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In shaping the modern academy and in setting the agenda of modern Christian theology, few institutions have been as influential as the German universities of the nineteenth century. This book examines the rise of the modern German university from the standpoint of the Protestant theological faculty, focusing especially on the University of Berlin (1810), Prussia's flagship university in the nineteenth century. In contradistinction to historians of modern higher education who often overlook theology, and to theologians who are frequently inattentive to the social and institutional contexts of…mehr

Produktbeschreibung
In shaping the modern academy and in setting the agenda of modern Christian theology, few institutions have been as influential as the German universities of the nineteenth century. This book examines the rise of the modern German university from the standpoint of the Protestant theological faculty, focusing especially on the University of Berlin (1810), Prussia's flagship university in the nineteenth century. In contradistinction to historians of modern higher education who often
overlook theology, and to theologians who are frequently inattentive to the social and institutional contexts of religious thought, Thomas Albert Howard argues that modern university development and the trajectory of modern Protestant theology in Germany should be understood as interrelated
phenomena.
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Autorenporträt
Thomas Albert Howard currently holds the Stephen Phillips Chair in history and is director of the Jerusalem & Athens Forum at Gordon College in Wenham, Massachusettes. He is the author of Religion and the Rise of Historicism and Protestant Theology and the Making of the Modern German University, winner of the Lilly Fellows Program Book Award for 2007. He is also the editor of The Future of Christian Learning: An Evangelical and Catholic Dialogue by Mark Noll and James Turner.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2006

Vorbild für Amerika
Thomas Albert Howard untersucht den Einfluß der protestantischen Theologie auf die Universitäten

Es gab eine Zeit, als Tausende von amerikanischen Studenten nach Europa segelten, um das deutsche Paradies der höheren Bildung kennenzulernen, in dem die protestantische Theologie eine wichtige Rolle spielte. Das war lange vor dem Zeitalter der Exzellenzwettbewerbe.

Theologische Fakultäten spielen an deutschen Universitäten heute oft eine merkwürdige Rolle. Von den einen werden sie abschätzig als lästiger Wurmfortsatz am kerngesunden Organismus deutscher akademischer Wissenschaft betrachtet, den herauszuoperieren höchste Zeit sei, um die menschheitsfördernden Erkenntnisse der Bio- und Nanotechnologie reinzuhalten von obskurantistischer Metaphysik. Andere ahnen, daß man mit einem naturalistischen oder mechanistischen Weltverständnis nicht auskommt, daß es der Theologie und der Philosophie bedarf, um die Phänomene des menschlichen Geistes zu verstehen, aber sie wissen nicht, wie man sich diesen heiligen Orten nähert, und betrachten sie lieber aus sicherer Distanz.

Theologen lamentieren gerne über die sich aus dieser Ambivalenz ergebende prekäre Stellung ihres Faches. Ein Blick in das Buch des amerikanischen Historikers Thomas Albert Howard könnte sie belehren, daß dieser unsichere Zustand seit der Aufklärung andauert und daß das Klagen eine Begleiterscheinung gewesen ist. Howards Monographie könnte auch den Verächtern der wissenschaftlichen Theologie deutlich machen, daß ihre Geringschätzung historische Patina angesetzt hat und sich eine kleine Bibliothek zu ihrer Darstellung und Widerlegung auffahren ließe, angesichts deren die antitheologische Kritik antiquiert aussieht.

Howard sieht eine Interdependenz zwischen der Reorganisation der Universitäten und der Neuformierung der evangelischen Theologie im neunzehnten Jahrhundert. Nachdem die Theologie im Zuge des aufklärerischen Vernunftoptimismus zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts als moribund galt, erlebte sie im Zuge der Neuorganisation der preußischen Universitäten ihre unerwartete Auferstehung. Dabei hatte sie an dieser Neuorganisation, wie sie sich exemplarisch in Berlin vollzog, maßgeblichen Anteil, etwa in der Person Schleiermachers. Knapp hundert Jahre später sorgte ein Ausnahmetalent wie Adolf von Harnack am selben Ort dafür, daß die protestantische Theologie unter den günstigen institutionellen Bedingungen des Wilhelminismus, auf die Harnack maßgeblich einwirkte, eine zweite Blüte erlebte. Im gleichen Zeitraum entwickelte sich die Theologie "von einem apologetischen, praxisorientierten, konfessionellen Unternehmen" in der Nachreformationszeit hin zu einem "zunehmend ,liberalen'" Projekt, welches das "Ethos des modernen kritischen Wissens", der Wissenschaft, repräsentierte.

