«Propeller-Opa» hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir zeitweise einen Enkel gewünscht habe. (Jürgen von der Lippe)
Vor vielen Jahren, als noch Krieg herrschte, war Jacks Opa ein berühmter Pilot. Aber nun wird er immer verwirrter im Kopf. Und als Opa ins Altersheim Twilight Towers kommen soll, das von der finsteren Vorsteherin Miss Swine geführt wird, ist Jack entschlossen, seinem Opa zur Flucht zur verhelfen. Doch die böse Vorsteherin ist ihnen dicht auf den Fersen ...
David Walliams ist der erfolgreichste britische Kinderbuchautor der letzten Jahre und gilt als würdiger Nachfolger von Roald Dahl.
Vor vielen Jahren, als noch Krieg herrschte, war Jacks Opa ein berühmter Pilot. Aber nun wird er immer verwirrter im Kopf. Und als Opa ins Altersheim Twilight Towers kommen soll, das von der finsteren Vorsteherin Miss Swine geführt wird, ist Jack entschlossen, seinem Opa zur Flucht zur verhelfen. Doch die böse Vorsteherin ist ihnen dicht auf den Fersen ...
David Walliams ist der erfolgreichste britische Kinderbuchautor der letzten Jahre und gilt als würdiger Nachfolger von Roald Dahl.
Ein völlig verrücktes Buch, das trotz des ernsten Themas auch sehr lustig ist! WAZ 20220827
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2017Der Großvater auf dem Kirchturm
David Walliams und Toni Ross schreiben und malen eine englische Fliegerklamotte
Da haben wir wieder das literarische Paar, dem beim Schreiben und Zeichnen die Augen wie ein Feuerwerk gefunkelt haben müssen: der englische Autor David Walliams und der Illustrator Toni Ross, schrill und rasant und ohne Notbremse.
Beide hatten sich mit „Gangsta-Oma“ schon eine Figur geschaffen, die kein Tabu mehr kennt und die Vorstellung von der geliebten, weisen und familienfreundlichen alten Frau vollkommen auf den Kopf stellt. Nun kommt der Opa an die Reihe, ein alter Mann an der Grenze des Vergessens, der manchmal ausreißt und verloren geht, auf einen Kirchturm klettert oder sich wieder im Zweiten Weltkrieg wähnt. Also: ein Problem für seine Kinder, so wie Tausende von wirklich alten Vätern ihre Familien bis zur Schmerzgrenze belasten können. Aber Walliams lässt seinen alten Mann nicht im Stich. Er gibt ihm vielmehr Jack zur Seite, den Enkel, den die Eltern, Käseverkäuferin im Supermarkt und Buchhalter, zum Hüter seines Großvaters zu machen versuchen, weil ihnen der Alte lästig ist. Ist es die hundertste Geschichte einer glücklichen Lösung durch Einsicht und Besserung? Dafür hätten Walliams und Ross nicht zu Feder und Bleistift gegriffen. Sie haben eine wahre Wundertüte voll Spaß und Spitfires gestopft, samt Klamauk und Kinderabenteuern einer politisch so inkorrekten Natur, dass man als Leser die Luft anhalten muss. Als Erwachsener? Oder als erwachsener deutscher Leser mit Kindern, der peinlich genau darauf achtet, dass die Erziehung dieses Kindes auch nicht durch einen Hauch von Militarismus, Antirassismus oder Antifeminismus kontaminiert wird. Die Geschichte von Propeller-Opa ist ein Schock vor allem für Pazifisten jeglicher Art. Und eine Nachhilfelektüre für alle, die an den Unterschied zwischen der englischen und der deutschen Geschichte erinnert werden müssen. Denn die deutschen Leser bekommen etwas ziemlich Seltenes geboten: den englischen Blick auf den Zweiten Weltkrieg und auf die Deutschen, die damals ohne Unterschied als Feinde, Krauts und Nazis bezeichnet wurden und die von den tapferen britischen Soldaten besiegt wurden. Der Propeller-Opa hatte das alles erlebt. Er war Kampfpilot der Royal Air Force. Und wenn ihm nun die Gegenwart entgleitet – diese gloriosen Jahre als Kampfflieger sind unvergesslich und verleihen ihm immer mehr Autorität und Stärke, je hilfloser er in einer Gegenwart leben muss, die er nicht mehr versteht.
Aber gerade das macht den üblichen Sozialfall eines widerborstigen Pflegebedürftigen zu einem unbeschreiblichen Abenteuer: Jack, der Enkel, versteht ihn sehr wohl. Er, der noch nicht in dem staatlichen, nach Nützlichkeit geordneten System steckt, begreift, dass es dem Großvater nichts mehr bedeutet, und er springt mit einem Satz zu ihm in die Vergangenheit. Das beginnt ganz harmlos. Wie ein Spiel. Der Großvater erklärt ihm alles und bringt schließlich dem Enkel bei, was ein Royal Air Force Pilot wissen und können muss. Und dann wird die Sache ernst und die Geschichte zu einer herrlichen Mischung aus Krimi und Klamotte. Der Großvater wird in ein Heim gesteckt, das von als Pflegerinnen verkleideten Ganoven und Dieben geführt wird, sodass er sich im Kriegsgefangenenlager wähnt und mit seinem Kadetten den Ausbruch plant, in einem der alten Spitfires aus dem Museum, die sie stehlen und fliegen. Wir sind im Märchen, in einem nationalen Mythos vom alles entscheidenden Sieg, von Englands ewig unvergessener Glorie. Und was ist das Ganze? Bitterböse Satire oder ganz normales Kinderbuch? Viel Spaß mit Ross und Walliams und ihrem Propeller-Opa. (ab 12 Jahre)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
David Walliams: Propeller-Opa. Aus dem Englischen von Bettina Münch. Mit Illustrationen von Toni Ross. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2017. 464 Seiten, 14,99 Euro.
