Die Karibik mitten im 17. Jahrhundert. Tom Collins, der auf der Insel Nevis lebt, rettet eines Nachts beim Fischen zwei Schiffbrüchigen das Leben. Der eine ist Ramon, ein sagenhafter Lügenbold, der andere ein junger schwarzer Sklave, der sich als Prinz Faisal entpuppt. Wer ihm hilft, zu seinem Vater zurückzukehren, wird reich belohnt werden. Tom und Ramon beschließen, die Belohnung zu teilen, doch plötzlich sind Ramon und Faisal verschwunden. Ohne Tom! Er wird sich seinen Anteil holen. Eine Odyssee um die halbe Welt beginnt ... (Ab 12 Jahren.)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Siggi Seuss fallen angesichts dieses Buches sämtliche Seefahrergeschichten wieder ein, die er je gelesen hat. Begeistert erzählt er die Geschichte vom armen Jungen nach, der zwei überlebende eines Schiffsbruchs aus dem Meer fischt und sich dafür reiche Belohnung erhofft. Als die zwei verschwinden, beginnt für ihn eine abenteuerliche Odyssee nach den vermeintlichen Betrügern. Fremde Länder, gefährliche Situationen, Piraten, alles das findet man in dieser "einzigartigen Hommage" an Abenteuer-Schriftsteller wie Mark Twain, Daniel Defoe Robert Louis Stevenson oder Jack London, schwärmt Seuss. Deren viel gerühmte Abenteuerromane rufe der dänische Jugendbuchautor mit "unwahrscheinlicher Leichtigkeit" in Erinnerung, ohne die eigene Geschichte aus dem Blick zu verlieren. Dabei sei der Fortgang der Geschichte "hervorragend dramatisiert" und die Dialoge "herzerfrischend komisch", schwärmt der Rezensent. Damit macht sich Reuter seiner Ansicht nach zum "legitimen" Nachfahren der "großen Abenteurer in der Literatur".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 in der Sparte Jugendbuch!
Ganz in der Tradition der großen Abenteuer-Schriftsteller wie Mark Twain oder Robert Louis Stevenson hat der Däne Bjarne Reuter diesen großartigen Jugendroman geschrieben. Eines Nachts im Jahr 1639 rettet die 14-järige Tom Collins vor einer kleinen Karibikinsel zwei Schiffbrüchige das Leben und lässt sich auf ein Geschäft ein: Zusammen mit Ramon, einem zwielichtigen Spanier, will er den jungen Sklaven Bibido, einen Häuptlingssohn, zu seinem Vater bringen und dafür dann eine königliche Belohnung einstreichen. Doch als sich Ramon heimlich davonstiehlt, muss sich Tom auf die Jagd nach seinem "halben" Sklaven machen. (X-mag)
Ganz in der Tradition der großen Abenteuer-Schriftsteller wie Mark Twain oder Robert Louis Stevenson hat der Däne Bjarne Reuter diesen großartigen Jugendroman geschrieben. Eines Nachts im Jahr 1639 rettet die 14-järige Tom Collins vor einer kleinen Karibikinsel zwei Schiffbrüchige das Leben und lässt sich auf ein Geschäft ein: Zusammen mit Ramon, einem zwielichtigen Spanier, will er den jungen Sklaven Bibido, einen Häuptlingssohn, zu seinem Vater bringen und dafür dann eine königliche Belohnung einstreichen. Doch als sich Ramon heimlich davonstiehlt, muss sich Tom auf die Jagd nach seinem "halben" Sklaven machen. (X-mag)
Held wider Willen, Prinz oder Sklave: Bjarne Reuters großartiger Abenteuerroman
Der Ring im Titel und der Umfang des neuen Jugendbuchs von Bjarne Reuter lassen einen der phantastischen Wälzer erwarten, die zur Zeit im Trend liegen. Irrtum: Der dänische Autor, bekannt für seine zärtlich-schrägen Jungen-Helden aus schwierigen Verhältnissen, hat einen Abenteuerroman geschrieben, wie man ihn nicht mehr für möglich halten wollte. Mit den typischen gleitenden Übergängen zwischen dem Realismus historischer Erzählung und den tollsten Unwahrscheinlichkeiten aus Heldenepos und Seemannsgarn setzt Reuter alles in Szene, was wir seit dem neunzehnten Jahrhundert mit dem Abenteuer verbinden: die faszinierende und grausame Welt der großen Segelschiffe, Meuterei, Piraten, schwarze Sklaven, tropische Flaute und Sturm, Schiffbrüche und Strandungen auf einsamen Inseln. Auf dem weiten Schauplatz zwischen der Karibik und dem Kap Verde des siebzehnten Jahrhunderts folgen in raschem Tempo komische und rührende, abstruse und schreckliche Szenen, scheinbar ausweglose Gefahren und rasante Fluchten.
