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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2012

Propheten im Kampf
Wie mit Urängsten um Geld und Macht gekämpft wird

Der 1943 in Ostpreußen geborene Diplommeteorologe Wolfgang Thüne begann seine Laufbahn 1968 nach Referendariat und Zweiter Staatsprüfung im Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach/Main. Von 1971 bis 1986 war er nebenberuflich Wettermoderator beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Im Mai 1974 wechselte er in das Landesamt für Umweltschutz des Landes Rheinland-Pfalz in Oppenheim/Rhein. Der ständige Kontakt zur Politik veranlasste ihn, ein Zweitstudium in Soziologie, politischer Wissenschaft und Geographie zu beginnen. Er schloss es im März 1986 mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Anschließend ging er für die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Rio de Janeiro. Nach seiner Rückkehr im Sommer 1990 übernahm er im Ministerium für Umwelt von Rheinland-Pfalz in Mainz die Leitung des Referates Naturwissenschaftlich-technische Grundsatzfragen der Umweltpolitik bis zum Eintritt in den Ruhestand im April 2008.

Seine umfassende wissenschaftliche Ausbildung und sein herausragender beruflicher Werdegang zeichnen ihn als exzellenten Kenner der Meteorologie, Klimatologie und Wetterkunde aus, der auch politisch und soziologisch Standing aufweist. Vor dieser Neuerscheinung hatte er bereits zwei Bücher zum Themenkomplex Klimawandel vorgelegt. Das erste trägt den Titel "Der Treibhaus-Schwindel" und das zweite "Freispruch - für C02! Wie ein Molekül die Phantasien von Experten gleichschaltet". Außerdem hat er an einer DVD mitgewirkt, die gemeinsam mit den Autoren Professor Fred Singer und Lord Monckton produziert wurde. Die DVD trägt den Titel "Der Klima-Schwindel - Wie die Öko-Mafia uns abzockt".

Zusätzlich zu seinem exzellenten Fachwissen hat Wolfgang Thüne einen großen Vorteil. Er ist unabhängig. Er muss weder für sich selbst noch für irgendwelche Mitarbeiter Forschungs- oder Fördermittel beantragen. Alle in diesem Wissenschaftsfeld aktiven Forscher sind auf staatliche Fördermittel angewiesen. Nur wenn sie dem Mainstream folgen, wird das notwendige Geld für Mitarbeiter und Forschung bewilligt. Auf dem Boden dieser Unabhängigkeit ficht Thüne für die wissenschaftliche Wahrhaftigkeit und legt den Finger in die wissenschaftlichen Wunden der aktiven Meteorologen und Klimatologen. "Wer sich der Wirklichkeit verweigert, indem er sie nicht erforschen und verstehen will, ist schon an ihr gescheitert." So sieht der langjährige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Hubert Markl die Aufgabe der Forscher definiert.

Der Deutsche Hochschulverband hat eine Resolution beschlossen, in der die Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit definiert wird. Wer nur das Kohlendioxid für schuldig erklärt, ohne den Gesamtzusammenhang zu erklären, ist als Wissenschaftler gescheitert. Thünes neues Buch entlarvt auf rund 590 Seiten den politischen Mainstream in Sachen Klimawandel. Die Tatsache, dass dieses Buch im Gegensatz zu allen bisher zu diesem Themenkomplex erschienenen Ausarbeitungen völlig ohne Grafiken auskommt, unterstreicht seine soziologisch-politische Ausrichtung. Er braucht kein einziges Chart, nicht einmal die Entwicklung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre, um seine politische Botschaft zu überbringen.

Klimawandel gibt es seit mehr als 500 Millionen Jahren. Das System Erde mit der Geosphäre, der Hydrosphäre, der Kryosphäre, der Atmosphäre und der Biosphäre ist ein hochkomplexes nicht lineares chaotisches System. Aus diesem komplizierten Zusammenhang eine einzige Einflussgröße, nämlich den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre, herauszuziehen und als Klimateufel zu verurteilen, ist wissenschaftlich nicht zulässig. Wenn man sich auf eine Haupteinflussgröße beschränkte, dann wäre es die Sonnenaktivität. Sie hat den Haupteinfluss, nicht das Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen. Die klimatischen Zusammenhänge sind extrem komplex; zwischen den Abhängigkeiten gibt es positive und negative Rückkopplungen.

Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, hat im November 2010 ausgeführt, dass die Klimapolitik nichts mehr mit Umweltschutz zu tun habe. Es gehe um Wirtschaftspolitik. De facto werde durch die Klimapolitik das Weltvermögen umverteilt. Gemeint ist hier eine Umverteilung von oben nach unten. Es fallen auch Begriffe wie "industrielle Transformation" oder "De-Karbonisierung der Wirtschaft" und "gesellschaftlicher Umbau". Das sind die Ziele der Umwelt- und Klimapolitologen.

Die wahren Ziele der Umweltpolitiker beschreibt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU): "Das kohlenstoffbasierte Weltwirtschaftsmodell ist auch ein normativ unhaltbarer Zustand, denn es gefährdet die Stabilität des Klimasystems und damit die Existenzgrundlagen künftiger Generationen. Die Transformation zur Klimaverträglichkeit ist daher moralisch ebenso geboten wie die Abschaffung der Sklaverei und die Ächtung der Kinderarbeit. Bereits seit geraumer Zeit befindet sich das fossile ökonomische System international im Umbruch. Dieser Strukurwandel wird vom WBGU als Beginn einer ",Großen Transformation' zur nachhaltigen Gesellschaft verstanden."

Der politische Mainstream nutzt das bei der Verbrennung fossiler Energien entstehende Kohlendioxid als Instrument zur "Großen Transformation". Thüne zeigt auf, wie mit unseren Ängsten gespielt und mit der Klimahysterie um Geld und Macht gefeilscht wird. Wenn wir diese durch den Mainstream geprägte Klimapolitik weiterführen, hat der lange Marsch in die Unfreiheit begonnen.

DIETER AMELING.

Der Rezensent war von 2000 bis 2008 Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender des Stahlinstituts VDEh in Düsseldorf.

Wolfgang Thüne: Propheten im Kampf um den Klimathron.

WT Wetterwerkstatt, Oppenheim 2011, 590 Seiten, 24,80 Euro

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