Der kleine Bussel hat es nicht leicht mit seinen sieben Schwestern, die mit ihren bezaubernden Stimmen die Welt entzücken. Bussel ist ein Tollpatsch und vermasselt ihnen mit seinem Kalbsgesang jeden Auftritt. Also muss er ins Kinderheim. Wenn die alle nur wüssten! Bussel ist eigentlich ein Prinz, das ahnt nur keiner. Da gibt es nur eine Lösung: Er muss sich ins Schloss der Königin schmuggeln ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2002Königskind
Die Geschichte vom Jungen, der so gern ein Prinz sein wollte
Das Leben mit sieben singenden Schwestern ist für einen verträumten kleinen Jungen nicht leicht. Bussel muht wie ein Kälbchen, wenn er versucht, im Chor der Schwestern mitzusingen, und wenn er mit Brei und Soße Vulkanausbruch spielt, kippt er das Essen auf ihre Kleider. Als er ihren Auftritt vor der Königin vermasselt, beschließen sie, ihn ins "Auffanghaus" zu geben, wo man störende Kinder abliefert. Da möchte Bussel nicht hin; er stellt sich vielmehr vor, ein vergessenes Kind der Königin zu sein. Diese Sicht der Dinge teilt sie zwar nicht, aber ein Kind kann sie in ihrer erhabenen, langweiligen Einsamkeit trotzdem gut brauchen.
Bussel ist der schüchternen Deesje ähnlich, für deren aparte Geschichte Joke van Leeuwen 1988 den Jugendliteraturpreis bekam. Deesje wird gegen alle Erwartung zum Medienstar, und der mißachtete Bussel darf eine Zeitlang der Königin Gesellschaft leisten. Solche wunderbaren Schicksalswenden folgen der Logik des Märchens. Anders als Deesje, die in die glanzvolle Rolle hineinstolpert, realisiert Prinz Bussel allerdings zielstrebig seinen Tagtraum, einen kindlichen Familienroman.
Der Raum der Handlung changiert zwischen Alltagswelt und Märchenkulisse. Diese Unbestimmtheit erlaubt gleitende Übergänge von Spielphantasie und Tagtraum zur psychologischen Skizze eines Kindes, das allen im Wege ist. Den ineinanderfließenden Wirklichkeitsebenen entspricht das Hin und Her zwischen Text und Zeichnungen; letztere entfalten die Vorstellungen, mit denen Bussel sich Worte und Welt deutet.
Die Autorin walzt die Handlung etwas zu breit aus, und der Tick der Königin, jedes i als ü zu sprechen, wird beim Lesen bald lästig. Der tollpatschig-zärtliche Bussel ist jedoch eine sympathische, prägnant gezeichnete Figur. Seine Erfahrung, ständig zu stören, teilen sicher viele Kinder. Auch werden sie in Bussels Prinzen-Rolle leicht ihre eigenen Wunschträume wiedererkennen.
GUNDEL MATTENKLOTT
Joke van Leeuwen: "Prinz Bussel". Mit Zeichnungen der Autorin. Aus dem Niederländischen übersetzt von Hanni Ehlers. Carl Hanser Verlag, München 2002. 168 S., geb., 11,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Geschichte vom Jungen, der so gern ein Prinz sein wollte
Das Leben mit sieben singenden Schwestern ist für einen verträumten kleinen Jungen nicht leicht. Bussel muht wie ein Kälbchen, wenn er versucht, im Chor der Schwestern mitzusingen, und wenn er mit Brei und Soße Vulkanausbruch spielt, kippt er das Essen auf ihre Kleider. Als er ihren Auftritt vor der Königin vermasselt, beschließen sie, ihn ins "Auffanghaus" zu geben, wo man störende Kinder abliefert. Da möchte Bussel nicht hin; er stellt sich vielmehr vor, ein vergessenes Kind der Königin zu sein. Diese Sicht der Dinge teilt sie zwar nicht, aber ein Kind kann sie in ihrer erhabenen, langweiligen Einsamkeit trotzdem gut brauchen.
