Pozor ist ein großer gelber Hund mit einem riesigen Maul. Er hat kein Zuhause, denn immer, wenn er jemanden höflich fragen will, ob er mit ihm nach Hause kommen darf, rennen die Leute vor Angst schreiend davon. Lukas ist ein besonders kleiner Junge, der Tierdompteur werden will. Dafür übt er schon mit seinen Meerschweinchen Lissy und Fritz und mit dem Frosch Laura. Eines Tages begegnen sich Lukas und Pozor. Aber Lukas weiß natürlich, dass er sich als Tierbändiger keine Furcht anmerken lassen darf ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2000Hund als
perfekter Mensch
Ein skurriles Bilderbuch
über eine besondere Freundschaft
Pozor – was für ein Hund! Groß und gelb, perfekt erzogen, geschmackvoll in Mantel, Mütze und Schal gekleidet, selbstverständlich stubenrein, genauer gesagt, salonfähig. Er ist zwar für eine Schönheitskonkurrenz nicht geeignet, aber wenn man die Innenseiten des Bucheinbandes studiert, höchst einsatzfähig für menschliches Tun. Doch ernüchternd berichtet der Text, dass dieses Prachtexemplar ein neues Zuhause suchen muss. Sein Maul ist sein Verhängnis, denn riesig groß, macht es den Menschen Angst, besonders, wenn Pozor es aufreißt. Trotz aller seiner Versuche in liebenswürdiger Hundetonart auf seine Qualitäten zu verweisen, rennen die Leute schreiend vor ihm davon. Nur Lukas, ein winzig kleiner, zarthäutiger Knabe, wählt Pozor zum Gefährten, denn wer, wie er, Tierdompteur werden will, kennt keine Angst! Pozor wird zum Helden seines kindlichen Traumes, im eigenen Zirkus aufzutreten. Mit Meerschweinchen, Frosch und Hund erarbeitet Lukas ein Programm und in der ”Hauptnummer mit dem wilden Tier” legt er mutig seinen Kopf in den Schlund des Hundes. Selbst Frau Mama, der tierischen Gesellschaft ihres Sohnes nicht besonders zugetan, ist von dieser Vorstellung beeindruckt. Doch erst als die verborgenen Talente des Pozor, er beherrscht das „management of householding” perfekt , offenbar werden, wird er zum hochgeschätzten Mitglied des Familienverbandes und darf auf dem Sofa Platz nehmen. Mit freundlichem Biss illustriert Bernd Mölck-Tassel die Geschichte von Pozor. Mit profunder Kenntnis karikiert er erwachsene Befindlichkeit. Sein Knabe mit Puppengesicht wird mächtig stark und steht energisch gerade, wenn er wider den Erwachsenengeist und ohne Rücksicht auf die Kreatur, das Ziel seiner Träume verfolgt. Doch am Ende sitzen sie vereint vor dem Fernseher.
Diese Inszenierung mit doppeltem Boden wird von Anne Maar gradlinig erzählt. Bernd Mölck-Tassel schreibt sie Buchstabe für Buchstabe von Hand auf und integriert kleine witzige Zeichnungen in die Zeilen. Mit Witz und Esprit schraffiert, modelliert und koloriert er tierische Verhältnisse, spielt mit Gegensätzen, verzerrt Figuren, verzieht Perspektiven. Sein feiner Humor gibt der vorsichtigen Gesellschaftskritik besondere Würze. Auf den Hund gekommen: eine amüsante Nummer zum hintergründigen Lachen im Zirkus Mensch. (ab 5 Jahre)
ELISABETH HOHMEISTER
ANNE MAAR: Pozor. Mit Illustrationen von Bernd Mölck-Tassel. Bajazzo Verlag 2000. 32 Seiten, 26,80 Mark.
