Anfang der 60er Jahre wurde das Bundesland Schleswig-Holstein von einem Skandal erschüttert, der weltweite Beachtung fand. Der in der NS Zeit durch seine Funktion als Obergutachter bei den als Aktion T4 bezeichneten Morden an kranken und behinderten Menschen bekannt gewordene Professor Dr. Werner Heyde war nach Kriegsende aus seiner Inhaftierung geflohen und über mehrere Jahre in Flensburg untergetaucht. Unter dem Decknamen Dr. Fritz Sawade konnte er sich erneut als Arzt und Gutachter eine neue Existenz aufbauen und blieb über viele Jahre unbehelligt. Seine Enttarnung 1959 deckte ein erschreckend großes Unterstützungsnetz an namhaften Mitwissern aus Politik, Justiz und Ärzteschaft auf, die Heydes wahre Identität aus Eigennutz, aus Solidarität mit einem alten Parteikameraden und aus Angst vor Aufdeckung der eigenen NS-Vergangenheit verschwiegen hatten. Keiner der Mitwissenden ist für seine Taten später verurteilt worden. Noch Jahrzehnte nach diesem Skandal, der das Ausmaß der Assimilierung ehemaliger Nazigrößen in die Strukturen der noch jungen Bundesrepublik zum Teil offen legte, gibt es noch immer neue Blickwinkel und unveröffentlichte Forschungsergebnisse, die den Vorgang Heyde bzw. Sawade in ein anderes Licht tauchen. Der Historiker und Publizist Jens Nielsen legt mit diesem Buch ein Werk vor, dass das Thema Euthanasie und den Umgang mit der einstigen Nazi-Elite in der Nachkriegszeit neu in die Köpfe holt - denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Zitat: August Bebel
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