Dieses Buch geht an einer Reihe von exemplarischen Fällen der Frage nach, ob und wie Wirtschaftseliten in Zeiten globaler Umbrüche und sozialer Verwerfungen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Auf der Basis eines Kategorienschemas, das unterschiedliche Stufen und Typen von Verantwortlichkeit differenziert, wird in neun Fallstudien danach gefragt, warum bzw. unter welchen Bedingungen die Wirtschaft Verantwortung übernimmt und wann bzw. warum sie dies ablehnt. Ausgewählt wurden der "Deutsche Corporate Governance Kodex", die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Zwangsarbeiterentschädigung, der Fall "Mannesmann/Vodafone", das Tarifmodell 5000x5000 bei VW, die "Schockwerbung" von Benetton, die Aktivitäten der Tabakindustrie gegen die Einschränkung ihrer Werbemaßnahmen, die Frauenförderung in der Wirtschaft, das Projekt Business@School von Boston Consulting und die Umweltrichtlinie EMAS. Am Ende des Bandes stehen einige generalisierte Schlussfolgerungen im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortungsübernahme der Wirtschaft und die Gründe ihres sozialen Engagements.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2007Soziale Firmen – dringend gesucht
Es ist nach wie vor umstritten, wie stark sich Unternehmen um soziale Belange außerhalb ihrer eigenen Geschäfte kümmern sollten. Die Arbeitsminister der stärksten Industrienationen (G-8-Staaten) haben auf ihrer Tagung in Dresden Anfang Mai ebenso über die soziale Verantwortung von Firmen diskutiert wie die acht Staats- und Regierungschefs einen Monat später in Heiligendamm. Letztere riefen Unternehmen und Verbände ausdrücklich dazu auf, ihre Aktivitäten im In- und Ausland den Werten und Standards anzupassen, wie sie von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen bereits in Verhaltenskodizes formuliert worden sind. Was damit aber gemeint ist, bleibt bei solchen Appellen meist ungewiss. Insofern kommt ein Buch genau zur rechten Zeit, das hier Aufklärung verspricht.
Die Sozialwissenschaftler Peter Imbusch und Dieter Rucht und ihre Koautoren sprechen von gesellschaftlicher Verantwortung oder, so der auch hierzulande verwendete englische Begriff Corporate Social Responsibility, nur dann, wenn Unternehmen „über ihre genuin ökonomischen Verpflichtungen hinausgehend, helfend, fördernd oder verbessernd auf die Gesellschaft im Ganzen, gesellschaftliche Teilbereiche oder einzelne Gruppen der Gesellschaft einzuwirken versuchen”. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie selbst beteiligt waren an den Missständen, die sie beseitigen wollen. Mit anderen Worten: Firmen werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht schon dadurch gerecht, wie der ehemalige BDI-Präsident Michael Rogowski meint, dass sie „Arbeitsplätze zur Verfügung stellen”.
Ein Höchstmaß an Verantwortung wäre vielmehr dann erreicht, wenn sich ein Unternehmen, das sich zwischen dem eigenen Profit und der Verbesserung der Lebensbedingungen anderer Gruppen entscheiden muss, für das Gemeinwohl einsetzt.
Das Buch enthält dazu neun anschauliche und analystisch präzise Fallstudien: Sie reichen vom Fall Mannesmann-Vodafone als Beispiel genutzter aktienrechtlicher Grauzonen über die Kampagnen der Zigarettenindustrie gegen Rauchverbote, die langwierige Auseinandersetzung zwischen führenden deutschen Unternehmen und den Vertretern der Opfer um die Entschädigung von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges bis hin zur ethisch fragwürdigen Schockwerbung der Kleiderfirma Benetton und der Umsetzung des „Deutschen Corporate Governance Kodex”.
Die zentrale Frage, unter welchen Bedingungen Unternehmen sich tatsächlich sozial engagieren, beantworten die Autoren in ihrer vergleichenden Auswertung vorsichtig – wie es sich für seriöse Wissenschaftler angesichts einer recht schmalen empirischen Basis gehören mag. Immerhin wagen sie aber die These, dass „eine aus eigenem Antrieb und aus eigener Einsicht erfolgende Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung eher selten” und am ehesten dort zu erwarten sei, wo es sich um ein „ernsthaftes Anliegen” bestimmter Führungspersonen handle. Ferner sei auch ein „gewisser Druck” nötig, und schließlich müsse der „erhoffte Nutzen” größer sein als die entstehenden Kosten. Diese Befunde lassen es geraten erscheinen, in der Debatte über die aussichtsreichsten Mittel und Wege, das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen zu fördern, nicht zu einseitig auf das Prinzip der Freiwilligkeit zu setzen. Werner Bührer
Zum Thema
Druck von der Seite
Stefanie Hiß: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung? Ein soziologischer Erklärungsversuch. Campus Verlag, Frankfurt / New York 2006, 340 Seiten, 39,90 Euro.
