Produktdetails
  • Verlag: Böhm (Markus) / GVA & Kunst
  • Seitenzahl: 112
  • Deutsch
  • Abmessung: 350mm
  • Gewicht: 1220g
  • ISBN-13: 9783980872638
  • ISBN-10: 3980872637
  • Artikelnr.: 20751100
Autorenporträt
Für den Starfotografen Daniel Biskup, Jg. 962, traten sie alle vor das Objektiv seiner Nikon: Bill Gates, der Dalai Lama, die deutschen Bundeskanzler von Helmut Schmidt über Helmut Kohl, Gerhard Schröder bis hin zu Angela Merkel, Michail Gorbatschow, Silvio Berlusconi, Claudia Schiffer, Thomas Gottschalk, Stefan Raab, Dieter Bohlen, Karl Lagerfeld, Wladimir Putin. Nicht zu vergessen Papst Benedikt XVI. Und in seinen Reportagezyklen scheint Biskups Auge für den besonderen Augenblick im Alltag und im Alltäglichen durch. Ausstellungen seiner Bilder, von denen er nicht nur die Negative, sondern auch Abzüge archiviert, waren in St. Petersburg, Nowosibirsk, Wolgograd, Tomsk, Krasnodar, in Berlin, Hamburg, Augsburg und Chemnitz zu sehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2005

Gezielt intim: Daniel Biskups Porträts

Großartiger läßt sich der Kult um das Kino und der Mythos der Stars nicht zelebrieren als mit dem Triptychon, das sich der Filmproduzent Bernd Eichinger hinter dem Schreibtisch seines Münchner Büros mit den plakatgroßen Rollenporträts von Bogart, Monroe und James Dean geschaffen hat: dreimal der Blick nach innen gerichtet, fragend, skeptisch, konzentriert - und dabei stets diesen Hauch von Unsicherheit auf dem Gesicht wie im Moment vor einer alles bestimmenden Entscheidung, dem Moment, bevor man über sich hinauswächst und größer wird als das Leben selbst. Das sind Porträts, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, sie strahlen vielmehr herunter wie aus dem Pantheon.

Es gehört nicht wenig Selbstbewußtsein dazu, vor diesem Götterreigen zu bestehen, und Bernd Eichinger wählte 1999 nicht den schlechtesten Weg. Für ein Porträt streckte er dem Fotografen Daniel Biskup die Füße auf dem Tisch entgegen, spielte mit einer Zigarette und schaute mit solch abgeklärtem, auch müdem Blick in die Kamera, daß jeder augenblicklich begreift, wie unglamourös die Arbeit mit den Stars ist. Es gehört freilich auch nicht wenig Ironiebewußtsein dazu, von einem Plakat am Fußboden den Napoleon-Darsteller des Stummfilms von Abel Gance zu Eichinger anerkennend aufschauen zu lassen, wie es Biskups wunderbare Komposition eingerichtet hat: Helden unter sich.

"Private Bilder" nennt Daniel Biskup seinen Fotoband, in dem er mit gut hundert Porträts die deutsche Prominenz und etliche Politiker und Showstars des Auslands versammelt. Es ist ein irreführender Titel. Denn Biskup zeigt keineswegs private Momente und hat die Menschen nur selten zu Hause besucht. Erhard Eppler auf dem Balkon, auf einem Liegestuhl hingestreckt mit einem Buch; Helmut Kohl im Keller seines Hauses, am Schreibtisch in einem Ordner blätternd; Johannes Rau am Fenster, auch er lesend: Das sind keine intimen Augenblicke, sondern Verabredungen, die eher schlecht als recht die Inszenierung zu verbergen versuchen.

Aber vielleicht liegt gerade darin die Intimität: daß Biskup die Modelle sich präsentieren läßt, wie sie selbst sich sehen. Das würde auch erklären, weshalb in diesem Buch soviel gelächelt und gelacht wird wie nie zuvor in einem Bildband mit Porträts. Lauter freundliche Menschen schauen in die Kamera: Charles Schumann vor seiner Bar, Anne Will im Straßencafé, Thomas Gottschalk zwischen Zapfsäulen, Bill Gates hinter Glas, und Reinhold Messner lächelt sogar mit einem tibetischen Idol um die Wette. Dazwischen kaum ein Starporträt.

Und auch das ist privat: daß Daniel Biskup die Begegnungen nicht dazu nutzt, sich als Künstler zu verwirklichen, die Menschen einem Schema zu unterwerfen. Genaugenommen war es ihm nicht einmal darum zu tun, ihnen die Masken vom Gesicht zu reißen, wie es sonst von Fotografen erwartet wird, die für so viele Magazine und Zeitungen arbeiten wie Biskup. Aber womöglich wird man ihnen erst auf diese Weise gerecht. Zumindest macht das privaten Umgang aus. - Unsere Abbildung zeigt den Musiker Al Jarreau. (Daniel Biskup: "Private Bilder". Verlag Markus Böhm, Leipzig 2005. Ohne Paginierung, Abb., geb., 24,80 [Euro].)

FREDDY LANGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht auf den ersten Blick offenbart sich, worin das Private der Momente bestehen soll, die der Fotograf Daniel Biskup von Prominenten festgehalten hat, räumt Rezensent Freddy Langer ein. Biskup zeige keine "intimen Augenblicke, sondern Verabredungen, die eher schlecht als recht die Inszenierung zu verbergen versuchen", stellt Langer klar. Aber vielleicht lasse sich die Intimität darin finden, dass Biskup seinen Modellen die Freiheit lässt, sich so zu präsentieren, wie sie sich selbst sehen. Anne Will im Straßencafe, Thomas Gottschalk zwischen Zapfsäulen oder Bill Gates hinter Glas - die Leistung des Fotografen liege darin, "die Begegnungen nicht dazu zu nutzen, sich als Künstler zu verwirklichen", muss Langer zugestehen. Dennoch weiß er nicht recht, was er davon halten soll, dass Biskup den Porträtierten nicht die Masken vom Gesicht reiße. Seinem Ziel, private Bilder, "privaten Umgang", zu schaffen würde der Fotograf auf diese Weise nicht gerecht werden.

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