Das von Freud entwickelte und für die Psychoanalyse grundlegende Konzept der infantilen Sexualität ist von Beginn an auf heftigen Widerstand gestoßen und wie kein anderes missverstanden worden. Im Spannungsfeld von Natur und Kultur, innerer Welt und äußerer Realität strukturiert sich die Psyche entlang der Triebschicksale des infantil Sexuellen, das in allem Erleben und Handeln wirkt und als Gegenstand von Abwehr, Widerstand und Übertragung den Kern des Unbewussten bildet. Mit diesem Verständnis von Psycho-Sexualität als Ausgangspunkt der seelischen Dynamik steht die Psychoanalyse quer zu allen anderen Psychologien. Innerhalb der Psychoanalyse provoziert dies nicht abschließbare Interpretationen und leidenschaftliche Kontroversen. Die Liberalisierung der Sexualmoral vermochte nichts am grundsätzlich Unbefriedigenden, Verstörenden und Konflikthaften des infantil Sexuellen zu verändern, und sie enthebt uns nicht der Frage nach der unbewussten Bedeutung von manifesten Äußerungsformen des Sexuellen - unabhängig davon, ob diese gerade sozial erwünscht oder verboten sind. In den Vorlesungen 2010 werden Grundlagen vermittelt und Differenzen benannt.
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