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Für die geschichtliche Entwicklung an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert hat das Wirken Prinz Eugens in Europa die Weichen gestellt. In entscheidenden Schlachten und Friedensverträgen sicherte der österreichische Reichsfeldmarschall den Habsburgern die Macht und schuf in Europa eine "balance of power". Mit einfühlsamen Schilderungen von Eugens politischer Leistung, seiner enthusiastischen Bautätigkeit und seinem Kunstsinn fängt Franz Herre die Atmosphäre einer Epoche ein.

Produktbeschreibung
Für die geschichtliche Entwicklung an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert hat das Wirken Prinz Eugens in Europa die Weichen gestellt. In entscheidenden Schlachten und Friedensverträgen sicherte der österreichische Reichsfeldmarschall den Habsburgern die Macht und schuf in Europa eine "balance of power".
Mit einfühlsamen Schilderungen von Eugens politischer Leistung, seiner enthusiastischen Bautätigkeit und seinem Kunstsinn fängt Franz Herre die Atmosphäre einer Epoche ein.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.1997

Der Franzmann unter den Österreichern
Klein, aber oho: Franz Herre nimmt Maß an Prinz Eugen und zeichnet ohne allen Apparat das Bild eines großen Mannes

Franz Herre hat sich durch eine ganze Reihe gut zu lesender und gehaltvoller Biographien historischer Persönlichkeiten einen Namen gemacht. Er gehört zu jener in Deutschland seltenen Schar von Publizisten, die ohne wissenschaftlichen Apparat, aber doch in Anlehnung an den Stand der Forschung fähig sind, Geschichte lebendig zu machen.

Herres Darstellung des Lebens des österreichischen Feldherrn und Staatsmannes Prinz Eugen zeichnet sich durch eine klare Linie aus, die den Stoff übersichtlich gliedert und die Persönlichkeit des Prinzen deutlich hervortreten läßt. Herre gelingt es, ein anschauliches Bild von Prinz Eugen zu vermitteln, der, als Italiener in Frankreich aufgewachsen, zum größten österreichischen Staatsmann wurde. Ludwig XIV. verwehrte dem unansehnlichen, etwas verwachsenen Jüngling eine Offiziersstelle im französischen Heer. Auch Kaiser Leopold I. war, als sich der Prinz bei ihm vorstellte, zunächst skeptisch, ob dieser zierliche Mann für die Offizierslaufbahn geeignet sei. Aber der Savoyer bewährte sich und machte eine erstaunlich schnelle Karriere.

Sein erster großer Sieg über die Türken als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres bei Zenta am 11. September 1697 machte ihn nicht nur berühmt, sondern auch zur Hoffnung des durch Franzosen und Türken schwer bedrängten Habsburger-Reiches. Allerdings stand er, wie Herre anschaulich darstellt, bei den maßgeblichen Herren des Hofkriegsrates in Wien in dem Verdacht, nicht nach den strengen Regeln der hochlöblichen Kriegskunst vorzugehen und Husarenstreiche zu lieben. Dieses Vorurteil schien Eugen zu bestätigen, als er am 1. Februar 1701 mit einem weit unterlegenen Heer in Cremona durch einen Überfall den Oberbefehlshaber der französischen Italienarmee, den Herzog von Villeroy, gefangennahm. Der über diesen Vorgang irritierte Ludwig XIV. erklärte, als er das Ereignis seiner Umgebung mitteilte, Prinz Eugen sei ja eigentlich ein Franzose; der König wollte damit sagen, daß nur Franzosen das Kriegshandwerk verstünden.

Dieses Urteil, daß er wie ein Franzose zu siegen verstehe, bestätigte Eugen in den folgenden Jahren, als er im Spanischen Erbfolgekrieg zusammen mit Marlborough bei Höchstadt die Franzosen aus dem Reich, sie allein bei Turin aus Italien vertrieb und ihnen, wieder zusammen mit Marlborough, in Flandern schwere Niederlagen zufügte. Frankreich war dem Zusammenbruch nahe, als 1709 in Den Haag und später in Gertruidenburg um einen Frieden gerungen wurde.

Bei der Schilderung der Rolle des Savoyers bei diesen Verhandlungen kann ich Herre nicht folgen, wenn er dem Prinzen und den von ihm vertretenen überzogenen Forderungen des Kaisers die Schuld am Scheitern gibt. Letztere waren nicht der Grund für die Ablehnung eines Präliminarfriedens durch Ludwig XIV. Es war vielmehr die Bedingung der Seemächte und insbesondere Englands, Ludwig solle seinen Enkel aus Spanien vertreiben, die den König zur Ablehnung bewog.

Prinz Eugen war weder 1709/10 noch 1713 nach dem Frieden von Utrecht, wie Herre schreibt, ein Kriegstreiber. Er riet Karl VI., den Krieg fortzusetzen, weil Ludwig XIV. im letzten Moment in Utrecht Forderungen stellte, die sich gegen die Ehre des Kaisers richteten. Tatsächlich gelang es dem Prinzen nach einem ergebnislosen Feldzug 1713, in den von ihm geführten Friedensverhandlungen in Rastatt im März 1714 diese Forderungen zu Fall zu bringen. Frankreich war zu erschöpft, um sich dagegen wehren zu können. Die Friedensschlüsse von Rastatt und der ebenfalls von Eugen ausgehandelte Friede von Baden zwischen dem Reich und Frankreich waren große diplomatische Erfolge des Prinzen.

Man findet noch einige, nicht sonderlich ins Gewicht fallende Ungenauigkeiten in Herres Buch, die aber den positiven Gesamteindruck nicht schmälern können. Herre ist seinem Helden gegenüber durchaus kritisch; so bemängelt er die allzu lässige Art, mit der der Prinz von Wien aus den Posten eines Gouverneurs der österreichischen Niederlande - des heutigen Belgien - ausfüllte. Lesenswert sind die Passagen, in denen Herre den Savoyer als Bauherrn, Mäzen und Freund schöner Bücher schildert. In diesen Liebhabereien ging der Prinz auf, als er älter wurde. Nach einigen Schwierigkeiten mit Karl VI., der den spanischen Einflüsterungen seiner Umgebung sehr zugänglich war, nahm er in den dreißiger Jahren die Zügel der Außenpolitik fest in die Hand, ohne freilich die schlimmsten Fehler seines kaiserlichen Herrn verhindern zu können, der sich noch immer als König von Spanien fühlte. An den katastrophalen Niederlagen im sogenannten Polnischen Erbfolgekrieg 1734/ 35 und im letzten Türkenkrieg 1736 bis 1739 war der Prinz unschuldig, der mit dreiundsiebzig Jahren noch einmal für Österreich ins Feld gezogen war. Friedrich der Große bemerkte wohl zu Recht, als er vom Tod des Prinzen Eugen hörte, dieser habe für seinen Ruhm ein paar Jahre zu lange gelebt.

Herre versteht es, durch eine geschickte Auswahl von Zitaten und durch eine lebendige Schilderung die Person Prinz Eugens dem heutigen Leser nahezubringen. Wer Interesse an Geschichte hat und die Lektüre dicker wissenschaftlicher Werke scheut, wird hier sehr gut bedient. Diese auf dem Stand der Forschung stehende Biographie vereint alle Vorteile eines gut lesbaren Buches. KARL OTMAR FREIHERR VON ARETIN

Franz Herre: "Prinz Eugen". Europas heimlicher Herrscher. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997. 398 S., Abb., geb., 48,- DM.

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