Preußen, Deutsche oder Polen? Bereits die Frage nach der ethnischen Einordnung der Masuren führte in der Vergangenheit zu einem deutsch-polnischen Dauerkonflikt. Jahrhundertelang lebten die Masuren als loyale preußische Untertanen polnischer Zunge im Königreich Preußen. Erst der Einzug nationalistischer Ideen nach 1870 machte die Masuren im südlichen Ostpreußen zu einem Gegenstand permanenter Spannungen in den deutsch-polnischen Beziehungen. Obwohl beide Nationalismen die Masuren für sich reklamierten, blieben sie Fremdkörper in beiden Kulturen. Daher folgte ihre kontinuierliche politische Instrumentalisierung, die abwechselnd unter deutscher und polnischer Fahne nur ein Ziel erreichte: den Untergang der Masuren auf der ethnischen Landkarte Ostmitteleuropas.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karol Sauerland bespricht gleich zwei Bücher von Andreas Kossert über Masuren, wobei die kritischen Töne nicht zu überhören sind. Die Geschichte der zwischen Preußen beziehungsweise Deutschland und Polen stehenden Masuren sei überaus ereignisreich, und der Rezensent lobt, dass der Autor sowohl die Sprachenverhältnisse als auch soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte in seine Untersuchungen mit einbezieht. Auch die Anstrengungen Deutschlands und Polens, die beide versuchten, sich diese Volksgruppe "einzuverleiben", seien sehr gut dargestellt. Dennoch bemängelt der Rezensent, dass die Darstellung der Masuren und ihres Tuns alles andere als plastisch sei und darüber hinaus, dass es der Autor versäumt habe, "volkskundliche Arbeiten und die Belletristik" in seine Darstellungen mit einzubeziehen, die zu einem runderen Bild hätten beitragen können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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