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Der dreihundertste Jahrestag des 18. Januar 1701, an dem sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1688-1713) die echteste aller falschen Königskronen selbst aufs Haupt setzte, ist der Tag Preußens. Echt waren Samt, Gold und Steine, falsch war die Würde. Friedrich III. hatte sein Herzogtum Preußen, das nicht zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte, höchst eigenhändig zum Königtum erhoben, nur um dort König werden zu können. Aber die unechte Würde verband die vielen Territorien, in denen er herrschte, zu einem Staat. Wunder, Zufall, Überlegenheit des Geistes über die Materie?…mehr

Produktbeschreibung
Der dreihundertste Jahrestag des 18. Januar 1701, an dem sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1688-1713) die echteste aller falschen Königskronen selbst aufs Haupt setzte, ist der Tag Preußens. Echt waren Samt, Gold und Steine, falsch war die Würde. Friedrich III. hatte sein Herzogtum Preußen, das nicht zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte, höchst eigenhändig zum Königtum erhoben, nur um dort König werden zu können. Aber die unechte Würde verband die vielen Territorien, in denen er herrschte, zu einem Staat. Wunder, Zufall, Überlegenheit des Geistes über die Materie? Die anschaulich geschriebenen Essays dieses Bandes verfolgen den Aufstieg Preußens zu einer bedeutenden Großmacht im Konzert der europäischen Mächte.
Der preußische Staat war nicht immer schon dagewesen. Was zu sehen war, illustrierte dann allerdings die Devise: Mehr sein als scheinen. Der Widerspruch der ehrgeizigen Bescheidenheit, der Selbstauslöschung als Selbstdarstellung, prägte di e Worte von bedeutenden Monarchen und den großen Staatsmännern ebenso wie die bleibenden Werke von Dichtern und Gelehrten. Immer den Blick auf unsere Gegenwart gerichtet, führen die Autoren Politikgeschichte und Kulturgeschichte zusammen. Dabei erweist sich: Wir fügen uns auch heute - vielleicht ohne es zu merken - immer noch einem preußischen Stil.
Autorenporträt
Patrick Bahners, 1967 geboren, ist Kulturkorrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in New York. Bis 2012 leitete er das Feuilleton der Zeitung.

Dr. jur. Gerd Roellecke, geboren 1927, Studium der Nationalökonomie und Rechtsphilosophie, war Redakteuer einer juristischen Fachzeitschrift ist em. o. Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Mannheim. Von 1972-1974 war er Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz.

Dr. jur. Gerd Roellecke, geboren 1927, Studium der Nationalökonomie und Rechtsphilosophie, war Redakteuer einer juristischen Fachzeitschrift ist em. o. Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Mannheim. Von 1972-1974 war er Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2001

PATRICK BAHNERS, Feuilletonchef dieser Zeitung, und Gerd Roellecke haben aus Anlaß der dreihundertsten Wiederkehr des Königsberger Krönungstages des ersten Königs in Preußen einen Aufsatzband herausgegeben. In Formanalysen führen die Autoren - Christoph Albrecht, Dieter Bartetzko, Martina Bretz, Friedrich Dieckmann, Andreas Fahrmeir, Günther Grünthal, Peter-Michael Hahn, Gerd Heinrich, Florian Illies, Walter Jaeschke, Hans-Christof Kraus, Frank-Lothar Kroll, Karl Heinz Metz, Paul Nolte, Michael Pawlik, Andreas Platthaus, Johannes Saltzwedel, Stefan Samerski, Wolfgang Schuller, Bernd Sösemann, Wolfgang Stribrny, Christine Tauber, Milos Vec, Gerrit Walther, Monika Wienfort und Thomas Wirtz - Kulturgeschichte und Politikgeschichte zusammen. (Patrick Bahners, Gerd Roellecke [Hrsg.]: "Preußische Stile". Ein Staat als Kunststück. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2001. 574 S., Abb., geb., 59,- DM.)

