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Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte gehören zu den größten Belastungen im Lehrerberuf, besonders bei Berufseinsteigern. Dieses praxisorientierte Buch zeigt, wie man in der Klasse die Bedingungen schaffen, erhalten und wiederherstellen kann, unter denen Lernen erst möglich ist. Dabei werden Präventions-, Unterstützungs- sowie Interventionsstrategien vorgestellt. Durch zahlreiche Übungen wird der Leser zum 'reflektierenden Praktiker', der zunehmend erlebt, dass er seine pädagogische Praxis selbst gestalten und fortlaufend professionalisieren kann.
Aus dem Inhalt - Unterrichtsstörungen
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Produktbeschreibung
Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte gehören zu den größten Belastungen im Lehrerberuf, besonders bei Berufseinsteigern. Dieses praxisorientierte Buch zeigt, wie man in der Klasse die Bedingungen schaffen, erhalten und wiederherstellen kann, unter denen Lernen erst möglich ist. Dabei werden Präventions-, Unterstützungs- sowie Interventionsstrategien vorgestellt. Durch zahlreiche Übungen wird der Leser zum 'reflektierenden Praktiker', der zunehmend erlebt, dass er seine pädagogische Praxis selbst gestalten und fortlaufend professionalisieren kann.

Aus dem Inhalt
- Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen
- Strategien erfolgreicher Lehrer
- eine eigene Management-Philosophie erwerben
- Unterstützungsnetzwerke schaffen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2003

Lächeln Sie den Schüler an!
Sehr gut, setzen: Gert Lohmann rüstet das Lehrerhandwerk nach

Der Lehrer, das gebeutelte Wesen: während die einen ihm die Wertschätzung verweigern und im Schulpädagogen lediglich eine überbezahlte "Halbtagskraft" erblicken, bemitleiden ihn andere als Amboß einer angeblich zunehmend marodierenden deutschen Jugend. "Lahme Lehrer, dumme Schüler" - unter dieser Überschrift heizte erst kürzlich eine Zeitschrift die Debatte neu an. Der Pädagogenberuf polarisiert, weil sich mit ihm die gesellschaftliche Überlebensressource schlechthin verbindet: Bildung und Ausbildung der nachfolgenden Generation. So gesehen ist es kein Wunder, daß jede Menge "Mythen" über die Lehrertätigkeit kursieren, wie Gert Lohmann in seiner, vor allem für Berufseinsteiger sehr hilfreichen Anleitung schreibt. Mythen - nicht zuletzt in den Köpfen von Lehrern selbst, die in ihrem Studium in der Regel kaum praktische Erfahrungen sammeln und sich statt dessen allzu viel mit Theorien befassen, die zu übertriebenen Hoffnungen Anlaß bieten.

In den vermittelten Pädagogik-Lehren von der humanistischen Psychologie etwa oder auch des Kognitivismus rückt der Lehrer zum verständnisvollen Therapeuten seiner Schüler auf, der zuhört und verborgene Talente im einzelnen entdeckt - wozu es im täglichen Unterricht dann schon aus Zeit- und Disziplinierungsgründen nur allzu selten kommt. Viele junge Lehrer starten deswegen mit Vorstellungen an der Schule, die dort kaum einzulösen sind und sind bald frustriert, weil sie ein zu starres Bild von einer "gelungenen Stunde" im Kopf haben, meint Lohmann.

Der Autor, dessen Leitfäden heute Standardlektüre im Referendariat sind, spricht aus Erfahrung. Bevor Lohmann an die Universität zurückging, hat er selbst als Lehrer eine Zeitlang in den Vereinigten Staaten gearbeitet und fühlte sich im Klassenzimmer oft "ziemlich hilflos im Umgang mit Unterrichtsstörungen", wie er in der Einleitung bekennt. Seine Grundthese, wie man als Lehrer mit Schülern besser zu Rande kommt, klingt ebenso einfach wie überzeugend. Sie lautet: "Störungsfreier Unterricht ist eine didaktische Fiktion!" Erst wenn man einen gewissen Lärmpegel im Klassenzimmer als "unausweichliche und normale Begleiterscheinung" annimmt, so Lohmann, könne man die nötige "Gelassenheit" aufbringen, um als "flexibler Dienstleister am Kunden Schüler" auf die jeweilige Situation angemessen zu reagieren.

Nicht umsonst wählt Lohmann die Figur des "reflektierenden Praktikers" von Donald Schön zum Leitbild seines Ratgebers. Der amerikanische Philosoph plädierte in einem Buch gleichen Titels Mitte der achtziger Jahre gegen eine nur auf Fachwissen ausgerichtete, akademische Ausbildung - und löste damit eine bis heute währende Debatte darüber aus, wie viele "weiche" neben "harten" Fähigkeiten für eine Karriere in der hochtechnisierten Arbeitswelt unerläßlich sind.