Illustration aus Anne Maar und Bernd Mölck-Tassel: Pozor
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
perfekter Mensch
Ein skurriles Bilderbuch
über eine besondere Freundschaft
Pozor – was für ein Hund! Groß und gelb, perfekt erzogen, geschmackvoll in Mantel, Mütze und Schal gekleidet, selbstverständlich stubenrein, genauer gesagt, salonfähig. Er ist zwar für eine Schönheitskonkurrenz nicht geeignet, aber wenn man die Innenseiten des Bucheinbandes studiert, höchst einsatzfähig für menschliches Tun. Doch ernüchternd berichtet der Text, dass dieses Prachtexemplar ein neues Zuhause suchen muss. Sein Maul ist sein Verhängnis, denn riesig groß, macht es den Menschen Angst, besonders, wenn Pozor es aufreißt. Trotz aller seiner Versuche in liebenswürdiger Hundetonart auf seine Qualitäten zu verweisen, rennen die Leute schreiend vor ihm davon. Nur Lukas, ein winzig kleiner, zarthäutiger Knabe, wählt Pozor zum Gefährten, denn wer, wie er, Tierdompteur werden will, kennt keine Angst! Pozor wird zum Helden seines kindlichen Traumes, im eigenen Zirkus aufzutreten. Mit Meerschweinchen, Frosch und Hund erarbeitet Lukas ein Programm und in der ”Hauptnummer mit dem wilden Tier” legt er mutig seinen Kopf in den Schlund des Hundes. Selbst Frau Mama, der tierischen Gesellschaft ihres Sohnes nicht besonders zugetan, ist von dieser Vorstellung beeindruckt. Doch erst als die verborgenen Talente des Pozor, er beherrscht das „management of householding” perfekt , offenbar werden, wird er zum hochgeschätzten Mitglied des Familienverbandes und darf auf dem Sofa Platz nehmen. Mit freundlichem Biss illustriert Bernd Mölck-Tassel die Geschichte von Pozor. Mit profunder Kenntnis karikiert er erwachsene Befindlichkeit. Sein Knabe mit Puppengesicht wird mächtig stark und steht energisch gerade, wenn er wider den Erwachsenengeist und ohne Rücksicht auf die Kreatur, das Ziel seiner Träume verfolgt. Doch am Ende sitzen sie vereint vor dem Fernseher.
Diese Inszenierung mit doppeltem Boden wird von Anne Maar gradlinig erzählt. Bernd Mölck-Tassel schreibt sie Buchstabe für Buchstabe von Hand auf und integriert kleine witzige Zeichnungen in die Zeilen. Mit Witz und Esprit schraffiert, modelliert und koloriert er tierische Verhältnisse, spielt mit Gegensätzen, verzerrt Figuren, verzieht Perspektiven. Sein feiner Humor gibt der vorsichtigen Gesellschaftskritik besondere Würze. Auf den Hund gekommen: eine amüsante Nummer zum hintergründigen Lachen im Zirkus Mensch. (ab 5 Jahre)
ELISABETH HOHMEISTER
ANNE MAAR: Pozor. Mit Illustrationen von Bernd Mölck-Tassel. Bajazzo Verlag 2000. 32 Seiten, 26,80 Mark.
Illustration aus Anne Maar und Bernd Mölck-Tassel: Pozor
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2000Geschirrspüler-Hund
Vibrierendes Linienspiel von Text und Bildern in "Pozor"
Auf die vertrauensbildenden Redensarten von Hundebesitzern - "Der tut nichts!" - reagieren selbst mutige Zeitgenossen inzwischen skeptisch. Was aber, wenn ein Hund mit übergroßem Maul, brav zugeknöpftem Mantel und Fransenschal uns mit den Worten "Ich bin Pozor" entgegentritt? Dann sind wir ohne jeden Zweifel im Bilderbuch und können über die Panik der Leute lachen, die wild auseinanderstieben und das Beste nicht mehr hören: daß Pozor sehr ordentlich ist, Geschirr spült und seine Decke selbst ausklopft. Nur der kleine Lukas, der Tierdompteur werden will und deshalb weiß, daß er sich im Umgang mit großen Tieren keine Furcht anmerken lassen darf, kommt mit Pozor ins Gespräch. Ihn interessieren zwar dessen haushälterischen Fähigkeiten überhaupt nicht, dafür um so mehr die Chance, mit ihm eine traumhafte Zirkusnummer zu realisieren. Sie wird ein voller Erfolg und überzeugt sogar Lukas' coole Mutter.
