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Der neue Gedichtband von Ron Winkler beginnt mit einem Abgesang, einer Totalverweigerung, einem Boykott: »nicht mehr teilnehmen (...) nicht mehr Buchstaben zu etwas Aufgesplissenem ordnen. (...) nicht mehr an sich selbst // schreiben. Oder anderen // jene neunzehnsilbigen Kosenamen ins Ohr flüstern, die nackt // machen, wenn man sie sagt.«Um sich im Anschluss umso leidenschaftlicher in Buchstaben und Kosenamen, in »Zahlen und Figuren« zu stürzen. Das jedoch tut er stets mit ironischer Distanz: »ist eine Rose // und also mehr als eine Rose // und also zugleich keine Rose mehr. Nicht mehr. Und…mehr

Produktbeschreibung
Der neue Gedichtband von Ron Winkler beginnt mit einem Abgesang, einer Totalverweigerung, einem Boykott: »nicht mehr teilnehmen (...) nicht mehr Buchstaben zu etwas Aufgesplissenem ordnen. (...) nicht mehr an sich selbst // schreiben. Oder anderen // jene neunzehnsilbigen Kosenamen ins Ohr flüstern, die nackt // machen, wenn man sie sagt.«Um sich im Anschluss umso leidenschaftlicher in Buchstaben und Kosenamen, in »Zahlen und Figuren« zu stürzen. Das jedoch tut er stets mit ironischer Distanz: »ist eine Rose // und also mehr als eine Rose // und also zugleich keine Rose mehr. Nicht mehr. Und auch: nie // mehr: nie mehr // nicht.« Ron Winkler ist bewundert worden für seine »poetische Wandlungsfähigkeit« (Michael Braun). Waren seine letzten beiden Gedichtbände »Fragmentierte Gewässer« und »Frenetische Stille« voller geschichtsphilosophischer Anspielungen und naturlyrische Auskundschaftungen jenseits der Idyllik, wird er nun, ja, zum Minnesänger: »ich machte dir weiter den Hof, die Stirn, ich // machte dir die Wellen«; Winkler erzählt, so mag man Roland Barthes variieren, von der Defragmentierung einer Sprache der Liebe. Da darf Venedig nicht fehlen: Hier bewegen sich ein Ich und ein Du wie träumerisch durch die Stadt und die Begriffe, die mit ihr verwoben sind.
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Autorenporträt
Ron Winkler, geboren 1973 in Jena, lebt in Berlin. Als Übersetzer aus dem Englischen hat er einen Roman von Forrest Gander, ausgewählte Gedichte von Billy Collins sowie Little Boy und Angefangen mit San Francisco von Lawrence Ferlinghetti übertragen und wurde mit Letzterem für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 nominiert. Für seine Gedichtbände erhielt er den Leonce-und-Lena-Preis, den Mondseer Lyrikpreis, den Lyrikpreis München, den Basler Lyrikpreis und zuletzt den Rompreis der Villa Massimo.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gerne lässt sich Angelika Overath von Ron Winklers Gedichten zurück in ihre Kindheit führen. Ihr gefällt sein "Flirt mit dem höheren Unsinn", Winklers experimenteller Umgang mit Wörtern und Buchstaben. So werden bei ihm aus Schneeflocken "Schnocken aus Flee" und "in einem anderen Außen werden Lichter / mit Tannen geschmückt". Overath denkt dabei an Schwitters und Morgenstern und lässt sich bereitwillig über die Grenzen der logischen Vorstellung hinweg treiben. Manche scheinen ihr wiederum zu gewollt und muten für sie wie Schreibübungen an. Sie bevorzugt die Stellen, an denen Winkler näher an der Wirklichkeit bleibt und über die reine Sprachspielerei hinausgeht. Im dem Gedichtband vorangestellten "Prospekt" erkennt sie Bezüge zu Ingeborg Bachmanns Gedicht "Keine Delikatessen", das letzte, das vor ihrem Tod erschien. Anders jedoch als Bachmann, die damit dem Schreiben abschwor, offenbaren Winklers Verse für die Rezensentin keine entmutigte Lebensmüdigkeit, dazu haben seine Verse zu viel Feuer - ein "poetischer Pyrotechniker".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ron Winkler spielt lustvoll mit der Sprache. Er macht Mut, auszuscheren aus festgefügten Denkschemata, rückwärts und seitlich gegen den Strom der 'parole' zu sprechen.«Carola Wiemers, Deutschlandradio Kultur