Die Studie widmet sich signifikanten Veränderungen innerhalb des literarischen Feldes zum Erzählgegenstand Jugoslawien: Zwischen der Veröffentlichung von Peter Handkes Winterlicher Reise (1996) und Sasa Stanisics Erzählwerk Herkunft (2019) ist eine diskursive Verschiebung von 'fremden', externen Perspektiven auf den (post-)jugoslawischen Kulturraum zu autobiographischen Erzähltexten zu beobachten, was sich besonders gut an der Handke-Nobelpreis-Debatte im Jahr 2019 erkennen lässt. Den Untersuchungsgegenstand der Studie bilden Erzähltexte, die auf eigenen oder familiären Erfahrungen von Flucht und Migration dreier Autor:innen aufbauen: Sasa Stanisic, Jagoda Marinic und Marko Dinic. Zentrales Anliegen ist es, die Vielfalt an postjugoslawischen Reisedarstellungen einer kulturellen in-group sowohl in ihren Themen und Motiven als auch in ihren formalästhetischen Merkmalen herauszuarbeiten und auszudifferenzieren. Stanisic, Marinic und Dinic stellen ein interkulturelles Erfahrungswissen bereit, das zur Aufklärung über (post-)jugoslawische Geschichte im deutschsprachigen Raum beiträgt. Insbesondere für Literaturwissenschaftler:innen, die sich mit interkultureller Literatur beschäftigen, bietet diese Studie innovative Anknüpfungspunkte.