Es ist eine Kernaufgabe der Praktischen Theologie, das Verhältnis von Menschenwort und Gotteswort zu bestimmen und predigtpraktisch fruchtbar zu machen. Das "Amt" wird dabei nicht zuerst in institutionellem Sinne verstanden, sondern als Beschreibung des Phänomens vollmächtigen Redens im Namen Gottes sowie im Sinne der Rolle, die der Prediger in seinem Predigen einnimmt. Dabei stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis das, was sich in der Ausführung des Amtes vollzieht, zur eigenen Person des Predigers steht, wie also dessen Individualität das Geschehen beeinflusst und auf welche Weise er ihm Vorschub leisten kann. D.h. "Amt" und "Person" verhalten sich zueinander nicht wie zwei Teile eines Ganzen, sondern wie zwei Pole, die in ihrem Miteinander und manchmal auch Gegeneinander ein Spannungsfeld bilden, das für den, der diese Spannung zu nutzen weiß, eine Menge Energie für sein Predigen freisetzen kann. Luthers Amtsverständnis bildet dabei - gerade in seiner Unterscheidung von Amt und Person - gleichsam die Quelle für Sinn und Sache evangelischer Predigt. Schlatters Personverständnis wiederum schärft den Blick für die menschlichen Lebensprozesse, die beim Vollzug des Predigens zum Zuge kommen. Es bietet so - vermehrt durch neuropsychologische und hermeneutische Erkenntnisse - die Chance, die Sache des Amtes in den Lebensvollzug von Predigerinnen und Predigern zu übersetzen und so das Predigtgeschehen neu auszuleuchten. Das bekannte "homiletische Dreieck" wird dabei zum Doppeldreieck weiterentwickelt. Praktische Predigtprobleme des Pfarralltages kommen zur Sprache und erhalten Lösungsanstöße. Es wird ein homiletischer Ansatz vorgestellt, der die Vollmacht des Amtes mit der Bewusstseinsgrenze der Person vermittelt. Die Untersuchung schließt mit Vorschlägen für homiletische Handlungsformen. Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Juniorpreis der Adolf-Schlatter-Stiftung 2004.
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