In "Professor Bernhardi" thematisiert Arthur Schnitzler die Konflikte zwischen Wissenschaft, Ethik und gesellschaftlichen Normen im Wien der Jahrhundertwende. Der Plot entfaltet sich um den hochgradig moralischen und intellektuellen Konflikt des jüdischen Arztes Dr. Bernhardi, der sich weigert, einen sterbenden Patienten sofort über seinen Zustand aufzuklären, weil es seine Überzeugung ist, dass dies mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Der Text ist durchzogen von Schnitzlers charakteristischer psychologischer Scharfsinnigkeit und einem kritischen Blick auf die medizinische Praxis und die gesellschaftlichen Konventionen, die zu einem eindringlichen Drama voller Spannungen und ethischer Dilemmata führen. Arthur Schnitzler, geboren 1862 in Wien, war ein bedeutender Vertreter des modernen Dramas und der Prosa im deutschsprachigen Raum. Als Arzt und Beobachter seiner Zeit war er empfänglich für die Spannungen zwischen Wissenschaft und Moral, die in "Professor Bernhardi" explizit thematisiert werden. Schnitzler, selbst in einem von Vorurteilen geprägten Umfeld aufgewachsen, reflektiert in diesem Werk einen tiefen Bezug zu Fragen der Identität und des Ethos, die nicht nur die jüdische Gemeinschaft betreffen. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit den ethischen Herausforderungen der modernen Medizin und den vielschichtigen Aspekten der menschlichen Natur beschäftigen möchten. Schnitzlers eindringliche Erzählweise und die vielschichtigen Charaktere laden zur Reflexion über die Rolle des Arztes in der Gesellschaft ein und sind nach wie vor von zeitloser Relevanz.