Examensarbeit aus dem Jahr 1994 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1,0, Georg-August-Universität Göttingen (Philosophisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: ¿Denn in der Tat muss jede philosophische Schrift der Popularität fähig sein, sonst verbirgt sie in einem Dunst von scheinbarem Scharfsinn vermutlich Unsinn.¿ (Immanuel Kant) ¿Die meisten Sätze und Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig.¿ (Ludwig Wittgenstein) ¿Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit¿. Mit diesen Worten hat Friedrich Nietzsche 1889 am Ende seines geistigen Schaffens und kurz vor seinem Zusammenbruch in Turin sich und seine Rolle in der Philosophie versucht zu charakterisieren. Auf Kant scheint mir dieser Satz in zweierlei Weise zuzutreffen. Zum einen hat er gezeigt, dass die Denker, die vorgaben, uns Gold von ihren Reisen in eine Welt jenseits der Erfahrung mitzubringen, in Wirklichkeit Katzengold in ihren Händen hielten. Die Theologica rationalis ist mit Kant zu ihrem Ende gekommen; das vermeintliche Wissen über Gott wurde wieder zu einem Glauben an Gott. Zum anderen jedoch fiel seinem Denken auch eine Form des Philosophierens zum Opfer, die Kant selbst nicht nur außerordentlich schätzte, sondern für notwendig hielt, wenn die Philosophie nicht zu einem Glasperlenspiel verkommen soll. Jeder Gedanke müsse der Popularität fähig sein, ist er es nicht, so könnte sich hinter einem schönen Wortgeklingel Unsinn verbergen. Kant war der Ansicht, dass es eine Arbeitsteilung zwischen einer universitären Philosophie geben könne und einer Publizistik, die dieses Denken in eine Sprache kleidet, die von interessierten Laien verstanden werden kann. Es könnte sein, dass es gerade diese Arbeitsteilung war, die das Ende der Popularphilosophie des 18. Jahrhunderts besiegelte. Denn beide Seiten müssen die Verständlichkeit ¿ und nichts anderes verbirgt sich hinter dem Terminus ¿populär¿ ¿ als wichtiges Ziel vor Augen haben. Ist dies nicht der Fall, wird hingegen der Popularität nur Geringschätzung entgegengebracht, dann führt diese Haltung genauso zur Unmöglichkeit einer sinnvollen Popularphilosophie wie die Unfähigkeit, das Denken Kants - oder allgemeiner - das der universitären Philosophie zu verstehen. Ideal wäre daher ein Denken, das sich bei all seiner Komplexität die Verständlichkeit stets zur Verpflichtung macht.
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