Lizzi fristet ihre Tage mit Pralinen vor der Glotze, Doddo verbummelt ihre Freizeit in den Umkleidekabinen von Trend-Boutiquen. Als Doddos Gatte, ein berühmter Fernsehproduzent, entführt wird, werden die ungleichen Mädels zu einem fast unschlagbaren Ermittlerinnenteam.
Ein Krimi über die wunderbare Welt der Fernsehserien und über das aufregende Leben in einer Reihenhaussiedlung: spannend, komisch, hintergründig.
Ein Krimi über die wunderbare Welt der Fernsehserien und über das aufregende Leben in einer Reihenhaussiedlung: spannend, komisch, hintergründig.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2001Hinter den Hecken lauert der Tod
Für das Rathaus schon zwei Exemplare des Krimis bestellt
SULZBACH. Das Verbrechen schlummert überall. Und will man der Phantasie von Uli Aechtner Glauben schenken, dann geschehen höchst umtriebige Dinge hinter Sulzbachs Ligusterhecken. Hausfrauen und gelangweilte Teilzeitkräfte werden außerehelich beglückt; Kinder und Ehemänner verschwinden spurlos; selbsternannte Detektivinnen umrunden bei ihren Verhören der verdächtigen Nachbarschaft den Sulzbacher Sportplatz, und Ex-Ehefrauen und Ehefrauen geben sich ein höchst verträgliches Stelldichein. Donnerwetter: Ausgerechnet Sulzbach ist Schauplatz eines Krimis mit Mord und Totschlag.
Die Autorin Aechtner, eine ehemalige Fernsehjournalistin, lebt selbst in einer Reihenhaussiedlung im Bad Vilbeler Stadtteil Dortelweil und hat dort Recherchen machen können. Daß die lieben Nachbarn den reihenhauseigenen Parkplatz verstellen, der Müll fremder Leute plötzlich die eigene Tonne verstopft, seien die kleinen "Freundlichkeiten", die sie selbst erlebe und die deshalb auch in ihrem Roman "Programmschluss" vorkämen. Freilich scheute sich die Schriftstellerin dann doch, ihre Betrachtungen der menschlichen Natur ganz nach Bad Vilbel zu verlegen. Gar nicht auszudenken, wenn sich Freunde, Nachbarn oder gar Bekannte als Protagonisten des Romans gewähnt hätten. Sulzbach, das sie sehr gut kenne, weil sie da oft Bekannte besuche, sei deshalb eher zufällig ausgewählt worden. Im Ballungsraum Rhein-Main gelte ohnehin ein Phänomen für alle Vorstadtsiedlungen: "Man kennt sich und kennt sich doch nicht richtig." Dieser Einschätzung würde Claus Heide, Erster Beigeordneter der Gemeindevertretung in Sulzbach, glatt widersprechen. Angesprochen auf die nun sogar schriftlich verbürgte sexuelle Umtriebigkeit der Sulzbacher, räumte der Kommunalpolitiker ein: "Das kann schon stimmen." Gerade in einer Reihenhaussiedlung habe es in der Tat mal eine Absteige des horizontalen Gewerbes gegeben. So harmlos und idyllisch wie Sulzbach dem Ortsfremden erscheint, ist es offenbar nicht. Heide jedenfalls, nun neugierig gemacht, notierte sich sofort die Bestellnummer des Buches: Bis Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU) aus dem Urlaub zurückkommt, sollen zumindest schon zwei Exemplare des "Sulzbach-Krimis" im Rathaus vorhanden sein. Während für Heide in jedem Sulzbacher offenbar auch ein kleiner Casanova schlummert, verbürgt sich Landrat Berthold Gall (CDU), von 1978 bis 1986 Bürgermeister Sulzbachs, für die Anständigkeit seiner ehemaligen Mitbürger: In Sulzbach sei die Welt noch in Ordnung. Auch wenn alle handelnden Personen des Buches frei erfunden sind und sich Gall etwas richtig Verruchtes in Sulzbach nicht vorstellen kann, so will er den Krimi dennoch so schnell wie möglich lesen.
