Die Zelle als Organisationseinheit des lebenden Organismus wurde an der Pflanze zum ersten Male erkannt. Als der wissenschaftliche Begründer der Zellenlehre ist MATTRIAS JACOB SCHLEIDEN (1838) zu bezeichnen. Das pflanzliche Objekt ist so übersichtlich und klar gebaut, daß es verständlich ist, daß ein großer Teil der grundlegenden Erkennt nisse der Zellforschung, wie die Kernteilung, die Zellteilung, die physi kalischen und chemischen Eigenschaften des Protoplasmas zum ersten Male an der Pflanzenzelle erforscht wurden. Die Pflanzenzellen sind relativ groß, optisch leicht zugänglich und zeichnen sich durch eine besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber experimentellen Eingriffen aus. Dadurch ist dem Biologen eine einzigartige Fülle von Möglich keiten zur experimentellen Untersuchung lebender Zellen und Gewebe in die Hand gegeben. Für den Botaniker besteht daher von jeher die Verpflichtung, die alte Tradition der Zellforschung an pflanzlichen Objekten fortzusetzen und zu fördern. So hat sich innerhalb der letzten 40 Jahre ein besonderer Zweig der botanischen Wissenschaft entwickelt, der als Protoplasma forschung (Protoplasmatik) bezeichnet wird. Es ist aber besser, von einer Physiologie der Zellen und Gewebe der Pflanzen zu sprechen. Diese ist keine Sonderwissenschaft der Botanik, sondern sie gewinnt als Grundlagenforschung für die Biologie der Pflanzen, insbesondere für die Pflanzenphysiologie und Genetik, immer mehr an Bedeutung. Das Verhalten der Zellen und Gewebe wird heute in zunehmendem Maße zur Erklärung physiologischer Vorgänge herangezogen. Die makro physiologischen Probleme werden immer mehr auf mikrophysiologische Fragestellungen zurückgeführt.