Während innerhalb Russlands das Verbot kritischer Medien und die Gleichschaltung der verstaatlichten Sender eine beinahe karikaturhafte Erzählung über traditionelle Werte und die Notwendigkeit der »Militärischen Spezialoperation« hervorbringen, arbeiten sorgfältig geplante Propagandaaktionen im Rest der Welt an der Destabilisierung demokratischer Gesellschaften. Ein planmäßiger Wahnsinn überzieht das Land. Er zeigt sich in inflationär gebrauchten Euphemismen und Hassrede, als Denunziation und in einem bis ins Subtilste durchdachten Strafregime. Und es ist ein Wahnsinn mit Geschichte. Denn die Gewalt, die die russische Gesellschaft unerbittlich im Griff hat, ist eine Fortführung der paranoiden Suche nach Feinden, der nächtlichen Verhaftungen, Durchsuchungen und Folterungen sowie der Gulags aus dem Sowjetregime - in grellem, neuem Gewand und verschmolzen mit dem Gangstertum der Neunzigerjahre.
In ihrem einzigartigen Ton, der so präzise wie ironisch ist, zeigt Irina Rastorgueva in einer Montage aus Zeitungsfundstücken und unabhängigen Berichten, aus der eigenen Erfahrung genauso wie aus der Analyse kremlkritischer und russlandtreuer Autoren das Wirken der russischen Selbstvergiftung.
In ihrem einzigartigen Ton, der so präzise wie ironisch ist, zeigt Irina Rastorgueva in einer Montage aus Zeitungsfundstücken und unabhängigen Berichten, aus der eigenen Erfahrung genauso wie aus der Analyse kremlkritischer und russlandtreuer Autoren das Wirken der russischen Selbstvergiftung.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sieglinde Geisel muss sich die interessanten Thesen im Buch der russischen Kulturjournalistin Irina Rastorgueva über die Propaganda in ihrem Land leider mühsam selber herausfiltern aus einer weitgehend unstrukturierten (unlektorierten?) "Textflut". Die Mischung aus sarkastischen Meinungen der Autorin, Fakten, Nachrichten, Studien und Mitteilungen von Freunden überfordert Geisel und birgt zunächst auch nichts Neues. Spannend wird es laut Geisel im letzten Drittel. Da bietet Rastorgueva eine "halbwegs" sytematische Analyse der russischen Propaganda, befasst sich mit der Justiz und der Gewaltherrschaft im Land. Die wichtigste Frage steht ganz am Schluss, so Geisel: Wieso gibt es so wenig Widerstand? Die Antwort ist vielfältig, erkennt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein wichtiges Buch über ein riesiges Land, das die Suche nach der Wahrheit aufgegeben hat.« - Alexandra Wach Alexandra Wach Deutschlandfunk Kultur 20241210