Die Veröffentlichung "Gesammelter Schriften" zu Lebzeiten eines Verfassers, von ihm selbst gewünscht und besorgt, muß wohl als eine Alterserscheinung gebucht werden. Die Gerontologie hat sich mit diesem Problem noch nicht befaßt; vermutlich, weil die Zahl der Fälle zu ge ring ist. Auch läßt sich, so scheint es, die Haltung des Autors nur allzu leicht begreifen. Zu einem "laudator temporis acti" geworden, wünscht er dem lesenden Publikum, vor allem aber sich selbst, ein Wiedersehen mit seinen früheren Arbeiten, so wie die Alten Herren an silbernen und goldenen Jubiläumstagen zusammenkommen, um ein wenig belustigt und ein wenig gerührt in gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen. Leider sind solche Stunden des Wiedersehens selten ungetrübt. Der Kreis der Teilnehmer ist klein; die Zahl der stummen Gäste mahnt und bedrückt. Und wie alt die einstigen Jugendfreunde geworden sind! Ihr Bild- in der Erinnerung unverwandelt- ist nicht zugleich mit uns und mit ihnen gealtert. Nun stehen sie vor uns, ergraut und gebückt, in Massen geglückte oder enttäuschte Existenzen.
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