Eigentlich wollte Nicole Blake ihre kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat ihre Strafe in einem dunklen Gefängnis in Marseille abgesessen und das Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten aufgegeben, um als freie Mitarbeiterin eine Sicherheitsfirma zu beraten. Ihre Welt ist jetzt ein kleines Bauernhaus in den französischen Pyrenäen, in Gesellschaft ihres treuen Hundes und einer kleinen Hühnerschar, die täglich frische Eier liefert. Als jedoch der amerikanische Agent John Valsamis vor ihrer Tür steht, wird Nicole an ihr früheres Leben erinnert. Valsamis jagt ihren ehemaligen Geliebten, Rahim Ali. Kurz darauf ist Nicole wieder in Lissabon und sucht an allen altvertrauten Orten nach Spuren von Rahim. Sie fragt in Cafés, Läden, Fälscherwerkstätten. Nur dass Rahim jetzt nicht mehr wegen Dokumentenfälschung gesucht wird: Er steht unter Terrorverdacht. Die Suche nach der Wahrheit bringt Nicole auf die Fährte ihrer eigenen Familiengeheimnisse, die zurück zu ihrer Heimatstadt Beirut und in die Zeit des ersten Golfkriegs und der Konflikte im Libanon der achtziger Jahre reicht. Jenny Silers atmosphärischer Thriller erzählt die Geschichte einer großangelegten Täuschung, die zur Vorbereitung des Irakkriegs dient und entwirft ein breites Panorama amerikanischer Politik im Nahen Osten.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Zum Glück hat sich Friedrich Ani nicht von der Art der Vermarktung, dem Buchumschlag und dem Titel des Buches von Jenny Siler vom Lesen abhalten lassen. Anderenfalls wäre ihm ein "brillantes Stück Genreliteratur" entgangen: Das kriminologische Panorama aus Verrat und Lüge, politischem Zynismus und der Macht der Liebe, das Siler um die von der CIA verfolgten Fälscherin Nicole Blake herum entfaltet. Für Ani indessen liegt die Leistung der jungen Autorin wesentlich im Dramaturgischen. Die Erinnerungsschichten der Heldin und die Zeit der Handlung kurz vor dem Irakkrieg mit ihrem dem Rezensenten "niederschmetternd" realistisch erscheinendem politischen Hintergrund findet er "punktgenau" miteinander verknüpft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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