Das Sultanat Oman und Portugal verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, die bislang wenig Beachtung gefunden hat. Nachdem Vasco da Gama 1498 das Kap der Guten Hoffnung umrundet und das portugiesische Kolonialreich nach Indien ausgedehnt hatte, begann ein steter Konflikt zwischen den beiden großen Seemächten. 1507 besetzten die Portugiesen die omanische Küste für gut ein Jahrhundert, bis die vereinigten omanischen Stämme die Europäer Mitte des 17. Jhds. von dort und aus ihren ostafrikanischen Besitzungen vertrieben und selbst zu Kolonialherren wurden.Im Jahr 2004 begann auf Initiative des omanischen Ministeriums für Stiftungen und religiöse Angelegenheiten ein groß angelegtes Forschungsvorhaben. Ziel war es, in portugiesischen Archiven nach solchen Dokumenten zu suchen, die das Sultanat Oman und seine Städte und Ortschaften zum Gegenstand haben, und somit das Aufeinandertreffen der beiden Kulturen im 16. Jhdt. und ihre gemeinsame Geschichte bis ins 18. Jhdt. nachzuzeichnen.Nachder Veröffentlichung der 16-bändigen Faksimile-Edition folgen jetzt die jeweiligen Transkriptionen der altportugiesischen Handschriften und deren Übersetzungen ins moderne Englische und Arabische. Die minutiös geführten Aufzeichnungen beschreiben das damalige Alltagsleben, aber auch die dramatischen Höhepunkte wie die Rückeroberung Muscats im Januar 1650 durch den Imam von Nizwa. Es bieten sich ungeahnte Einblicke in die wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Beziehungen der beiden Nationen und damit auch in die intensiven Verquickungen zwischen Orient und Okzident in der Frühen Neuzeit. Der Textteil ist dreispaltig so organisiert, dass Transkription und Übersetzung parallel laufen . Zusätzlich kann jedes Dokument im Faksimile eingesehen werden. Mit dieser kritischen Quellenpräsentation (1500 Dokumente auf über 8000 Seiten) steht der Forschergemeinschaft wie auch der Öffentlichkeit zum ersten Mal ein Corpus an Primärquellen zur Verfügung, das in dieser Breite und thematischen Orientierung einmalig ist. "Portugal in the Sea of Oman" ist die wissenschaftliche Aufbereitung von Archivmaterial. Es ist ein Beitrag zu einem besseren Verständnis für die jeweiligen Perspektiven auf Ost und West.