F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die meisten Publikationen anlässlich des Preußenjahres haben bei Hans-Albrecht Koch den schalen Eindruck der Beliebigkeit hinterlassen. Sie seien brav, diffus und werfen nur selten einen neuen Blicke auf die Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Preußen, klagt der Rezensent. Aber immerhin hat er in der Flut der Publikationen dann doch noch vier Bände entdeckt, die seine Enttäuschung manchmal in helle Lesefreude verwandelt haben.
1) Julius Schoeps: "Preußen. Geschichte eines Mythos"
Reich bebildert und zugleich belehrend findet Koch den Sammelband des Potsdamer Historikers Julius Schoeps. Der Rezensent hält seine Kritik daran sehr knapp, wenngleich er sich trotzdem gewünscht hätte, Schoeps hätte es verstanden, den Band ganz alleine zu verfassen. Schade, meint Koch, eine historische Gesamtdarstellung aus nur einer Feder ist auch dieser Sammelband nicht geworden.
2) Eberhard Straub: "Eine kleine Geschichte Preußens"
Der Band ist instruktiv und dabei in einer lockeren Sprache geschrieben, lobt Koch. Aber der Umfang gibt zum Bedauern des Rezensenten nicht mehr her, als eine wie im Titel angekündigte wirklich nur kleine Geschichte Preußens zu sein. Immerhin aber versteht es Straub, erkennt der Rezensent an, schwierige Inhalte knapp auf den Punkt zu bringen. Der Autor hat lange, weiß der Rezensent, Pressearbeit für den Stifterverband der Deutschen Wissenschaft verrichtet und wohl gerade da gelernt, mutmaßt Koch, große Stoffmengen geschickt in kleine Portionen einzuteilen. Das Buch empfiehlt Koch auch den wirklich Gestressten: jeden Abend ein Kapitel, und in vierzehn Tagen ist die Geschichte Preußens verinnerlicht. Das sei dem Autor vorzüglich gelungen, und Richtiges und Wichtiges habe er vortrefflich mit "Überpointierungen" hervorgehoben. Auf einen wissenschaftlichen Apparat muss der Leser allerdings verzichten. Kürze hat auch ihren Preis, so Koch.
3) Bernhard Ruetz: "Der preußische Konservatismus im Kampf gegen Einheit und Freiheit"
Wenn man es zulassen kann, Preußen nicht unter dem Aspekt der Kontinuität und des Scheiterns von Liberalismus und Konservatismus zu betrachten, kann man dem Buch von Bernhard Ruetz viele interessante neue Sichtweisen abgewinnen, behauptet Koch. Denn dann nimmt der Leser das politisch-soziale und ökonomische Spannungsverhältnis im Kaiserreich wahr, referiert der Rezensent. Die Abhandlung über Konservatismus und Liberalismus als Verfassungsbewegungen, klar und begriffsscharf geschrieben, hat Koch die Augen geöffnet für einen differenzierteren Blick auf die Stände- und die Staatsbürgergesellschaft, die am Ende die konservativen Kräfte besiegt habe.
4) Patrick Bahners / Gerd Roellecke (Hrsg.): "Preußische Stile. Ein Staat als Kunststück"
Von einem preußischen Stil kann man nur im Plural reden, das verdeutlicht allein nur ein Spaziergang durch Berlin, weiß der Rezensent. Und so haben die Autoren, für Koch zu Recht, ihren Sammelband nach verschiedenen Themen sortiert, die sie allesamt im Plural halten, seien es Traditionen, Visionen, Konstitutionen oder Reformationen, berichtet der Rezensent. Das Buch wendet sich nicht an die Leser, die allein an Geschichte interessiert sind, warnt Koch. Es ist anspruchsvoll, unkonventionell und weitläufig. Dem Rezensenten ist aber gerade diese Herangehensweise besonders gut bekommen, wird er nicht müde zu betonen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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