Bernd Mölck-Tassel hat Anne Maars haushälterisch begabtem Hund eine einprägsame Gestalt gegeben. Die überdimensionale Figur mit dem Klappmaul und den Hängeohren, dem Mantel und dem Köfferchen ist aus einem Guß, nicht Mensch, nicht Tier, sondern etwas Drittes, der Kunst, nicht der Natur, nachgebildet. Die Szene des Buchs ist eine kleine Stadt, in der Pozors Auftreten Panik hervorruft. Schräg stürzende Linien ziehen mit den Menschen auch die Häuser in einen Wirbel des Schreckens. Der kleine Lukas dagegen lebt in einer halbwegs stabilen Welt, in der die Häuser sich ihrer rechten Winkel besinnen und in der seine Zirkusträume um so mehr Raum haben, als seine Mutter selten aufräumt und auch sonst gelassen reagiert. Pädagogische Zurückhaltung kennzeichnet übrigens das gesamte Bilderbuch, das auf Belehrung und Botschaft verzichtet.
In Mölck-Tassels Bildwelt dominiert die Linie. Sie mustert Straßenpflaster, Kleider und Laub und ist dabei indifferent gegen die abgebildeten Materialien ihr sind textile Oberflächen so gleichgültig wie die von Holz, Stein oder Metall. Daher kann paradoxerweise ein Schatten körperlicher wirken als ein Baum. Ihren größten Reiz entfaltet Mölck-Tassels Linie beim Konturieren von Gegenständen und Gebäuden, die sie mit dem verwackelten Charme des Alters und der Abnutzung ausstattet. Daß diese Linie eine besondere Affinität zur Schrift hat, macht sie für das Zusammenspiel von Bild und Text interessant. Der Künstler hat die Texte selbst geschrieben. Die dynamisch gegliederte Handschrift mit ihren unterschiedlichen Buchstabengrößen und -richtungen und mit den eingestreuten Zeichnungen, die einzelne Wörter ins Bild übersetzen, repräsentiert einen anderen Bildmodus, nicht etwas grundsätzlich vom Bild Verschiedenes.
Gleichwohl sind die Zeichnungen nicht schwarzweiß wie die Schrift. Die Palette bewegt sich im Spektrum von Gelb- und Rosa-Tönen, von Ocker, Graubraun und mattem Orange. Selbst das Grün hat hier einen gelbbräunlichen Charakter. Ziegelrot und ein blasses Blau, das manchmal ins Lila spielt, setzen Akzente. Dies ist eine etwas stumpfe und seltsam starre Farbwelt - obgleich regelmäßig ausgeleuchtet, fehlt ihr das Licht. An Pozors Gestalt, an Häusern, Mauern vermißt man es nicht so sehr, weil dort die Linien ein vibrierendes Spiel treiben. Wohl aber an den Gesichtern der Menschen in ihrem leblosen Rosa. Das Inkarnat stellt seit jeher die größte Schwierigkeit für den Künstler dar. Ohne das belebende Spiel des Lichts kann es nicht gelingen.
GUNDEL MATTENKLOTT
Anne Maar: "Pozor". Illustriert von Bernd Mölck-Tassel. Bajazzo Verlag, Zürich 2000. 32 S., geb., 26,80 DM. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vibrierendes Linienspiel von Text und Bildern in "Pozor"
Auf die vertrauensbildenden Redensarten von Hundebesitzern - "Der tut nichts!" - reagieren selbst mutige Zeitgenossen inzwischen skeptisch. Was aber, wenn ein Hund mit übergroßem Maul, brav zugeknöpftem Mantel und Fransenschal uns mit den Worten "Ich bin Pozor" entgegentritt? Dann sind wir ohne jeden Zweifel im Bilderbuch und können über die Panik der Leute lachen, die wild auseinanderstieben und das Beste nicht mehr hören: daß Pozor sehr ordentlich ist, Geschirr spült und seine Decke selbst ausklopft. Nur der kleine Lukas, der Tierdompteur werden will und deshalb weiß, daß er sich im Umgang mit großen Tieren keine Furcht anmerken lassen darf, kommt mit Pozor ins Gespräch. Ihn interessieren zwar dessen haushälterischen Fähigkeiten überhaupt nicht, dafür um so mehr die Chance, mit ihm eine traumhafte Zirkusnummer zu realisieren. Sie wird ein voller Erfolg und überzeugt sogar Lukas' coole Mutter.
