Der vorliegende, interdisziplinär angelegte Tagungsband leuchtet die tschechisch-deutschen kulturellen und kommunikativen Beziehungen im 19. Jahrhundert aus. Neben kulturellen Erscheinungen im engeren Sinne (Sprache, Literatur, Theater) werden deren Rahmenbedingungen (Institutionen, Kulturpolitik etc.) reflektiert. Aus einer literatur-, kultur- und sprachwissenschaftlichen Perspektive werden Aspekte bilingualer und binationaler Milieus behandelt, wobei den Sprachwechslern, bilingual gebildeten Künstlern oder Wissenschaftlern, die sich für eine Sprache als Standard- bzw. Prestigesprache entschieden haben, ein besonderes Interesse gilt. Diskutiert werden ferner Probleme der Herausbildung einer tschechischen Nationalliteratur im Wechselspiel mit der deutschböhmischen Regionalliteratur. Dabei geht es um Fragen der Produktion, Rezeption und Distribution sowie um Aspekte der Kanonisierung nach Verbindlichkeitsvorgaben auf der Ebene der literarischen Produktion wie Partizipation. Zudem werden auch solche Phänomene in den Blick genommen, die über die ästhetische Funktion im engeren Sinne hinaus von gesellschaftspolitischer Relevanz sind (Utopie, Idylle etc.). Untersucht werden somit unterschiedliche Ausdrucksformen „böhmischer“ Identität und Kultur und deren Durchsetzung im Kontext kulturpolitischer und institutioneller Prozesse.