Der Rabe und der Fuchs. Ein Rabe, der auf einem Ast sitzt, hält ein Stück Käse im Schnabel.
Ein Fuchs, der den Käse riecht, kann dem Raben so schmeicheln, dass dieser zu singen anfängt und den Käse fallen lässt.
„Ein jeder Schmeichler mästet sich / vom Fette des, der willig auf ihn hört.“
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David Walliams und Toni Ross schreiben und malen eine englische Fliegerklamotte
Da haben wir wieder das literarische Paar, dem beim Schreiben und Zeichnen die Augen wie ein Feuerwerk gefunkelt haben müssen: der englische Autor David Walliams und der Illustrator Toni Ross, schrill und rasant und ohne Notbremse.
Beide hatten sich mit „Gangsta-Oma“ schon eine Figur geschaffen, die kein Tabu mehr kennt und die Vorstellung von der geliebten, weisen und familienfreundlichen alten Frau vollkommen auf den Kopf stellt. Nun kommt der Opa an die Reihe, ein alter Mann an der Grenze des Vergessens, der manchmal ausreißt und verloren geht, auf einen Kirchturm klettert oder sich wieder im Zweiten Weltkrieg wähnt. Also: ein Problem für seine Kinder, so wie Tausende von wirklich alten Vätern ihre Familien bis zur Schmerzgrenze belasten können. Aber Walliams lässt seinen alten Mann nicht im Stich. Er gibt ihm vielmehr Jack zur Seite, den Enkel, den die Eltern, Käseverkäuferin im Supermarkt und Buchhalter, zum Hüter seines Großvaters zu machen versuchen, weil ihnen der Alte lästig ist. Ist es die hundertste Geschichte einer glücklichen Lösung durch Einsicht und Besserung? Dafür hätten Walliams und Ross nicht zu Feder und Bleistift gegriffen. Sie haben eine wahre Wundertüte voll Spaß und Spitfires gestopft, samt Klamauk und Kinderabenteuern einer politisch so inkorrekten Natur, dass man als Leser die Luft anhalten muss. Als Erwachsener? Oder als erwachsener deutscher Leser mit Kindern, der peinlich genau darauf achtet, dass die Erziehung dieses Kindes auch nicht durch einen Hauch von Militarismus, Antirassismus oder Antifeminismus kontaminiert wird. Die Geschichte von Propeller-Opa ist ein Schock vor allem für Pazifisten jeglicher Art. Und eine Nachhilfelektüre für alle, die an den Unterschied zwischen der englischen und der deutschen Geschichte erinnert werden müssen. Denn die deutschen Leser bekommen etwas ziemlich Seltenes geboten: den englischen Blick auf den Zweiten Weltkrieg und auf die Deutschen, die damals ohne Unterschied als Feinde, Krauts und Nazis bezeichnet wurden und die von den tapferen britischen Soldaten besiegt wurden. Der Propeller-Opa hatte das alles erlebt. Er war Kampfpilot der Royal Air Force. Und wenn ihm nun die Gegenwart entgleitet – diese gloriosen Jahre als Kampfflieger sind unvergesslich und verleihen ihm immer mehr Autorität und Stärke, je hilfloser er in einer Gegenwart leben muss, die er nicht mehr versteht.
Aber gerade das macht den üblichen Sozialfall eines widerborstigen Pflegebedürftigen zu einem unbeschreiblichen Abenteuer: Jack, der Enkel, versteht ihn sehr wohl. Er, der noch nicht in dem staatlichen, nach Nützlichkeit geordneten System steckt, begreift, dass es dem Großvater nichts mehr bedeutet, und er springt mit einem Satz zu ihm in die Vergangenheit. Das beginnt ganz harmlos. Wie ein Spiel. Der Großvater erklärt ihm alles und bringt schließlich dem Enkel bei, was ein Royal Air Force Pilot wissen und können muss. Und dann wird die Sache ernst und die Geschichte zu einer herrlichen Mischung aus Krimi und Klamotte. Der Großvater wird in ein Heim gesteckt, das von als Pflegerinnen verkleideten Ganoven und Dieben geführt wird, sodass er sich im Kriegsgefangenenlager wähnt und mit seinem Kadetten den Ausbruch plant, in einem der alten Spitfires aus dem Museum, die sie stehlen und fliegen. Wir sind im Märchen, in einem nationalen Mythos vom alles entscheidenden Sieg, von Englands ewig unvergessener Glorie. Und was ist das Ganze? Bitterböse Satire oder ganz normales Kinderbuch? Viel Spaß mit Ross und Walliams und ihrem Propeller-Opa. (ab 12 Jahre)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
David Walliams: Propeller-Opa. Aus dem Englischen von Bettina Münch. Mit Illustrationen von Toni Ross. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2017. 464 Seiten, 14,99 Euro.
Der Rabe und der Fuchs. Ein Rabe, der auf einem Ast sitzt, hält ein Stück Käse im Schnabel.
Ein Fuchs, der den Käse riecht, kann dem Raben so schmeicheln, dass dieser zu singen anfängt und den Käse fallen lässt.
„Ein jeder Schmeichler mästet sich / vom Fette des, der willig auf ihn hört.“
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