Die patriotische Dichtung „Prinz Friedrich von Homburg“ aus dem Jahre 1809/11 ist das letzte verfasste Drama von Heinrich von Kleist, das erst zehn Jahre nach seinem Tod, also 1821 in Wien uraufgeführt werden konnte.
Dem Schauspiel liegt ein bedeutendes Ereignis der preußischen Geschichte
zugrunde: der Sieg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm über die schwedische Armee in der Schlacht bei…mehrDie patriotische Dichtung „Prinz Friedrich von Homburg“ aus dem Jahre 1809/11 ist das letzte verfasste Drama von Heinrich von Kleist, das erst zehn Jahre nach seinem Tod, also 1821 in Wien uraufgeführt werden konnte.
Dem Schauspiel liegt ein bedeutendes Ereignis der preußischen Geschichte zugrunde: der Sieg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm über die schwedische Armee in der Schlacht bei Fehrbellin im Jahre 1675. Prinz Friedrich von Homburg greift entgegen dem ausdrücklichen Befehl mit seiner Reiterei zu früh in die Schlacht ein und verhindert wahrscheinlich dadurch den vollständigen Sieg über die Schweden. Der Kurfürst verurteilt ihn zum Tode, begnadigt ihn jedoch, nachdem Homburg die Gerechtigkeit des Urteils und damit die Notwendigkeit soldatischer Disziplin anerkannt hat. Kleist lässt in seiner historischen Bühnendichtung jedoch die Verurteilung vollstrecken, ja er macht sie zum Mittelpunkt seines Stückes.
Bedingt durch Kleists frühen Tod und den verspäteten Druck existieren mehrere Über-lieferungen des Stücks. Die vorliegende Studienausgabe des Reclam Verlages bringt den von Ludwig Tieck herausgegebenen Erstdruck von 1821. Im ausführlichen Anhang werden die etwas verworrenen Überlieferungsverhältnisse mit ihren verschiedenen Varianten kurz beleuchtet. Besonders die Unterschiede zwischen dem Erstdruck und dem sogenannten Heidelberger Manuskript werden umfassend dargelegt.
In einem Nachwort geht der Herausgeber und Literaturwissenschaftler Alexander Kosenina zunächst auf die zahlreichen Vieldeutigkeiten des Kleist-Dramas ein und gibt dann sechs Denkanstöße, die zur Lektüre und zu selbstständigen Überlegungen einladen sollen. So verweist er darauf, dass „Prinz Friedrich von Homburg“ nicht als Geschichtsdrama, „wohl aber als Umschmelzung eines historischen Stoffes zu politischen Zwecken konzipiert war“.
Das Schauspiel hat über Generationen hinweg immer wieder neue Interpretationen und Ideen hervorgebracht, was eindeutig dessen literarische Qualität bestätigt und auch für Leser des 21. Jahrhunderts immer wieder ein Gewinn und eine Herausforderung ist.
Die Reclam-Studienausgabe - rechtzeitig zum 200. Todestag des Dichters erschienen - bietet einen kritischen Text ohne Bearbeitungen und Modernisierungen und ist für Schule und Studium bestens geeignet.
Manfred Orlick