Weder Markt noch Moral erklären hinreichend, warum sich Unternehmen freiwillig sozial engagieren. Die Autorin hält gesellschaftliche Erwartungen an die Unternehmenspolitik für die Ursache.
Druck von unten
Alex Demirovic: Demokratie in der Wirtschaft. Positionen – Probleme – Perspektiven. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2007, 305 Seiten, 27,90 Euro.
In diesem Buch geht es um eine stärker politisch akzentuierte Form von Verantwortung, im Mittelpunkt stehen die Gewerkschaften und ihre Rolle bei der Demokratisierung der Wirtschaft. Ihre Aufgabe hat nach Ansicht des Autors an Bedeutung gewonnen, weil der Einfluss von Arbeitnehmervertretungen in Zeiten der Globalisierung ausgehöhlt wird.
Peter Imbusch/ Dieter Rucht (Hrsg.): Profit oder Gemeinwohl? Fallstudien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Wirtschaftseliten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007,
334 Seiten, 26,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Es ist nach wie vor umstritten, wie stark sich Unternehmen um soziale Belange außerhalb ihrer eigenen Geschäfte kümmern sollten. Die Arbeitsminister der stärksten Industrienationen (G-8-Staaten) haben auf ihrer Tagung in Dresden Anfang Mai ebenso über die soziale Verantwortung von Firmen diskutiert wie die acht Staats- und Regierungschefs einen Monat später in Heiligendamm. Letztere riefen Unternehmen und Verbände ausdrücklich dazu auf, ihre Aktivitäten im In- und Ausland den Werten und Standards anzupassen, wie sie von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen bereits in Verhaltenskodizes formuliert worden sind. Was damit aber gemeint ist, bleibt bei solchen Appellen meist ungewiss. Insofern kommt ein Buch genau zur rechten Zeit, das hier Aufklärung verspricht.
Die Sozialwissenschaftler Peter Imbusch und Dieter Rucht und ihre Koautoren sprechen von gesellschaftlicher Verantwortung oder, so der auch hierzulande verwendete englische Begriff Corporate Social Responsibility, nur dann, wenn Unternehmen „über ihre genuin ökonomischen Verpflichtungen hinausgehend, helfend, fördernd oder verbessernd auf die Gesellschaft im Ganzen, gesellschaftliche Teilbereiche oder einzelne Gruppen der Gesellschaft einzuwirken versuchen”. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie selbst beteiligt waren an den Missständen, die sie beseitigen wollen. Mit anderen Worten: Firmen werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht schon dadurch gerecht, wie der ehemalige BDI-Präsident Michael Rogowski meint, dass sie „Arbeitsplätze zur Verfügung stellen”.
Ein Höchstmaß an Verantwortung wäre vielmehr dann erreicht, wenn sich ein Unternehmen, das sich zwischen dem eigenen Profit und der Verbesserung der Lebensbedingungen anderer Gruppen entscheiden muss, für das Gemeinwohl einsetzt.
Das Buch enthält dazu neun anschauliche und analystisch präzise Fallstudien: Sie reichen vom Fall Mannesmann-Vodafone als Beispiel genutzter aktienrechtlicher Grauzonen über die Kampagnen der Zigarettenindustrie gegen Rauchverbote, die langwierige Auseinandersetzung zwischen führenden deutschen Unternehmen und den Vertretern der Opfer um die Entschädigung von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges bis hin zur ethisch fragwürdigen Schockwerbung der Kleiderfirma Benetton und der Umsetzung des „Deutschen Corporate Governance Kodex”.
