Um 1500 hält die Prostitution als eigenständiges Thema Einzug in die Kunst.Der Autor vollzieht die visuelle Konstruktion des Motivkomplexes nach und analysiert die hybriden Transformationsprozesse von der sakralen Kunst des Mittelalters bis zur Genremalerei des 16. Jahrhunderts. Anhand von eingehenden Fallstudien zeigt er auf, dass sich Kunstschaffende nicht, wie in der Forschung häufig angenommen, primär an den soziokulturellen Bedingungen in Bordellen orientierten. Stattdessen handelt es sich bei den Darstellungen um höchst artifizielle Bildschöpfungen. Das gilt insbesondere für die Inszenierung der Handlungsorte sowie die spezifischen Akteurskonstellationen, in denen sich die Genese stereotyper Geschlechterrollen manifestiert. Der Band konzentriert sich auf die visuelle Dimension und legt die hohe Wirksamkeit der Bilder offen, deren Einfluss bis in die Gegenwart reicht.