Das 1. Buch des Titus Livius überliefert viele Prodigien anschaulich in kurzen Geschichten. Dieser besondere Charakter steht im starken Gegensatz zu den späteren, katalogartigen Prodigienauflistungen und begründet die vorliegende motivgeschichtliche und narratologische Untersuchung, die es in dieser Form noch nicht gibt. Der intensive Blick auf die Darstellungsart der Prodigien wie auch auf deren Einbettung in den Kontext der römischen Königsgeschichte zeigt Titus Livius nicht länger als einen strengen Restaurator altrömischer Religion. Die Autorin lässt vielmehr ein Bild von Livius entstehen, der sich mitunter als ein Zweifler offenbart und seine Bedenken feinsinnig und klug in sein 1. Buch einfließen ließ.