren eine Stadt aus Worten, die in ihrer scheinbaren, durch wunderbare Fotografien gestützten Unversehrtheit so illusionär ist wie die des Spätromantikers Edward Bulwer-Lytton. Ein Blick aber nur auf eines der abgebildeten Fresken, in denen das antike Leben förmlich vibriert- und man versteht ihre blinde Liebe.

Filippo Coarelli (Hrsg.): "Pompeji". Fotografien von Alfredo und Pio Foglia. Aus dem Italienischen von Eva Ambros. Hirmer Verlag, München 2002. 408 S., 500 Farb-Abb., Grundrisse, Bibliogr., Pläne, geb., 128,- [Euro].

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