Wer Richard Morgan zuvor nicht kannte, wird durch Profit sicher dazu veranlasst werden, mehr von diesem Autor lesen zu wollen, dem das Etikett Science Fiction anheftet, dabei unsere gegenwärtige Welt nur konsequent weiter entwickelt. Wie Banken, Finanziers jegliche Bodenhaftung verlieren, ihre
Wetten auf Aktien und Fonds ein Maß annehmen, dass die ganze Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen…mehrWer Richard Morgan zuvor nicht kannte, wird durch Profit sicher dazu veranlasst werden, mehr von diesem Autor lesen zu wollen, dem das Etikett Science Fiction anheftet, dabei unsere gegenwärtige Welt nur konsequent weiter entwickelt. Wie Banken, Finanziers jegliche Bodenhaftung verlieren, ihre Wetten auf Aktien und Fonds ein Maß annehmen, dass die ganze Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wird, wäre, wenn Morgan sie vor fünf Jahren beschrieben hätte, einem noch wie ein Zukunftsszenarium vorgekommen. Autoren wie er rücken das Vorstellbare jedoch nah an die Wirklichkeit heran. Und die heißt in seinem Fall Conflict Investment. Warum Gewinne aufs Spiel setzen, wenn man rechtzeitig weiß, wen man unterstützen soll, um sie abzusichern. Egal ob der Mann nun ein Diktator ist, an Massenexekutionen die Schuld trägt, sein Land wirtschaftlich ausblutet, Hautsache man verkauft ihm das Waffenpotential, das er benötigt, um sich an der Macht zu halten und seine Rohstoffe auszubeuten. Neigt sich seine Unterstützung zur Neige, springt man halt auf den Zug der Rebellen auf. Überall auf der Welt in Asien, in Lateinamerika, in Afrika. Und alle spielen mit Europäer, wie Amerikaner, wie Japaner.Es kommt auf den Profit an. Er verändert die Welt, sichert der Finanzwelt außerhalb der Zonen für Normalsterbliche in einer schwer bewachten Burg Luxus und Überleben, doch er frißt gleichzeitig durch eine RundumdieUhrMentalität jegliches Privat-, wie Familienleben. Schließlich geht es ums Geld. Natürlich bedient sich Morgan des bewährten Personals von Gut und Böse, der Versuchung, der Schuld, doch webt er das Bekannte so geschickt ein, dass man sich von einem spannenden Plot überzeugt lässt. Einer der Höhepunkte des Romans besteht darin, dass die Guten sich in einer Wohnung versammeln, um einen der Schlechten anzuwerben, und nicht imstande sind, einen schlagwütigen Nachbarn davon abzuhalten, seine Frau zu quälen. Sie fühlen sich für das große Ganze zuständig. Die Frage nach der Moral wird von Morgan nicht in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse aufgeteilt. Selbst die Manager müssen sich in Challenges beweisen, sie rasen über die Autobahn, um sich gegenseitig umzubringen. Und wer nicht dem Tod bezahlen will, muss schneller, kaltblütiger, brutaler sein. Kapitalismus der besonderen Art. Wer weiß, ob er nicht in naher Zukunft auf uns wartet.