HEIKE LATTKA
Uli Aechtner, "Programmschluss", Fischer Taschenbuch, ISBN 3-596-14959-2, 13,50 Mark
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für das Rathaus schon zwei Exemplare des Krimis bestellt
SULZBACH. Das Verbrechen schlummert überall. Und will man der Phantasie von Uli Aechtner Glauben schenken, dann geschehen höchst umtriebige Dinge hinter Sulzbachs Ligusterhecken. Hausfrauen und gelangweilte Teilzeitkräfte werden außerehelich beglückt; Kinder und Ehemänner verschwinden spurlos; selbsternannte Detektivinnen umrunden bei ihren Verhören der verdächtigen Nachbarschaft den Sulzbacher Sportplatz, und Ex-Ehefrauen und Ehefrauen geben sich ein höchst verträgliches Stelldichein. Donnerwetter: Ausgerechnet Sulzbach ist Schauplatz eines Krimis mit Mord und Totschlag.
Die Autorin Aechtner, eine ehemalige Fernsehjournalistin, lebt selbst in einer Reihenhaussiedlung im Bad Vilbeler Stadtteil Dortelweil und hat dort Recherchen machen können. Daß die lieben Nachbarn den reihenhauseigenen Parkplatz verstellen, der Müll fremder Leute plötzlich die eigene Tonne verstopft, seien die kleinen "Freundlichkeiten", die sie selbst erlebe und die deshalb auch in ihrem Roman "Programmschluss" vorkämen. Freilich scheute sich die Schriftstellerin dann doch, ihre Betrachtungen der menschlichen Natur ganz nach Bad Vilbel zu verlegen. Gar nicht auszudenken, wenn sich Freunde, Nachbarn oder gar Bekannte als Protagonisten des Romans gewähnt hätten. Sulzbach, das sie sehr gut kenne, weil sie da oft Bekannte besuche, sei deshalb eher zufällig ausgewählt worden. Im Ballungsraum Rhein-Main gelte ohnehin ein Phänomen für alle Vorstadtsiedlungen: "Man kennt sich und kennt sich doch nicht richtig." Dieser Einschätzung würde Claus Heide, Erster Beigeordneter der Gemeindevertretung in Sulzbach, glatt widersprechen. Angesprochen auf die nun sogar schriftlich verbürgte sexuelle Umtriebigkeit der Sulzbacher, räumte der Kommunalpolitiker ein: "Das kann schon stimmen." Gerade in einer Reihenhaussiedlung habe es in der Tat mal eine Absteige des horizontalen Gewerbes gegeben. So harmlos und idyllisch wie Sulzbach dem Ortsfremden erscheint, ist es offenbar nicht. Heide jedenfalls, nun neugierig gemacht, notierte sich sofort die Bestellnummer des Buches: Bis Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU) aus dem Urlaub zurückkommt, sollen zumindest schon zwei Exemplare des "Sulzbach-Krimis" im Rathaus vorhanden sein. Während für Heide in jedem Sulzbacher offenbar auch ein kleiner Casanova schlummert, verbürgt sich Landrat Berthold Gall (CDU), von 1978 bis 1986 Bürgermeister Sulzbachs, für die Anständigkeit seiner ehemaligen Mitbürger: In Sulzbach sei die Welt noch in Ordnung. Auch wenn alle handelnden Personen des Buches frei erfunden sind und sich Gall etwas richtig Verruchtes in Sulzbach nicht vorstellen kann, so will er den Krimi dennoch so schnell wie möglich lesen.
HEIKE LATTKA
Uli Aechtner, "Programmschluss", Fischer Taschenbuch, ISBN 3-596-14959-2, 13,50 Mark
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