Aufbauend auf einer kreativen Neuinterpretation des Marxschen "Kapital" als auch der "Ethik" Spinozas entwickelt Karl Reitter die Grundlagen einer substanziellen Theorie der Befreiung. Er zeigt, dass die Philosophie der Befreiung, nicht zu trennen von den Bedingungen eines freien Gemeinwesens, das eigentliche Anliegen von Marx wie Spinoza darstellt. Im Zentrum der Neulektüre stehen der Arbeitsbegriff bei Marx sowie der Begriff des conatus bei Spinoza. Die Rekonstruktion wird vom Autor zu einer umfassenden Theorie des Befreiungsprozesses weitergeführt, der sowohl den Körper als auch den Intellekt des Menschen umfassen muss. Wenn die Produktivkraft der Arbeit (Marx) als auch das Tätigkeitsvermögen des Körpers wie des Geistes (Spinoza) nicht fremdbestimmt, sondern selbstbestimmt und autonom ausgeübt werden kann, dann sind die Bedingungen eines freien Gemeinwesens gegeben. Im letzten Abschnitt des Buches konfrontiert Karl Reitter die elementaren, raum-zeitlichen Prozesse der Befreiung mit der Existenz des der Gesellschaft gegenüberstehenden Staates. Das Buch ermöglicht es, Probleme wie den gemeinsamen Kern jeglicher Befreiungsbestrebungen zu verstehen.