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Y. H. Yerushalmi hat das Verhältnis von Psychoanalyse und Judaismus auf die irritierende Formel gebracht: Psychoanalyse sei "gottloses Judentum". Mit Derrida fragt der Autor nach dem tieferen Sinn dieser Aussage. Sein Argument: Wir vermögen das Familiengeheimnis von Psychoanalyse und Judaismus erst zu lüften, wenn wir des "unvordenklichen Archivs der Beschneidung" eingedenk sind, das sich im Zustand des Vergessenseins befindet. Die Circumcision liegt beiden Schriftgedächtnissen (Judaismus und Psychoanalyse) als gemeinsames Körpergedächtnis zugrunde. In Frage steht damit beider Genese: Hat das…mehr

Produktbeschreibung
Y. H. Yerushalmi hat das Verhältnis von Psychoanalyse und Judaismus auf die irritierende Formel gebracht: Psychoanalyse sei "gottloses Judentum". Mit Derrida fragt der Autor nach dem tieferen Sinn dieser Aussage. Sein Argument: Wir vermögen das Familiengeheimnis von Psychoanalyse und Judaismus erst zu lüften, wenn wir des "unvordenklichen Archivs der Beschneidung" eingedenk sind, das sich im Zustand des Vergessenseins befindet. Die Circumcision liegt beiden Schriftgedächtnissen (Judaismus und Psychoanalyse) als gemeinsames Körpergedächtnis zugrunde. In Frage steht damit beider Genese: Hat das Trauma der Beschneidung die psychoanalytische Theoriebildung irgend affiziert? Ist umgekehrt der jüdische Monotheismus das Ergebnis einer besonderen Sozialisationsweise, die Freud im Namen eines allgemeinen Komplexes ("Ödipus") aufgedeckt hat? Gefragt wird nach der Wirkung des kulturell Unbewussten. Die Anstrengung gilt der Entzifferung verborgener Erinnerungsspuren im Sinne von J. Assmann.
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Autorenporträt
Franz Maciejewski, geboren 1946, Soziologe mit Zusatzausbildung in Psychoanalyse (Zürich), arbeitet an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Beschneidungsritus steht im Mittelpunkt von Franz Maciejewskis Studie, die ganz auf der Höhe der philosophischen Diskussion im Schnittpunkt mehrerer Wissenschaften sich befindet: der Psychoanalyse, der Ethnopsychologie, der Soziologie und der Kulturwissenschaft. Für Jan Assmann hat Maciejewski Außerordentliches geleistet: indem er die Beschneidung als kulturell geformtes frühkindliches Trauma begreife, das unterhalb der Bewusstseinsschwelle in die individuelle Psychohistorie eingeht, gelänge es dem Autor, freut sich Assmann, Freuds Erkenntnisse in die Psychodynamik der Kultur und seine Aussagen über das phylo- beziehungsweise ethnogenetische Gedächtnis eines Volkes aufzugreifen und weiterzuentwickeln. "Nicht der Monotheismus, sondern der Beschneidungsritus steht am Anfang der Entwicklung", fasst Assmann Maciejwskis Hauptthese zusammen. Das kulturelle Gedächtnis umfasst eben weit mehr, resümiert Assmann, als die mündliche oder schriftliche Weitergabe von Mitteilungen, es enthält ebenso Riten, Sitten, Urszenen, die sich im Körper des Menschen einschreiben können und ein "mentales Milieu" schaffen, indem sowohl Monotheismus wie Psychoanalyse gut gedeihen. Assmann verspricht sich von Maciejewskis provozierendem Beitrag Auftrieb für eine unter anderem psychoanalytisch orientierte Kulturwissenschaft.

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