Während innerhalb Russlands das Verbot kritischer Medien und die Gleichschaltung der verstaatlichten Sender eine beinahe karikaturhafte Erzählung über traditionelle Werte und die Notwendigkeit der »Militärischen Spezialoperation« hervorbringen, arbeiten sorgfältig geplante Propagandaaktionen im Rest der Welt an der Destabilisierung demokratischer Gesellschaften. Ein planmäßiger Wahnsinn überzieht das Land. Er zeigt sich in inflationär gebrauchten Euphemismen und Hassrede, als Denunziation und in einem bis ins Subtilste durchdachten Strafregime. Und es ist ein Wahnsinn mit Geschichte. Denn die Gewalt, die die russische Gesellschaft unerbittlich im Griff hat, ist eine Fortführung der paranoiden Suche nach Feinden, der nächtlichen Verhaftungen, Durchsuchungen und Folterungen sowie der Gulags aus dem Sowjetregime - in grellem, neuem Gewand und verschmolzen mit dem Gangstertum der Neunzigerjahre.
In ihrem einzigartigen Ton, der so präzise wie ironisch ist, zeigt Irina Rastorgueva in einer Montage aus Zeitungsfundstücken und unabhängigen Berichten, aus der eigenen Erfahrung genauso wie aus der Analyse kremlkritischer und russlandtreuer Autoren das Wirken der russischen Selbstvergiftung.
In ihrem einzigartigen Ton, der so präzise wie ironisch ist, zeigt Irina Rastorgueva in einer Montage aus Zeitungsfundstücken und unabhängigen Berichten, aus der eigenen Erfahrung genauso wie aus der Analyse kremlkritischer und russlandtreuer Autoren das Wirken der russischen Selbstvergiftung.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Ein lohnendes, aufklärerisches Buch über russische Propaganda hat Irina Rastorgueva laut Rezensentin Alexandra Wach geschrieben. Die russische Journalistin zeichnet laut Wach ironiebewusst nach, welche Lügen und Legenden Putin verbreiten lässt, um seine Macht zu zementieren. Zu den Themen, die der collagenhafte, teils auf eigenem Erleben basierende Band vereint, zählen Wach zufolge Putins anti-LGBT-Hetze, die Rede vom bösen Westen, der Revolutionen anzettele und von Raptoiden bevölkert sei, Propaganda an Schulen, die Hinwendung zur Esoterik und die Kollaboration der orthodoxen Kirche mit dem Regime. Die Propaganda gerät zwar immer wieder mit der Realität in Konflikt, liest Wach bei Rastorgueva, eine echte Gefahr für Putin sei das allerdings nicht, weil letztlich einfach zu viele mitmachen. Etwas mehr Struktur hätte dieser imposanten Materialsammlung gut getan, findet die Rezensent, die das Buch dennoch allen, die mehr über das gegenwärtige Russland lernen möchten, zur Lektüre empfiehlt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein wichtiges Buch über ein riesiges Land, das die Suche nach der Wahrheit aufgegeben hat.« - Alexandra Wach Alexandra Wach Deutschlandfunk Kultur 20241210