Die zentrale Frage, unter welchen Bedingungen Unternehmen sich tatsächlich sozial engagieren, beantworten die Autoren in ihrer vergleichenden Auswertung vorsichtig – wie es sich für seriöse Wissenschaftler angesichts einer recht schmalen empirischen Basis gehören mag. Immerhin wagen sie aber die These, dass „eine aus eigenem Antrieb und aus eigener Einsicht erfolgende Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung eher selten” und am ehesten dort zu erwarten sei, wo es sich um ein „ernsthaftes Anliegen” bestimmter Führungspersonen handle. Ferner sei auch ein „gewisser Druck” nötig, und schließlich müsse der „erhoffte Nutzen” größer sein als die entstehenden Kosten. Diese Befunde lassen es geraten erscheinen, in der Debatte über die aussichtsreichsten Mittel und Wege, das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen zu fördern, nicht zu einseitig auf das Prinzip der Freiwilligkeit zu setzen. Werner Bührer
Zum Thema
Druck von der Seite
Stefanie Hiß: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung? Ein soziologischer Erklärungsversuch. Campus Verlag, Frankfurt / New York 2006, 340 Seiten, 39,90 Euro.
Weder Markt noch Moral erklären hinreichend, warum sich Unternehmen freiwillig sozial engagieren. Die Autorin hält gesellschaftliche Erwartungen an die Unternehmenspolitik für die Ursache.
Druck von unten
Alex Demirovic: Demokratie in der Wirtschaft. Positionen – Probleme – Perspektiven. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2007, 305 Seiten, 27,90 Euro.
In diesem Buch geht es um eine stärker politisch akzentuierte Form von Verantwortung, im Mittelpunkt stehen die Gewerkschaften und ihre Rolle bei der Demokratisierung der Wirtschaft. Ihre Aufgabe hat nach Ansicht des Autors an Bedeutung gewonnen, weil der Einfluss von Arbeitnehmervertretungen in Zeiten der Globalisierung ausgehöhlt wird.
Peter Imbusch/ Dieter Rucht (Hrsg.): Profit oder Gemeinwohl? Fallstudien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Wirtschaftseliten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007,
334 Seiten, 26,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
"Insgesamt liegt mit diesem Buch eine sehr instruktive Analyse von Unternehmensverantwortung vor. [...] Der Sammelband ist gut für die Lehre geeignet, da die Fallbeispiele alle sehr systematisch nach dem gleichen Muster analysiert wurden." Scheinwerfer (vormals Rundbrief des Transparency International Deutschland e.V.), April 2008
"Die analog konstruierten Fallbeispiele sind allesamt anschaulich aufbereitet und eröffnen eine umfassende Darstellung des jeweiligen Themas, der auch oohne vorherige Kenntnisse gut zu folgen ist. Obwohl die ein inhaltlich breites Spektrum abdeckenden Fallstudien in diesem Sinne für sich stehen, lässt sich jede ausdrücklich in einer oder mehrerer Kategorien [...] verorten und verleiht damit dem Sammelband den inhaltlichen Zusammenhalt eines monografischen Werks." Soziologische Revue, 04/2008
"Anschaulich wird das Engagement (oder die ablehnende Haltung) von bedeutenden Konzernen mit ihren unterschiedlichen Beweggründen, Ausprägungen und Stufen beschrieben, analysiert und schließlich von den Herausgebern bilanziert." Stiftung & Sponsoring - Das Magazin für Nonprofit-Management und -Marketing, 06/2007
"Ein Buch [...], das nicht nur für an Elitenbildung interessierte Forscher relevant ist, sondern auch für den PR-Verantwortlichen Mehrwerte zu bieten hat." Verbändereport, 09/2007
"Die analog konstruierten Fallbeispiele sind allesamt anschaulich aufbereitet und eröffnen eine umfassende Darstellung des jeweiligen Themas, der auch oohne vorherige Kenntnisse gut zu folgen ist. Obwohl die ein inhaltlich breites Spektrum abdeckenden Fallstudien in diesem Sinne für sich stehen, lässt sich jede ausdrücklich in einer oder mehrerer Kategorien [...] verorten und verleiht damit dem Sammelband den inhaltlichen Zusammenhalt eines monografischen Werks." Soziologische Revue, 04/2008
"Anschaulich wird das Engagement (oder die ablehnende Haltung) von bedeutenden Konzernen mit ihren unterschiedlichen Beweggründen, Ausprägungen und Stufen beschrieben, analysiert und schließlich von den Herausgebern bilanziert." Stiftung & Sponsoring - Das Magazin für Nonprofit-Management und -Marketing, 06/2007
"Ein Buch [...], das nicht nur für an Elitenbildung interessierte Forscher relevant ist, sondern auch für den PR-Verantwortlichen Mehrwerte zu bieten hat." Verbändereport, 09/2007