Schauplatz Ukraine: der zerbrochene Osten EuropasEine im Nordwesten des Landes gelegene Stadt wird durch eine Mauer in zwei Zonen geteilt - in das zur Westukrainischen Republik gehörende Riwne und in Rowno. Rowno ist Teil der Sozialistischen Ukrainischen Republik, in der man nicht nur politisch, sondern auch sprachlich in die sowjetische Vergangenheit zurückgekehrt ist. Verbunden werden die beiden Teile nur durch einen schmalen Korridor. Reine Fiktion? Oder ein mögliches Zukunftsszenario?Reise in die alte Heimat - ohne Garantie auf RückkehrSchlojma Ezirwan hat einen Namen in der ukrainischen Literaturgeschichte. Schon lange vor der Teilung war er im ganzen Land bekannt. Nun, kurz vor der Premiere seines neuesten Theaterstücks in Riwne, besucht er seine in Rowno verbliebene Familie: eine Reise in die eigene Vergangenheit, zu den Orten seiner Kindheit, Jugend und ersten Liebe. Aber gleichzeitig auch eine gefährliche Reise in eine Gegenwart, die an die Zustände in der Sowjetunion erinnert: Anstatt in Ruhe seine Verwandten besuchen zu können, wird Schlojma Ezirwan von zwei Agenten der Inneren Sicherheit gekidnappt. Ein groteskes Abenteuer nimmt seinen Lauf. Was hat man mit ihm vor? Und welche Rolle spielt dabei sein kritischer Roman "Die Mauer"?Die geteilte Ukraine als Fiktion bedrohlich nahe an der Realität?Eine Fahrt vom Westen in den Osten, vom Heute ins Gestern - oder vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Ereignisse in der Ukraine: eine Reise in die Zukunft? Mit Russlands Annexion der Krim 2014, dem Ausruf der "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 2022 bekommt Oleksandr Irwanez' satirischer Roman brisante und tragische Aktualität. Gleichzeitig greift der Autor einen brennenden Missstand unserer Zeit auf: die prekäre Situation kritischer Künstler_innen und Journalist_innen in nur vordergründig demokratischen Staaten. Eine spannende Satire, deren Absurdität von der Realität eingeholt zu werden droht.Aus dem Ukrainischen von Alexander KratochvilMit einem Vorwort von Jurij Andruchowytsch
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"In seinem Roman 'Pralinen vom roten Stern' sah der ukrainische Schriftsteller Oleksandr Irwanez prophetisch die Teilung seines Landes voraus." NZZ, Ulrich M. Schmid "Atemlos liest man Irwanez' Buch" Die Presse, Jutta Sommerbauer "Oleksandr Irwanez ärgert, verblüfft, verhöhnt, provoziert - und niemand bleibt gleichgültig." Jurij Andruchowytsch "Die Antiutopie von Oleksandr Irwanez bestätigt seinen Ruf als Meister finsterer Zukunftsvisionen." Andrej Kurkow
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Hellwach liest Rezensent Christian Thomas den im Original bereits 2002 erschienenen und 2017 auf Deutsch übersetzten Roman von Oleksandr Irwanez. Unglaublich, wie Irwanez darin Gegenwärtiges vorwegnehme: im Setting einer geteilten Ukraine geht es um einen Erfolgsautor, der bei einer Reise aus dem westukrainischen Riwne ins sozialistische Rowno, durch eine Mauer voneinander getrennt, auf abenteuerliche Abwege gerät. Als Hintergründe nennt der Kritiker zum einen Berlinreisen des Autors nach dem Mauerfall, und zum anderen, wie er dem Vorwort von Jury Andruchowytsch entnimmt, Irwanez' Zugehörigkeit zum Autorentrio "Bu-Ba-Bu" (Burleske, Balahan bzw. Jahrmarktskunst, Buffonade, erklärt Thomas), dessen subversiver Anspruch sich auch klar in diesem Roman niederschlägt: So kann Thomas nur staunen über die fulminante Mischung aus Groteske, Verhöhnung des Theaters, Science-Fiction-Elementen und Sprachspielereien - "kotifiziert" statt "kodifiziert" zitiert er etwa begeistert aus Alexander Kratochvils Übersetzung. Keine Seite, die nicht in die "Abgründe des Absurden" führte, eine "Volte" nach der anderen, und dicht durchsetzt sei dies alles mit Verweisen auf die ukrainische Literaturszene, aber auch Gogol, Turgenjew, Schewtschenko, zählt Thomas auf. Ein Roman "sprudelnd wie Aspirin" und das "Buch der Stunde" für den angeregten Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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