Bussel ist der schüchternen Deesje ähnlich, für deren aparte Geschichte Joke van Leeuwen 1988 den Jugendliteraturpreis bekam. Deesje wird gegen alle Erwartung zum Medienstar, und der mißachtete Bussel darf eine Zeitlang der Königin Gesellschaft leisten. Solche wunderbaren Schicksalswenden folgen der Logik des Märchens. Anders als Deesje, die in die glanzvolle Rolle hineinstolpert, realisiert Prinz Bussel allerdings zielstrebig seinen Tagtraum, einen kindlichen Familienroman.
Der Raum der Handlung changiert zwischen Alltagswelt und Märchenkulisse. Diese Unbestimmtheit erlaubt gleitende Übergänge von Spielphantasie und Tagtraum zur psychologischen Skizze eines Kindes, das allen im Wege ist. Den ineinanderfließenden Wirklichkeitsebenen entspricht das Hin und Her zwischen Text und Zeichnungen; letztere entfalten die Vorstellungen, mit denen Bussel sich Worte und Welt deutet.
Die Autorin walzt die Handlung etwas zu breit aus, und der Tick der Königin, jedes i als ü zu sprechen, wird beim Lesen bald lästig. Der tollpatschig-zärtliche Bussel ist jedoch eine sympathische, prägnant gezeichnete Figur. Seine Erfahrung, ständig zu stören, teilen sicher viele Kinder. Auch werden sie in Bussels Prinzen-Rolle leicht ihre eigenen Wunschträume wiedererkennen.
GUNDEL MATTENKLOTT
Joke van Leeuwen: "Prinz Bussel". Mit Zeichnungen der Autorin. Aus dem Niederländischen übersetzt von Hanni Ehlers. Carl Hanser Verlag, München 2002. 168 S., geb., 11,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Gundel Mattenklott hat an diesem Kinderbuch nur wenig auszusetzen. Die Geschichte über den kleinen Bussel, der anscheinend allen, und in erster Linie seinen sieben Schwestern, im Wege ist, und der dann eine Zeit lang auf eigenes Betreiben hin als Sohn der gelangweilten Königin leben darf, bewegt sich irgendwo zwischen Märchen und Realität, wobei sich die jungen Leser vermutlich in beiden Bereichen irgendwie wiederfinden können. Dem entsprechen im übrigen auch die Zeichnungen, die den "ineinanderfließenden Wirklichkeitsebenen" des Textes entsprechen, so die Rezensentin. Nur zwei Dinge hat Mattenklott zu bemängeln: Dass die Autorin die Handlung zu sehr "auswalzt" und die Angewohnheit der Königin, jedes i als ü auszusprechen. Das findet die Rezensentin beim Lesen doch arg anstrengend. Dennoch überwiegt ihre Sympathie für den kleinen Helden bei weitem diese Kritik.
© Perlentaucher Medien GmbH"
© Perlentaucher Medien GmbH"
"Ein Buch mit schrägem Witz und noch schrägeren Zeichnungen, voll von poetischen Gedanken."
Kurier (Wien), 1.6.02
"Der tollpatschig-zärtliche Bussel ist eine symphatische, prägnant gezeichnete Figur. Seine Erfahrung, ständig zu stören, teilen sicher viele Kinder. Auch werden sie in Bussels Prinzen-Rolle leicht ihre eigenen Wunschträume wiedererkennen."
Gundel Mattenklott, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.02
Kurier (Wien), 1.6.02
"Der tollpatschig-zärtliche Bussel ist eine symphatische, prägnant gezeichnete Figur. Seine Erfahrung, ständig zu stören, teilen sicher viele Kinder. Auch werden sie in Bussels Prinzen-Rolle leicht ihre eigenen Wunschträume wiedererkennen."
Gundel Mattenklott, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.02