Produktdetails
- Verlag: DuMont Reise Verlag
- ISBN-13: 9783770149537
- ISBN-10: 377014953X
- Artikelnr.: 25060503
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nag" beginnt seine kurze Rezension recht hymnisch: Der Reiseführer "besticht durch farbenprächtige Fotos, leserfreundlichen Aufbau, leserfreundliches Layout und eine detailgetreue Kartographie". Außerdem ersetze der "vierzigseitige Anhang" einen Restaurantführer. Auch die kunsthistorischen Beschreibungen der Autorin, selbst Kunsthistorikerin, lobt "nag". Mächtig auf die Nerven geht ihm aber der "verquaste Sprachstil", der menschelnde Duktus, der aus Prominenten "Promis" macht oder Schloss Marquardt als "Kempi auf dem Lande" beschreibt. "Nag" will auch definitiv nicht wissen, ob Günter Jauch Schloss Grolm besucht hat oder Alfred Biolek. Der Rezensent verwahrt sich entschieden gegen jeglichen "Unterhaltungswert" und fordert für künftige Reiseführer ein strenges Lektorat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2000Deutschland
"Potsdam und Umgebung" von Christiane Petri. Erschienen in der Reihe "DuMont Kunst-Reiseführer". DuMont Buchverlag, Köln 2000. 299 Seiten, zahlreiche Farbfotos und Karten, ein Stadtplan und ein Stadtverkehrsplan. Broschiert, 44 Mark. ISBN 3-7701-4953-X.
Schön sind die Kunstführer von DuMont - da macht auch der neueste Band über Potsdam und Umgebung keine Ausnahme. Er besticht durch prächtige Farbfotos, übersichtlichen Aufbau, leserfreundliches Layout und eine detailgetreue Kartografie. Der vierzig Seiten lange Anhang versorgt außerdem den Leser so ausführlich mit Restaurant-Vorschlägen, dass ein zusätzlicher Gastronomie-Führer obsolet wird. Die Autorin, selbst Kunsthistorikerin, überzeugt stets da, wo kunsthistorischer oder baugeschichtlicher Sachverstand gefragt ist, zum Beispiel bei Spaziergängen durch Sanssouci, Schloss Cecilienhof und ihre Gärten, durchs Holländische Viertel oder über den Bornstedter Friedhof. Bedauernswert, dass es der Verlag nicht bei der sachlichen und kenntnisreichen Wiedergabe von historischen Informationen bewenden lassen wollte. Offenbar auf der Suche nach neuen Leserschichten sollte stattdessen "Kulturgeschichte mit Unterhaltungswert", so der Klappentext, geschrieben werden. Und in der Tat: Unterhalten wird der Leser, allerdings auf eine einem Kunstführer unangemessene Art und Weise, nämlich indem dem vermeintlichen Bedürfnis des modernen Lesers nach Klatsch nachgegeben wird. Da ist viel von bekannten Persönlichkeiten die Rede, hier im Yellow-Press-Duktus "Promis" genannt. Joseph Goebbels' Verhältnis zur Ufa-Schauspielerin Lida Baarova wird erwähnt und die Tatsache, dass Günther Jauch, Manfred Stolpe und Alfred Biolek gern Ausflüge nach Schloss Golm unternehmen. Nicht einmal der Alte Fritz bleibt vom menschelnden Ton des Buchs verschont. Er soll "durch zunehmende Einsamkeit in seiner äußeren Erscheinung sehr verkommen gewirkt haben". Ein Zitat, das eine weitere, lästige Schwäche des Führers offenbart, sein verquaster Sprachstil. Da ist man um Volksnähe bemüht ("Schloss Marquardt - das Kempi' auf dem Lande"), kennt keine Scheu vor Pleonasmen ("absolute Stille"), dem exzessiven Gebrauch von Ausrufungszeichen ("Die Gemeinde Golm hat gleich zwei Kirchen zu bieten!"), Übertreibungen (der Schlosspark Babelsberg sei "atemberaubend schön") und ignoriert auch mal die Regeln der Rechtschreibung, wenn von "kineastischen" Themen die Rede ist. Diese liegen der Autorin offenbar weniger. Ihre Einschätzung der Bedeutung des Filmstudios Babelsberg, das angeblich dank Volker Schlöndorff zu neuem Ruhm gelangt sei, stimmt so nicht, sind doch die Hauptauftraggeber dort nach wie vor heimische Fernsehsender und nicht die großen internationalen Produzenten. Man kann nur hoffen, dass künftige Führer dieser Reihe sowohl inhaltlich als auch sprachlich wieder einem gründlicheren Lektorat unterzogen werden. (Nag)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Potsdam und Umgebung" von Christiane Petri. Erschienen in der Reihe "DuMont Kunst-Reiseführer". DuMont Buchverlag, Köln 2000. 299 Seiten, zahlreiche Farbfotos und Karten, ein Stadtplan und ein Stadtverkehrsplan. Broschiert, 44 Mark. ISBN 3-7701-4953-X.
