Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule: Der eine spielt ein Stück und schon nach ein paar Takten lehnt die Kommission ihn ab. Wieso können die sich nach so kurzer Zeit bereits sicher sein, dass er ungeeignet ist? Weil es ein Unterschied ist, ob man je eine heiße Herdplatte angefasst hat oder nicht. Ob man Kinder groß gezogen hat oder nicht. Ob man dem Tode nah gewesen oder nicht. Ob man eine Medaille nur von der Vorderseite gesehen hat oder auch von der Rückseite. Dieses Buch beleuchtet nicht nur die Vorder- und Rückseite, sondern (sogar hauptsächlich) den schmalen Rand der Medaille: das nicht Offensichtliche! In meiner über 20jährigen Tätigkeit als Musiklehrer, begegnete ich immer wieder Eleven, die sich dem Präludium C-Dur aus dem »Wohltemperierten Klavier« von Johann Sebastian Bach genauso wenig entziehen konnten, wie ich meiner Zeit. Dieses Stück eignet sich bestens für eine tiefgründige Betrachtung. Nicht nur weil Bach eine Vorliebe für Zahlen hatte. Nicht nur, weil es relativ leicht begreifbar ist. Vor allem aber, weil es jeden Zuhörer mit seiner genial schlichten Schönheit gefangen nimmt. So hielt ich die Zeit für gekommen, sowohl analytische als auch methodische und didaktische Hinweise in kompakter Form zusammen zu fassen, wie es sie nach meiner Kenntnis bisher nicht gibt. Zum einen als Anleitung für jeden, der sich eingehend mit diesem Werk beschäftigen möchte, zum anderen als Entlastung meiner Stimmbänder für künftige Unterrichtsstunden. ;-) Das Werk wird hier exemplarisch betrachtet. Fast alle aufgezeigten Betrachtungen lassen sich ohne weiteres auf andere Werke übertragen.
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