Bernd Mölck-Tassel hat Anne Maars haushälterisch begabtem Hund eine einprägsame Gestalt gegeben. Die überdimensionale Figur mit dem Klappmaul und den Hängeohren, dem Mantel und dem Köfferchen ist aus einem Guß, nicht Mensch, nicht Tier, sondern etwas Drittes, der Kunst, nicht der Natur, nachgebildet. Die Szene des Buchs ist eine kleine Stadt, in der Pozors Auftreten Panik hervorruft. Schräg stürzende Linien ziehen mit den Menschen auch die Häuser in einen Wirbel des Schreckens. Der kleine Lukas dagegen lebt in einer halbwegs stabilen Welt, in der die Häuser sich ihrer rechten Winkel besinnen und in der seine Zirkusträume um so mehr Raum haben, als seine Mutter selten aufräumt und auch sonst gelassen reagiert. Pädagogische Zurückhaltung kennzeichnet übrigens das gesamte Bilderbuch, das auf Belehrung und Botschaft verzichtet.
In Mölck-Tassels Bildwelt dominiert die Linie. Sie mustert Straßenpflaster, Kleider und Laub und ist dabei indifferent gegen die abgebildeten Materialien ihr sind textile Oberflächen so gleichgültig wie die von Holz, Stein oder Metall. Daher kann paradoxerweise ein Schatten körperlicher wirken als ein Baum. Ihren größten Reiz entfaltet Mölck-Tassels Linie beim Konturieren von Gegenständen und Gebäuden, die sie mit dem verwackelten Charme des Alters und der Abnutzung ausstattet. Daß diese Linie eine besondere Affinität zur Schrift hat, macht sie für das Zusammenspiel von Bild und Text interessant. Der Künstler hat die Texte selbst geschrieben. Die dynamisch gegliederte Handschrift mit ihren unterschiedlichen Buchstabengrößen und -richtungen und mit den eingestreuten Zeichnungen, die einzelne Wörter ins Bild übersetzen, repräsentiert einen anderen Bildmodus, nicht etwas grundsätzlich vom Bild Verschiedenes.
Gleichwohl sind die Zeichnungen nicht schwarzweiß wie die Schrift. Die Palette bewegt sich im Spektrum von Gelb- und Rosa-Tönen, von Ocker, Graubraun und mattem Orange. Selbst das Grün hat hier einen gelbbräunlichen Charakter. Ziegelrot und ein blasses Blau, das manchmal ins Lila spielt, setzen Akzente. Dies ist eine etwas stumpfe und seltsam starre Farbwelt - obgleich regelmäßig ausgeleuchtet, fehlt ihr das Licht. An Pozors Gestalt, an Häusern, Mauern vermißt man es nicht so sehr, weil dort die Linien ein vibrierendes Spiel treiben. Wohl aber an den Gesichtern der Menschen in ihrem leblosen Rosa. Das Inkarnat stellt seit jeher die größte Schwierigkeit für den Künstler dar. Ohne das belebende Spiel des Lichts kann es nicht gelingen.
GUNDEL MATTENKLOTT
Anne Maar: "Pozor". Illustriert von Bernd Mölck-Tassel. Bajazzo Verlag, Zürich 2000. 32 S., geb., 26,80 DM. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Keine Angst vor großen Hunden. Die müssen nicht immer böse sein, auch wenn sie oft so aussehen. Pozor jedenfalls. Der freundet sich mit Lukas an und wird zum `hochgeschätzen Mitglied des Familienverbandes`. Anne Maar erzählt die Geschichte `gradlinig`, meint Rezensentin Elisabeth Hohmeister. Doch besonders angetan ist sie vor allem von den Illustrationen Bernd Mölck-Tassels. Diese zeigten mit `freundlichem Biss` und `profunder Kenntnis`, `Witz` und `Esprit` erwachsene Befindlichkeit und tierische Verhältnisse. Und zwischen den Zeilen gebe es jede Menge kleiner winziger Zeichnungen zu entdecken. Die Rezensentin hält Idee, Geschichte und Gestaltung des Buches für eine ausgesprochen `amüsante Nummer zum hintergründigen Lachen im Zirkus Mensch`.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Titel, Aufschlagseiten, Typografie und Illustration - ein Augenschmaus." Westdeutsche Allgemeine Zeitung "Das außergewöhnliche Bilderbuch (...) ist eine wunderbare Ermutigung für alle, die fürchten müssen, auf Grund ihres Andersseins zu Außenseitern abgestempelt zu werden." Nürnberger Nachrichten