Schön sind die Kunstführer von DuMont - da macht auch der neueste Band über Potsdam und Umgebung keine Ausnahme. Er besticht durch prächtige Farbfotos, übersichtlichen Aufbau, leserfreundliches Layout und eine detailgetreue Kartografie. Der vierzig Seiten lange Anhang versorgt außerdem den Leser so ausführlich mit Restaurant-Vorschlägen, dass ein zusätzlicher Gastronomie-Führer obsolet wird. Die Autorin, selbst Kunsthistorikerin, überzeugt stets da, wo kunsthistorischer oder baugeschichtlicher Sachverstand gefragt ist, zum Beispiel bei Spaziergängen durch Sanssouci, Schloss Cecilienhof und ihre Gärten, durchs Holländische Viertel oder über den Bornstedter Friedhof. Bedauernswert, dass es der Verlag nicht bei der sachlichen und kenntnisreichen Wiedergabe von historischen Informationen bewenden lassen wollte. Offenbar auf der Suche nach neuen Leserschichten sollte stattdessen "Kulturgeschichte mit Unterhaltungswert", so der Klappentext, geschrieben werden. Und in der Tat: Unterhalten wird der Leser, allerdings auf eine einem Kunstführer unangemessene Art und Weise, nämlich indem dem vermeintlichen Bedürfnis des modernen Lesers nach Klatsch nachgegeben wird. Da ist viel von bekannten Persönlichkeiten die Rede, hier im Yellow-Press-Duktus "Promis" genannt. Joseph Goebbels' Verhältnis zur Ufa-Schauspielerin Lida Baarova wird erwähnt und die Tatsache, dass Günther Jauch, Manfred Stolpe und Alfred Biolek gern Ausflüge nach Schloss Golm unternehmen. Nicht einmal der Alte Fritz bleibt vom menschelnden Ton des Buchs verschont. Er soll "durch zunehmende Einsamkeit in seiner äußeren Erscheinung sehr verkommen gewirkt haben". Ein Zitat, das eine weitere, lästige Schwäche des Führers offenbart, sein verquaster Sprachstil. Da ist man um Volksnähe bemüht ("Schloss Marquardt - das Kempi' auf dem Lande"), kennt keine Scheu vor Pleonasmen ("absolute Stille"), dem exzessiven Gebrauch von Ausrufungszeichen ("Die Gemeinde Golm hat gleich zwei Kirchen zu bieten!"), Übertreibungen (der Schlosspark Babelsberg sei "atemberaubend schön") und ignoriert auch mal die Regeln der Rechtschreibung, wenn von "kineastischen" Themen die Rede ist. Diese liegen der Autorin offenbar weniger. Ihre Einschätzung der Bedeutung des Filmstudios Babelsberg, das angeblich dank Volker Schlöndorff zu neuem Ruhm gelangt sei, stimmt so nicht, sind doch die Hauptauftraggeber dort nach wie vor heimische Fernsehsender und nicht die großen internationalen Produzenten. Man kann nur hoffen, dass künftige Führer dieser Reihe sowohl inhaltlich als auch sprachlich wieder einem gründlicheren Lektorat unterzogen werden. (Nag)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main