Im Jahr 79 n. Chr. zerstörte ein gewaltiger Ausbruch des Vesuvs die Städte Pompeji, Herculaneum, Oplontis, Boscoreale, Terzigno und Stabiae und tötete ca. 5.000 Menschen. Praktisch jeden, der es nicht geschafft hatte, frühzeitig zu fliehen.
Alberto Angela studierte Naturwissenschaften und nahm
als Paläontologe an zahlreichen Ausgrabungsprojekten teil. In diesem Buch erzählt er auf Basis…mehrIm Jahr 79 n. Chr. zerstörte ein gewaltiger Ausbruch des Vesuvs die Städte Pompeji, Herculaneum, Oplontis, Boscoreale, Terzigno und Stabiae und tötete ca. 5.000 Menschen. Praktisch jeden, der es nicht geschafft hatte, frühzeitig zu fliehen.
Alberto Angela studierte Naturwissenschaften und nahm als Paläontologe an zahlreichen Ausgrabungsprojekten teil. In diesem Buch erzählt er auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse von den letzten Tagen von Pompeji und den anderen Städten. Die Fakten werden dabei in eine lebendige Schilderung, wie eine Geschichte, eingebettet. Es gab einige wenige Überlebende, von denen man heute sicher weiß und auch zu einigen Opfern gibt es mittlerweile Erkenntnisse. Diese historisch belegten Personen begleitet man als Leser durch die Tage und Stunden vor und während des Ausbruchs.
Was ist damals genau geschehen? Wie haben die Bewohner der Stadt die letzten Tage und die Katastrophe erlebt? Wie lebten und arbeiteten sie überhaupt? Wie sahen ihre Häuser aus, wie waren sie eingerichtet? Wie verlief ein ganz normaler Tag? Wie arbeiteten Handwerker? Welche Vorzeichen kündigten den Ausbruch an und wie verlief er? Alberto Angela bezeichnet dies als „faktenorientierte Rekonstruktion“.
Die Schilderung beginnt wie ein Countdown 53 Stunden vor dem Ausbruch und endet einige Tage danach. Die einzelnen Stunden des Ausbruchs werden detailliert beschrieben.
Gerade dieser Countdown macht alles sehr spannend und dramatisch. Als Leser weiß man natürlich, was passieren wird und erkennt die Vorzeichen für das nahende Unglück. Und nun begleitet man auch noch bestimmte Personen durch diese Stunden! Ständig fragte ich mich, ob diese spezielle Frau, dieser Mann oder diese Familie überleben werden. Warum überhaupt sind nur so wenige geflohen?
Zahlreiche Erdstöße, ein kochender See, der nach Schwefel und faulen Eiern stinkt, verstummte Vögel, eine ganze Weide voller verendeter Schafe… Wir zählen da heute ganz schnell eins und eins zusammen. Die Menschen damals jedoch lebten ihren Alltag weiter. Sie waren vielleicht beunruhigt, befürchteten aber „höchstens“ Erdbeben, von denen es ja viele gab und an die sie in gewisser Weise gewöhnt waren. Hinzu kommt, dass der Vesuv, wie wir ihn heute kennen, nicht viel mit dem Berg gemein hatte, den die Bewohner damals sahen und kannten. Die meisten hielten ihn für einen ganz normalen Berg mit einer fruchtbaren Umgebung. Der Autor fordert nicht zu Unrecht den Leser auf, mal darüber nachzudenken, was man selber tun würde. Flucht bedeutet schließlich, viel oder gar alles zurückzulassen: Besitztümer, das Haus/Geschäft, das man sich erarbeitet hat, seine Tiere, nicht so mobile Angehörige… Und alles wegen einer nicht einschätzbaren Bedrohung? Vielleicht würde ja gar nichts wirklich Schlimmes passieren?
Dem Autor gelingt hier der perfekte Mix. Er vermittelt zahlreiche hochinteressante Fakten und Infos, erklärt auch Fachliches sehr gut verständlich und schafft es gleichzeitig, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Dadurch entsteht zwangsläufig Betroffenheit und Mitgefühl mit den Menschen, einige Schilderungen gingen mir sehr nah. Angelo kritisiert das Verhalten vieler Besucher der heutigen Ausgrabungsstätten und fordert dazu auf, den Opfern dort Respekt entgegenzubringen. Sollte ich irgendwann einmal dorthin kommen, werde ich vermutlich ständig einen Kloß im Hals haben, weil ich an das denken werde, was ich hier gelesen habe.
Neben zwei großen Karten der Ausgrabungsstätte von Pompeji und der ganzen Region finden sich im Buch weitere Karten und erläuternde Skizzen. Außerdem gibt es zwei beeindruckende Bildteile mit farbigen und großformatigen Abbildungen und Fotos. Im Anhang setzt sich Angela noch detailliert mit der „Sommer- bzw. Herbstthese“ auseinander, präzise mit der Frage, ob der Ausbruch im August oder im Oktober stattfand.
Fazit: Hier wird Geschichte lebendig. Hochdramatisch, mitreißend und informativ zugleich.