Der Held, Tom Collins, wächst mit seiner verwitweten Mutter und der schönen, eigensinnigen Schwester Feodora auf einer karibischen Insel auf. Feo ist wenig älter als er, ihr Vater war Spanier, Toms Vater Ire. Tom träumt davon, reich zu werden, um seine Familie aus der Abhängigkeit von einem geizigen Gastwirt zu befreien. Als der Vierzehnjährige zwei Schiffbrüchige aus dem Wasser zieht, glaubt er, seinem Lebensziel nahe zu sein, denn der Spanier Ramón verspricht ihm als Lohn für die Rettung die Hälfte am Erlös seines Gefährten, eines schwarzen Jungen, den er als seinen Sklaven und Sohn eines kapverdischen Häuptlings vorstellt. Als Beleg für diese Herkunft zeigt Ramón Tom einen Ring, den der Junge an einer Kette um den Hals trägt. Wenn es beiden gelänge, den Jungen zu seinem Vater zurückzubringen, würden sie mit Gold belohnt werden. Eines Tages sind Ramón und sein kostbarer Besitz verschwunden. Tom macht sich auf die Suche nach dem Jungen. Sie führt ihn für Jahre von zu Haus fort und in Situationen, in denen sich seine Devise bewährt: "So dicht am Tod spürt man das Leben erst wirklich."
Toms literarische Herkunft ist die Familie der Trickster und Schelme, Akteure vieler Mythen sowie barocker und moderner Romane. Diese Figuren sind listenreiche Friedenshelden und zugleich derbe Schläger, große Leidende und zupackend Handelnde. Sie sind Reisende und Lügner, die das Blaue vom Himmel herunter fabulieren und mit jedem Schritt und jedem Wort Geschichten machen - Dämonen des weltschaffenden Erzählens. Bjarne Reuter stellt seinem Schelm zwei Freunde zur Seite, Lügner und verführerische Erzähler auch sie. Dazu den androgynen Ramón, ein "Akrobat mit dem Tod als Spezialität". Der junge Nyo Boto vom Kap Verde steht dagegen auf der Seite des Lebens. Seine Waffen sind Beharrlichkeit, Geduld, Schweigen. Seine Leidenschaft gilt dem Nähen. Nadel, Faden, Stoffe, Knöpfe - mit diesen unscheinbaren Materialien hat Reuter eine Symbolspur des Verbindenden und der Bindungen gelegt und dem Sklaven die Rolle des Kulturheros und Friedensprinzen zugeschrieben. Daß und wie der stille Junge sich am Ende als der produktivste Lügner von allen herausstellt, ist die Pointe des Buchs.
Reuter erzählt Toms Abenteuer als Schicksalsroman. In der stürmischen Herbstnacht des ersten Kapitels betritt die weise Frau der Insel, die alte Zamora, das Gasthaus und liest aus Toms Hand. All ihre Weissagungen und dunklen Ratschläge kehren in den späteren Ereignissen wieder. Schicksalhaft sind auch die Erbschaften des Bluts. Eines Tages erfährt Tom, daß seine irische Großmutter eine berüchtigte Piratin war. Kein Wunder, daß er sich später mit dem wildesten Piraten der sieben Meere anfreundet. Gegen die Nötigungen des Schicksals setzt Reuter die freien Entscheidungen seiner Helden zu den selbstgewählten Pflichten des Mitgefühls, der wechselseitigen Hilfe und Freundschaft. Eine besonders einprägsame, eigentümliche Gestalt ist auch die junge Feo, die seltsame Wege geht, um sich aus den Fesseln der Frauenrolle zu befreien, und nicht weniger mutig und konsequent ist als ihr geliebter, beneideter Bruder.
Eine der rätselhaften Warnungen Zamoras lautet: "Höre nie auf einen Gecko." In Gestalt des Geckos, eines verderbten Alter ego, tritt Tom der Teufel entgegen und versucht ihm seine Seele abzuluchsen. Doch selbst in solchen Augenblicken schließt der Junge den Teufelspakt nicht. Er bewahrt sein liebevolles, treues Herz und bleibt unschuldig trotz der Gewaltakte, mit denen er sich mehrfach aus der Schlinge ziehen muß. Reuter vermeidet das Risiko, mit einem unbeirrbar guten Helden ins blasse Moralisieren abzugleiten, indem er Tom das Richtige meist wider seinen erklärten Willen tun läßt. Höhepunkt dieses Konflikts ist das Geschehen auf der jamaikanischen Zuckerplantage - Mitte, Knotenpunkt und Wende des Romans, der ein eindrucksvolles Bild frühneuzeitlicher Selbstermächtigung zeichnet.
GUNDEL MATTENKLOTT
Bjarne Reuter: "Prinz Faisals Ring". Aus dem Dänischen übersetzt von Gabriele Haefs. Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2002. 491 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 12 J.
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