Inzwischen ist zwar unstrittig, daß Eigenschaften wie "Teamfähigkeit", "Kommunikationstalent" und "Kritikvermögen" zu den Mindestanforderungen gehören, die jedes Wirtschaftsunternehmen von seinen Mitarbeitern verlangt. Bei Beamten auf Lebenszeit allerdings, wie es immer noch viele Lehrer sind, hapert es anscheinend mit der üblichen Praxis, sich und sein Handeln regelmäßig zu überprüfen. Lehrer sind "vergleichsweise anfällig für Selbsttäuschungen", schreibt Lohmann, "weil sie normalerweise wenig Rückmeldung über ihre Tätigkeit" bekommen. Vermutlich tun sie sich als Belehrende außerdem naturgemäß schwer, sich von anderen etwas sagen zu lassen. Schnell werden Schüler dann zu alleinigen Buhmännern für Unterrichtsmängel gestempelt. Ein "Teufelkreis von Macht und Vergeltung" entspinnt sich, bei dem "die Pathologisierung störenden Schülerverhaltens eine große Verführung" darstellt.

"Mit Schülern klarkommen" empfiehlt statt dessen den Perspektivwechsel nach Manager-Manier. Ausgehend von einer systemischen Sichtweise, die keinen Schuldigen an Situationen kennt, rät Lohmann dazu, dem eigenen, blinden Fleck möglichst nüchtern nachzuspüren - und wie ein "Fußballtrainer" nach neuen, einsatzbereiten "Spielern" in seinem Innern zu forschen. Gerade in Zeiten, in denen vom Lehrer neben Wissensvermittlung auch immer mehr erzieherisches Geschick verlangt wird, mangele es häufig an der professionellen Einstellung, zwischen den drei "Rollen" eines "Sozialpädagogen", eines "Fachmanns" und "Dompteurs" hin- und herzuspringen.

Lohmanns Tips lesen sich hier als ein psychologisches Coaching-Programm, von der Chefetage gewissermaßen verlegt ins Klassenzimmer. Angefangen mit Reflexionstechniken wie dem Führen eines "Tagebuchs", dem Mind-Mapping zu eigenen Problemen und Stärken sowie dem Austeilen von "Feedback"-Bögen unter Schülern, unterscheidet er zwischen "proaktiven" und "reaktiven" Strategien. Vorbeugung ist auch bei ihm besser als Notbehandlung, was mitunter der Quadratur des Kreises gleichkommt. Etwa dort, wo davon die Rede ist, daß der Lehrer auf seine Kleidung achten, bei Ärger tief Luft holen oder "lächeln" soll (die Kordhose gehört nun einmal genauso ins Klassenzimmer wie die Tatsache, daß es dort nichts zu lachen gibt). Nicht minder schulfremd klingt es, wenn Lohmann das Kontrollinstrument einer "kollegialen Supervision" anführt, das bei einer - laut aktueller Statistik - höchst einzelkämpferischen und überalterten Berufsgruppe wohl kaum Zuspruch findet.

Trotz solcher Mängelspuren ist sein Ratgeber durchweg für alte und junge Lehrer empfehlenswert, weil er nicht nur eine Vielzahl konkreter Anregungen bietet, sondern auch wohltuend im nichtbelehrenden Tonfall eines freiwilligen Angebots verbleibt, wonach sich letztlich jeder selbst "eine eigene Management-Philosophie" zurechtbasteln muß. Lohmanns Buch bietet eine willkommene Nachrüstung fürs Lehrerhandwerk. Am Ende freilich steht einmal mehr die Einsicht: Man kann es oder man kann es nicht.

GISA FUNCK

Gert Lohmann: "Mit Schülern klarkommen". Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten. Cornelsen-Verlag, Berlin 2003. 208 S., br., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wer aus dem lehrenden Gewerbe kommt, lässt sich selbst ungern belehren - diese Auffassung vertritt die Rezensentin Gisa Funck und weiß sich mit Gert Lohmann insofern einig, dass Lehrer dringend ein psychologisches Coaching-Programm nötig haben, "von der Chefetage gewissermaßen verlegt ins Klassenzimmer". Höchste Zeit sei es, mit dem starren Selbstbild der Lehrer aufzuräumen, das in der Praxis kaum Chancen aufweise. Lohmanns Grundthese wäre schlicht, kommentiert Funck, aber überzeugend: es sei ein Mythos, dass es so etwas wie störungsfreien Unterricht gebe. Nur wer Störungen miteinplane, bringe die nötige Gelassenheit auf, referiert Funck weiter, mit ihnen umzugehen und keine Frustrationen zu entwickeln. Lohmann spreche aus Erfahrung, weiß Funck über den ehemaligen Lehrer zu berichten, dessen Herangehensweise wohltuend unpädagogisch und stattdessen systematisch sei, weshalb es bei ihm keine Schuldigen - weder auf Lehrer- noch auf Schülerseite - gebe. Manches klinge schon ein wenig schulfremd, gesteht Funck zu, dennoch sei Lohmanns Ratgeber vor allem natürlich für angehende Lehrer ausgesprochen hilfreich. Und natürlich ein freiwilliges Angebot.

© Perlentaucher Medien GmbH