Der Erfolg der neuen Form des akademischen Unterrichts im allgemeinen und der hohen Standards der protestantischen Theologie im besonderen sprach sich herum: Tausende amerikanischer Studenten segelten nach Europa, um das deutsche Paradies höherer Bildung kennenzulernen. Der größte Teil davon immatrikulierte sich an den theologischen Fakultäten. Dies hatte institutionelle Auswirkungen im Heimatland: Amerikanische Universitäten, die häufig konfessionellen Ursprungs waren, wurden von germanophilen Wissenschaftlern geprägt. So wurde die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore 1876 nach deutschem Vorbild gegründet. Von den dreiundfünfzig Wissenschaftlern, die dort im Jahre 1884 lehrten, hatten fast alle an hiesigen Universitäten studiert. Über ein Dutzend waren dort promoviert worden. So ist es kaum verwunderlich, daß auch der Doktorgrad in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten exportiert wurde und dort als "Ph. D." einen ungeahnten Boom erlebte.

Gegenläufige Tendenzen fehlten nicht und verstärkten sich in der zweiten Jahrhunderthälfte: Den Attacken der neuen Disziplin der Religionsgeschichte und -wissenschaft eines Friedrich Max Müller, Paul de Lagarde und Friedrich Delitzsch (letzterer von Howard übersehen) von links und einer antimodernen Bekenntnistheologie von rechts vermochte das historistische Theologiekonzept des Kulturprotestantismus noch standzuhalten. Es erlag dann aber dem Ansturm der dialektischen Theologie, die mit ihrem apodiktischen Insistieren auf der Apriorität der göttlichen Offenbarung vor aller menschlichen Erkenntnis dem veränderten Lebensgefühl "zwischen den Zeiten" und der verbreiteten Krisenstimmung in der Weimarer Republik besser gerecht wurde als der altmodische Wissensoptimismus der älteren Theologengeneration.

Howards Beobachtungen sind nicht besonders neu. Schleiermachers und Harnacks bedeutende Rolle in der Wissenschaftsorganisation ist unlängst vor allem von Wissenschaftshistorikern mehrfach dargestellt worden. Dabei ist aber gerade in der deutschen Forschung die Tendenz zu beobachten, daß die beiden Berliner Professoren in erster Linie als Wissenschaftsorganisatoren wahrgenommen und so (gewollt oder ungewollt) enttheologisiert werden.

Die eigentliche Leistung dieses Buches liegt darum nicht in der Darstellung dieser Rolle, sondern in der Schilderung der wechselseitigen Beeinflussung von Reformtheologie und Reformuniversität. Die Theologie der Aufklärungszeit diente als eine der Hebammen der preußischen Bildungsrevolution, und diese produzierte eine spezifische, nämlich staatstreue, historisch-kritische und unkonfessionelle Theologie, die im wesentlichen gesellschaftlich stabilisierend wirkte, dabei sich aber von den Kirchen zunehmend entfernte.

Insgesamt tendiert Howard allerdings dazu, die Hochschultheologie des neunzehnten Jahrhunderts sachlich unangemessen zu homogenisieren. Zwar werden Randfiguren wie Lagarde und Franz Overbeck genannt. Andere einflußreiche Einzelgestalten wie die Blumhardts, Martin Kähler, Adolf Schlatter und andere, die keineswegs dieses Wissenschaftsideal repräsentierten und zum Teil von außen auf die Universitäten einwirkten, fehlen aber völlig oder werden nur beiläufig erwähnt. Die konfessionell-lutherisch geprägte Erlanger Schule kommt kaum in den Blick - hier rächt sich die Konzentration auf Preußen - , wie überhaupt der Autor in neuere deutschsprachige Theologiegeschichten kaum hineingeschaut zu haben scheint. Die Vielfalt an den Fakultäten in den deutschen Territorien wird dadurch nur ansatzweise sichtbar. (Auch ist es wohl nur so zu erklären, daß in dem Buch der Berliner Systematiker Julius Kaftan durchgehend zu "Kafton" verballhornt wurde.)

Trotz mancher Schwächen in der Berücksichtigung der Quellen und der Kategorienbildung ist dieses Buch lesenswert, denn es ist elegant geschrieben, und sein Autor läßt sich immer wieder zu originellen spekulativen Überlegungen verleiten, die zum Nachdenken anregen. So kontrastiert er im Schlußkapitel das Modell von Theologie als wissenschaftlichem Großbetrieb in einem staatskirchlichen institutionellen Rahmen, wie es Harnack propagierte, mit dem altkirchlichen Ideal von Theologie als Schriftauslegung zur geistlichen Vervollkommnung. Im Zeitalter der Exzellenzwettbewerbe und Drittmittelakquisitionen ist dieser Ruf zur Besinnung auf das Kernthema der Theologie mehr denn je am Platze.

WOLFRAM KINZIG

Thomas Albert Howard: "Protestant Theology and the Making of the Modern German". Oxford University Press, Oxford 2006. 496 S., geb., 135,- $.

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